Die Blut-Loge
Vampir tat – er suchte sich ein schwaches, nachgiebiges Geschöpf als Beute aus. Der junge Mann war von Natur aus mit übernatürlichen Instinkten gesegnet, ohne es zu wissen. Er erspürte die Zuneigung des Mädchens, ebenso wie ihre Furcht vor Zurückweisung. Deshalb machte er es ihr leicht und bat sie um Nachhilfe in Mathematik, was sie freudestrahlend zusagte.
In seinem geräumigen Zimmer paukten die Beiden nun für die nächste Klausur und dabei spielte Bela, teils bewusst, teils unbewusst, mit den Gefühlen des hübschen Mädchens, indem er sie immer wieder scheinbar unbeabsichtigt berührte. Einmal beugte er sich von hinten über sie als sie über einem Lehrbuch saß und sog den feinen Duft ihres Haares ein. Sein Blick glitt über die weiche, geschwungene Linie ihres Nackens zu ihren Schultern auf ihr bebendes Dekolletee unter dem leichtem Top, das sie heute trug. Es war heiß in Los Angeles, und auch Bela spürte eine ungewohnte Hitze in sich aufsteigen. Er versucht, diesen zarten Hals zu küssen, der ihn unwiderstehlich anzog wie ein Magnet. Lucy tat so, als würde sie nichts bemerken, obwohl sie deutlich seinen warmen Atem auf ihrer Haut spürte. Sie sehnte sich so sehr nach seiner Nähe.
In diesem Augenblick ging die Türe des Jugendzimmers auf. Ruben Stark stand im Türrahmen, erfasste mit einem einzigen Blick die Situation und warf seinem Sohn einen missbilligenden Blick zu. Die Teenager waren zusammen gezuckt bei dem unerwarteten Eindringen von Belas Vater. Lucy stotterte eine schüchterne Begrüßung, packte dann hastig ihre Bücher zusammen und floh wie ein verängstigtes Tier aus dem Zimmer. Ruben Stark spürte, dass er handeln musste. Noch am gleichen Tage nahm er wieder Kontakt zu den Sanguinern auf und bat um eine dringende Zusammenkunft.
„Mein Sohn ist genetisch als einer der Unsrigen geboren worden“, begann er seine Rede vor Lady Rilana und den anderen dreizehn verbliebenen Mitgliedern der Loge. „Ich bitte hiermit die Loge darum, ihn wieder in den Kreis ihrer erlauchten Mitglieder aufzunehmen.“
„Wie soll das geschehen?“, fragte die Vampirin mit den langen, schwarzen Haaren, die vor Jahrhunderten als Mensch eine Zigeunerfürstin gewesen war. Sie ebenfalls war die Mutter eines geborenen Vampirs und im Laufe der Zeit in den engsten Kreis der Loge aufgenommen worden. „Er ist nicht rechtzeitig zum Vampir geworden. Er wurde nicht durch uns erzogen und kennt unsere Gesetze nicht.“
„Es ist immer noch an der Zeit“, erwiderte Ruben. „Ich selbst kann zwar keine Wandlung mehr vollziehen durch die unglückselige Nebenwirkung der Droge. Doch ich werde ihn wandeln lassen und unserer Loge wieder zuführen. Daher bitte ich zum ersten Mal um die Gnade, einen Gewandelten in unsere Gesellschaft aufzunehmen.“
Ein Raunen erfüllte den Raum, als die Vampire miteinander diese Angelegenheit besprachen.
„Dies ist eine ungewöhnliche Bitte“, warf ein anderes Mitglied ein. „Wenn wir einmal eine Ausnahme machen, kommen vielleicht noch mehrere Anliegen dieser Art. Ehrlich gesagt, Euer Vater hat uns mit seinen Experimenten in diese üble Situation gebracht. Nicht umsonst wurdet Ihr selbst geächtet. Und nun sollen wir Euren Sohn wieder aufnehmen?“
„An den größenwahnsinnigen Plänen meines Vaters hat Bela keine Schuld!“, rief Ruben in die aufgebrachte Runde. „Ich selbst bin Opfer meiner Gier geworden, wie viele von uns. Ich habe den Preis dafür bezahlt! Bela ist von reinem Blut und unberührt. Er wird uns treu dienen und uns zu neuem Ruhm führen!“
„Wer soll denn die Wandlung vollziehen?“, fragte die Lady nun wieder, die den Vorsitz übernommen hatte, seit Gabriels Vernichtung und Rubens Ächtung. Dabei glitzerte es in ihren Augen. Frisches Blut dieser Art war ihr lange nicht mehr angeboten worden. Ruben Stark verneigte sich in ihre Richtung. Sie war immer noch schön und von reizvoller Anmut, doch vom Alter her nicht gerade passend für einen Siebzehnjährigen.
„Verzeiht mir Mylady, aber in Anbetracht der Jugend meines Sohnes, sollten wir eine adäquate Vollstreckerin finden. Ich denke dabei an meine getreue Valerie.“ Er warf einen Blick hinüber zu der Schönheit mit dem kupferroten Haaren, die ihn dankbar aus ihren dunkelgrünen Augen anschaute. Sie war stolz, dieses Privileg zu erhalten.
Mit einem enttäuschten Fauchen wandte sich die ältere Vampirin ab.
„So ein junges Ding soll in den Genuss dieses Blutes kommen? Niemals! Immerhin bin ich gut
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