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Die Bluterbin (German Edition)

Die Bluterbin (German Edition)

Titel: Die Bluterbin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hildegard Burri-Bayer
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stieß er ärgerlich hervor.
    „So kommen wir nicht weiter“, vermittelte einer der Ratsherren, ein besonnener Mann mittleren Alters.
    „Wir müssen jeden, der das Bürgerrecht besitzt, an seine Pflicht erinnern, die Stadt zu schützen.“
    Er wandte sich an Radulfus.
    „Und Ihr solltet dafür Sorge tragen, dass alle Kirchenglocken durchgehend geläutet werden, während sich diese Irren in der Stadt befinden. Das Glockengeläut wird an das Gewissen der Gläubigen appellieren und uns dadurch vielleicht vor dem Schlimmsten bewahren.“ Seine Stimme klang ernst.
    „Ansonsten können wir nur beten und Gott darum bitten, uns beizustehen.“
    Nach seinen Worten breitete sich eine bedrückende Stille im Saal aus.
    Doch nachdem nun alles, was es zu sagen gab, gesagt war, erhoben sich die Männer geschlossen und verließen den Bischofspalast auf demselben Weg, auf dem sie gekommen waren.
    Zwei Tage später erreichten die Hirten Bourges, wo sie die Synagogen der Juden stürmten, deren Bücher verbrannten und die sie all ihrer Güter beraubten. Anschließend vergewaltigten sie alle Mädchen und Frauen, die sie fanden, und erschlugen jeden, der sich ihnen in den Weg stellte.
    Die Bürger von Bourges hatten sämtliche Türen und Fenster verrammelt und Frauen und Kinder – so gut es ging – in den Kellerräumen versteckt.
    Radulfus war schon früh am Morgen auf den Westturm der Kathedrale gestiegen und beobachtete von dort aus die schreienden und flüchtenden Menschen zu seinen Füßen, die von oben aus gesehen die Größe von Küchenschaben besaßen.
    Das endlose Läuten der Glocken dröhnte in seinen Ohren und übertönte jedes andere Geräusch. Der Himmel über ihm war grau verhangen, und es schien ihm, als ob der Allmächtige einen Vorhang zwischen sich und das grausige Geschehen auf Erden gezogen hätte. Er hatte ihn verlassen.
    Das Gefühl, dass Gott sich ihm endgültig verschlossen hatte, war mehr, als er ertragen konnte. Unruhig lief er auf und ab, bis er es irgendwann nicht mehr aushielt und die Treppen hinunterstürmte. Im Bischofspalast angekommen, riss er das große Kreuz von der Wand und stürmte damit durch das Goldene Tor hinaus.
    Seine Augen glühten vor wilder Entschlossenheit, als er bewaffnet mit dem Kreuz und wehendem Gewand in Richtung Marktplatz eilte. Einige Mönche schlossen sich ihm an, wobei sie unablässig Gebete vor sich hin murmelten.
    Der größte Teil der Hirten hatte die Stadt jedoch schon wieder verlassen und sich auf den Weg nach Nevers begeben, denn sie hatten, wie von den Bürgern der Stadt gehofft, das anhaltende Glockenläuten nicht länger ertragen, das lautstark an ihrem Gewissen gerüttelt hatte.
    Diejenigen, die sich aber noch in den Gassen aufhielten, wurden von Radulfus mit dem Kreuz erschlagen, und niemand konnte ihn in seiner Raserei stoppen. Ganz im Gegenteil schlossen sich immer mehr wütende Bürger Radulfus und seinen Mönchen an und machten sich zu guter Letzt sogar zur Verfolgung der „Hirten Gottes“ auf.
    Sie töteten jeden, der ihren Weg kreuzte.
    Der Meister von Ungarn fühlte sich sicher. Beinahe ohne jede Gegenwehr hatten die Bürger es zugelassen, dass sie sich an den Gütern der Juden vergriffen hatten. Es war ein geschickter Schachzug von ihm gewesen, den Hass seiner Truppen auf die Juden zu lenken, obwohl er dadurch nicht hatte verhindern können, dass diejenigen seiner Anhänger, die zu spät eingetroffen waren, um vom Silber der Juden noch etwas abzubekommen, sich ihren Anteil von den Bürgern der Stadt geholt hatten.
    Niemand seiner Anhänger ahnte, dass er bereits vor Jahren zum Islam übergetreten war und der Sultan von Babylon ihm den heiligen Auftrag erteilt hatte, das verwaiste, seiner Kreuzritter und seines Königs beraubte Frankreich an die Muslime auszuliefern.
    Als er seine Verfolger nun hinter sich bemerkte, war es bereits zu spät. Er wurde von seinem Pferd gerissen und genauso erschlagen wie viele seiner Anhänger vor ihm. Der Rest seines Glaubensheeres floh in alle Richtungen und zersplitterte in kleinere Gruppen, die aber für niemanden mehr eine Gefahr darstellten.
    Mit Hilfe ihres Bischofs war es den stolzen Bürgern von Bourges gelungen, die Hirten zu vernichten. Der Ruhm ihrer Tapferkeit verbreitete sich im ganzen Land, und von überall strömten die Menschen in die Kirchen und Kapellen und dankten Gott für ihre Rettung.

37
    Die Burgbewohner von Coucy atmeten auf, als sich der kalte und trübe Winter endlich dem Ende näherte und die

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