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Die Blut-Loge

Die Blut-Loge

Titel: Die Blut-Loge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Kickers
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immer du jetzt heißen magst!“, prostete er sich selber zu und nahm einen kräftigen Schluck. Dabei blieb es natürlich nicht und bald standen etliche leere Flaschen auf den Wohnzimmertisch. „Köpfen oder pfählen“, summte Thilo vor sich hin und schlug dabei immer wieder mit dem Öffner gegen einen Flaschenhals. „Pfählen oder köpfen.“
     
    * * *
     
    Zehn Jahre waren ins Land gezogen. Evis beziehungsweise Estelles Pläne waren teilweise aufgegangen. Die „Sangue Ombra“ war schwer angeschlagen, wenn auch nicht völlig zerstört worden. Einige der ältesten Mitglieder hatte die Überdosis direkt ins Jenseits befördert, andere fielen in eine Art Stase, aus der sie nicht mehr aufwachten. Einer hatte das Attentat überlebt – Ruben Stark – wenn auch zu einem hohen Preis. Innerhalb einer einzigen Nacht war er um Jahrzehnte gealtert. Die hohe Dosis von Red Honey hatte den Lebemann zum Greis gemacht. Eine Nebenwirkung, die den Vampiren bislang unbekannt gewesen war. Dazu kam, dass er seine Fähigkeit des Erschaffens verloren hatte. Seine Stärke war auf die eines Gewandelten geschrumpft, und damit wurde er aus der Loge ausgestoßen.
    Daraufhin hatte Ruben die gesamte Kosmetiklinie eingestellt, den STARK-Konzern gesplittet und verkauft. Er lebte von nun an allein in seiner riesigen Villa in Los Angeles. Geld besaß er zwar im Überfluss, doch damit konnte er sich seine Jugend und vor allem seine alte Stärke nicht wieder erkaufen. Unsterblichkeit in diesem  hohen Alter war eine Folter! Hass und Zorn gärte in ihm, hatte doch letzten Endes eine kleine, unbedeutende Polizistin einer jahrtausendealten Vampirloge einen vernichtenden Schlag versetzt.
    Und wie alle alten Männer erinnerte er sich gern an seine Jugend und vor allen Dingen an seinen Sohn. Er hatte die Mittel, Bela ausfindig zu machen und zurückzuholen, um ihm ein neues Imperium aufzubauen.
    Aber auch ein anderer Mann suchte nach dem heute Sechzehnjährigen – Thilo Weinbach. Er fühlte sich seit Jahren mitschuldig an Evis Tod. Außerdem sollte ihr Sohn erfahren, was mit seiner Mutter geschehen war, fand er. Natürlich würde er ihm auch von seinem Vater erzählen müssen. Da wartete keine leichte Aufgabe auf ihn! Der Kommissar hatte bereits Interpol eingeschaltet, um den Jungen zu finden, während Ruben Stark mit seinem Vermögen eine Meute von Detektiven anheuern konnte.
    Thilos Vorteil war, dass er ungefähr wusste, wo er suchen musste, irgendwo in dem Grenzgebiet zu Kalifornien musste es einen blonden Mexikaner geben. Der erste Junge war ein Fehlschlag, doch dann erhielt der deutsche Kommissar eine Nachricht, die ihn aufhorchen und vier Wochen Urlaub einreichen ließ.
     
    In Cabo San Lucas, einer Touristenstadt an der Baja California, traf der Deutsche auf einen blonden jungen Mann, der in bunten Bermudashorts und einem Strohhut am Strand Andenken verkaufte. „Buenas Dias! Como esta?“, begrüßte Thilo den Jungen in holprigem Spanisch.
    „Muy bien“, war die knappe Antwort aus misstrauischen, dunkelbraunen Augen, die eindeutig an Ruben Stark erinnerten.
    „Parla inglese?“, fragte Thilo jetzt unbeholfen.
    „Si“
    Der Kommissar war erleichtert und setzte die Unterhaltung in englischer Sprache fort, die er wesentlich besser beherrschte. Dennoch dauerte es eine Zeit, bis der Teenager auftaute. Thilo zeigte ihm ein Foto von Evi Fischer, das zumindest Ähnlichkeit mit der Vampirin Estelle hatte. Der Junge erkannte sie wieder. Zögernd begann er, von seinem bisherigen Leben zu berichten.
    Einfache Leute hatten ihn großgezogen, aber das Leben hier sei hart, trotz der vielen reichen Touristen. Dabei machte der Junge, der sich Miguel nannte, eine Handbewegung, damit der neugierige Deutsche ein paar Pesos rausrücken sollte. Stattdessen machte dieser ihm einen anderen Vorschlag. Thilo lud den Jungen zum Abendessen in sein Hotel ein und versprach ihm, mehr über seine Eltern und besonders seinen richtigen Vater zu erzählen. Bela sagte zu, in der Hoffnung, doch noch ein bisschen Geld von dem Touristen abzustauben.
     
    Auf der Terrasse des Fünfsternehotels speisten die beiden ungleichen Männer. Miguel trug ein weißes Baumwollhemd und eine ebenso weiße Hose, was die braungebrannte Haut noch unterstrich. Nur die hellblonden Haare, die das noch bartlose, weich gezeichnete Gesicht mit den faszinierenden, tiefdunklen Augen in langen Strähnen umrahmten, unterschieden ihn von einem gebürtigen Mexikaner. ‚Ein Engel mit Höllenaugen’, dachte

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