Die Blut-Prinzessin
ein schwarzes Hemd darunter. Der Kragen stand offen.
»So, da wir uns in einer Bar befinden, müssen wir auch was trinken. Was kann ich bestellen?«
»Mineralwasser.«
Amos Durban schluckte. »Nein, doch nicht...«
»Wer weiß, was uns noch bevorsteht.«
Er lachte und schaute auf seinen Drink. Es war irgendein Cocktail.
»Von dem kann man ein Glas trinken.«
»Und wie heißt er?«
»Zombie.«
»Oh ja, den kenne ich. Da habe ich meine bösen Erfahrungen gemacht.«
»Auch mit den Drinks?«
»Ja.«
Ich blieb beim Wasser und bestellte die Flasche bei einer der befrackten Bedienungen. Danach schaute ich mich um, aber ich entdeckte nichts, was mich hätte misstrauisch machen müssen. Die Gäste, die hier ihre Drinks nahmen, sahen alle recht normal aus. Bei genauerem Hinschauen fiel mir doch auf, dass einige mit ihren Bodyguards gekommen waren, die nicht nur an den Tischen saßen, sondern auch manchmal im Hintergrund lauerten und alles sehr genau beobachteten.
»Scharfblick?«, fragte Amos.
»Fast.«
»Okay, das Publikum ist sehr gemischt. Ich kann nicht ausschließen, dass sich auch einige Unterweltsgrößen darunter befinden, aber man kann ihnen nichts nachweisen.«
»Ich habe mich auch nicht beschwert.«
Amos Durban kannte die Männer besser als ich. Er arbeitete an einer völlig anderen Front. Er ging in die Viertel, in denen die Menschen lebten, die illegal gekommen waren. Er versuchte auch, ihnen zu helfen und vor allen Dingen den Drogenhandel einzuschränken und Kinder nicht an dieses Zeug herankommen zu lassen.
Dass es ein vergeblicher Kampf war, würde er nie zugeben, aber ich kannte die Polizeistatistiken. Ich wusste allerdings auch, dass Durban in den Ghettos akzeptiert war, doch seinen größten beruflichen Traum hatte er sich leider nicht erfüllen können. Es war ihm bisher nicht gelungen, einen der Oberbosse zu fangen, und so träumte er weiter davon.
Aus seiner Akte wusste ich, dass man ihn zwei Mal angeschossen hatte, und trotzdem gab er nicht auf.
»Ich kann Ihre Gedanken lesen, John.«
»Tatsächlich?«
»Ich würde ebenso denken.«
»Tja, man tut sein Bestes und muss doch erkennen, dass die andere Seite stärker ist.«
Er hob den linken Zeigefinger. »Nur die Hoffnung darf nicht sterben. Wenn das geschieht, ist alles aus.«
»Sie sagen es.«
Meine Flasche Mineralwasser kam. Man schenkte mir das Wasser ein, und auch Amos bestellte sich jetzt eine Flasche.
»Man muss dem guten Beispiel folgen.« Er prostete mir zu. Als wir die Gläser wieder absetzten, stellte er die Frage, auf die ich schon gewartet hatte. »Wie ist das auf dem alten Friedhof genau abgelaufen, John? Das möchte ich gern wissen.«
Ich war nicht gekommen, um mich zu amüsieren. Dies hier war ein dienstliches Gespräch, und deshalb hatte er ein Recht darauf, alles zu erfahren.
Ich gab ihm einen detaillierten Bericht, und er hörte sehr gespannt zu. Besonders als ich von diesem ungewöhnlichen Gesang sprach und den Trommelschlägen.
»Moment mal, John, Augenblick.« Seine Augen bekamen einen harten Ausdruck. »Können Sie mir diesen Gesang vielleicht etwas genauer schildern?«
»Nein. Er war mir zu fremd. Nur wenn ich im Nachhinein darüber nachdenke, dann sehe ich ihn als Botschaft.«
»Wieso?« Amos trank und zog die Haut an seinen Wangen zusammen.
»Wie soll ich das sagen? Es ist die Botschaft einer Person, die im Hintergrund lauert. Die alles in die Reihe bringt.«
»Der Blutzauber.«
Ich fragte: »Was wissen Sie alles darüber?«
»Sehr wenig. Ich selbst stamme nicht aus dem Gebiet, wo er verbreitet ist.«
»Wo findet man ihn denn?«
»In Äthiopien.«
»Oh...«
»Ja, schon sehr lange. Über Jahrhunderte hinweg. Er ist wirklich uralt.«
»Und er hat mit Blut zu tun, wie der Name schon sagt?«
Durban nickte sehr langsam. »Genau. Blut und Zauber kommen hier zusammen, und man spricht von der großen Spenderin, die das alte Blut der Götter in sich trägt.«
Ich runzelte die Stirn. »Man spricht von Göttern?«
»Ja.«
»Nicht von Vampiren?«
Der Kollege schüttelte den Kopf. »Nein, den Begriff Vampir kennt man dort wohl nicht. Kann sein, dass man sie mit anderen Namen bezeichnet, aber in diese alte europäische Richtung deutet wohl nichts hin. Meine ich zumindest.«
»Aber Sie denken daran, was mir passiert ist«, sagte ich. »Das Kreuz sorgte dafür, dass diese Gestalt ihr Dasein endgültig aufgeben musste. Sie starb und liegt jetzt in der Pathologie. Das Blut quoll überall aus ihrem
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