Die Bluterbin (German Edition)
meine Verlobung zu lösen, ich kann Philippa nicht heiraten.“
Guido de Forez runzelte unwillig die Stirn.
„Wie stellst du dir das vor? Der Graf von Ponthieu war außer sich, als er von deinem Verschwinden erfuhr. Und es war weder einfach, ihn wieder zu beruhigen, noch ist es mir leichtgefallen, das Lösegeld für dich aufzubringen, nachdem diese Horde von Verrückten durch unser Land gezogen ist und dabei alles und jeden, der ihnen in die Hände gefallen ist, restlos ausgeplündert hat. Ich kann deinem Wunsch nicht entsprechen.
Ohne den Grafen hätte ich es nur schwerlich geschafft, dich auszulösen. Er war derjenige, der den größten Teil des Lösegelds für dich entrichtet hat. Wir stehen tief in seiner Schuld und sind ihm zu großem Dank verpflichtet.“
Robert war bei den Worten seines Vaters blass geworden.
Unter diesen Umständen war es unmöglich, die Verlobung zu lösen.
Guido de Forez sah seinem Sohn fest in die Augen.
„Ich habe ihm mein Wort gegeben, dass die Hochzeit stattfindet, sobald wir dich gefunden haben. Die Verbindung zwischen unseren Familien dient dazu, die Grafschaft Forez und damit auch dein Erbe zu sichern. Wir brauchen den Grafen von Ponthieu als Verbündeten und können es uns nicht leisten, ihn als Feind zu haben.“
Die ganze Zeit über hatte er Robert nicht aus den Augen gelassen.
„Ich würde gerne wissen, aus welchem Grund du die Verlobung lösen willst. Philippa ist eine schöne junge Frau und bringt zudem eine überaus große Mitgift mit in die Ehe.“ Doch Philippas Erwähnung machte es für Robert nicht besser, der dabei unwillkürlich an Marie denken musste, wobei ein verträumter Ausdruck in seine Augen trat, der dem Grafen nicht entging.
Er ist also verliebt, dachte er bei sich, und sein Verdacht wurde gleich darauf von Robert bestätigt: „Ich habe in Bourges ein Mädchen kennengelernt. Sie ist die Tochter eines wohlhabenden Tuchhändlers und vermag mit einem Blick ihrer Augen Kranke zu heilen. Radulfus hat sie in einem geheimen Verlies unter der Kathedrale gefangen gehalten, weil er ihre Heilkräfte für seine finsteren Machenschaften nutzen wollte. Mit Bruder Gregors und Bernards Hilfe konnte ich sie zwar befreien, doch Bruder Gregor musste deswegen sein Leben lassen und wir sofort die Stadt verlassen. Wir sind durch einen unterirdischen Gang geflohen. Ich wollte zu Mutters Bruder nach Flandern und Euch von dort eine Nachricht zukommen lassen, weil ich befürchtet habe, dass der Bischof uns hier zuerst vermuten würde.
Doch dann hat uns der Jagdaufseher des Herrn von Coucy beim Verzehren einiger Fische aus dessen Bach erwischt und uns auf Enguerrands Burg verschleppt. Wir sollten unsere Schulden abarbeiten, aber Enguerrand, der ebenfalls von Maries Heilkräften erfahren hat, ist nicht bereit, sie gehen zu lassen.“
Seine Stimme klang entschlossen, als er fortfuhr:
„Ich habe es allein ihr zu verdanken, dass ich hier bin, und werde nicht zulassen, dass sie ihr Leben auf der Burg dieses machtbesessenen und grausamen Fürsten verbringen muss.“
Erregt sprang er auf.
„Ich habe ihr mein Wort gegeben, sie mit meinem Leben zu schützen.“
Der Graf war dem Ausbruch seines Sohnes mit Gleichmut gefolgt und sah ihn nun ruhig an.
„Setz dich wieder und lass uns in Ruhe weiterreden.“
Wortlos befolgte Robert die Aufforderung seines Vaters.
„Ich liebe sie, Vater, und ich möchte, dass sie meine Frau wird“, sagte er leidenschaftlich.
Der Graf wurde ernst.
„Die einzige Liebe, die dich jemals beherrschen darf, ist die Liebe zu Gott. Ein Mann heiratet nur selten die Frau, zu der es ihn hinzieht. Und umgekehrt. Eine solche Ehe kommt höchstens beim einfachen Volk vor, und deine Abstammung bringt nun einmal gewisse Verpflichtungen mit sich, denen du dich nicht ohne Weiteres entziehen kannst.
Das heißt aber noch lange nicht, dass du auf deine Marie verzichten musst. Du kannst das Mädchen nach der Hochzeit immer noch auf die Burg holen, als Gesellschafterin für Philippa“, schlug er seinem Sohn augenzwinkernd vor.
Hugo und Raimund grinsten anzüglich.
Ihr Grinsen erstarb allerdings sofort, als sie Roberts abweisendes und gleichzeitig fassungsloses Gesicht sahen.
Marie hatte es gewusst. Und sie hatte recht behalten, während er sich geweigert hatte, den Tatsachen ins Auge zu sehen.
Plötzlich fühlte er sich wie ein dummer Junge, und die Scham darüber ließ ihm die Röte ins Gesicht steigen. Das erste Mal, seitdem er Marie kannte, stiegen Zweifel
Weitere Kostenlose Bücher