Die Bluterbin (German Edition)
Augen getreten und ließ Robert seine nächsten Worte sorgfältig wählen.
Es lag allein an ihm, den Dominikaner zu überzeugen. Der Gedanke an Marie, die ihr ganzes Vertrauen in ihn setzte, gab ihm die Kraft.
„Da muss ich Euch leider enttäuschen, Marie ist nicht hier, und ich kann Euch auch nicht sagen, wo sie sich zurzeit aufhält“, beschied er dem Dominikaner, und es gelang ihm tatsächlich, seiner Stimme einen festen Klang zu geben.
„Das heißt, Ihr wisst nicht, wo sich das Mädchen jetzt befindet?“
„So ist es“, bekräftigte Robert bestimmt.
„Ihr befindet Euch in einer gefährlichen Situation“, sagte Albertus leise und beinahe mitleidig, doch Robert war die gefährliche Drohung, die in seiner Stimme mitschwang, nicht entgangen.
„Ich bin im Auftrage der Heiligen Inquisition hier, und wenn Ihr Euch weigert, mir zu helfen, macht Euch das nur noch verdächtiger. Hiermit frage ich Euch noch einmal: Wo befindet sich Marie Machaut?“
Endlich ließ der Mönch seine Maske fallen, und seine blauen Augen waren kalt wie Eis.
„Ich weiß es nicht“, wiederholte Robert. „Aber Ihr könnt gewiss sein, dass sie mit dem Mord nicht das Geringste zu tun hat.“ Einen Moment lang überlegte er, ob er dem Dominikanermönch von der Entführung Maries durch den Bischof berichten sollte, doch dann verwarf er den Gedanken wieder. Er konnte den Bischof unmöglich anklagen, ohne Beweise für seine Anschuldigung zu haben. Albertus’ Stimme riss ihn aus seinen Überlegungen.
„Und warum seid Ihr dann aus der Stadt geflohen?“
„Wer sagt denn, dass wir geflohen sind? Wir haben uns lediglich auf eine Pilgerfahrt zu Ehren unseres Herrn begeben, und unterwegs haben sich unsere Wege dann getrennt“, log Robert. „Seitdem habe ich nichts mehr von dem Mädchen gehört. Warum fragt Ihr nicht ihre Familie, wo sie sich befindet? Sie kann Euch sicher mehr darüber sagen als ich.“
Albertus starrte Robert an. In seinen hellen Augen stand Misstrauen, doch Robert hielt seinem Blick stand. Schließlich erhob sich Albertus.
„Ihr werdet von mir hören“, verabschiedete er sich kalt, und dieses Mal war seine Drohung unverhüllt: „Ich pflege einen Auftrag grundsätzlich zu Ende zu führen, so wahr mir Gott helfe!“
Nachdem Albertus die Burg wieder verlassen hatte, begab sich Robert unverzüglich an sein Schreibpult und schrieb eine Nachricht an Bernard. Er versiegelte sie und übergab sie einem Boten mit dem Auftrag, sie so schnell wie möglich zu überbringen.
Er hätte wissen müssen, dass Radulfus keine Ruhe geben würde. Nun drängte die Zeit, und es war seine Aufgabe, Marie vor dem Bischof und seinem Helfer, dem Mönch, zu warnen und zu beschützen. Er musste so schnell wie möglich eine Möglichkeit finden, sie aus der Burg von Coucy herauszubringen.
Wie immer, wenn Robert an sie dachte, fing er an, sich wie ein verliebter Jüngling nach ihr zu sehnen. Wie hatte er es nur so lange ohne sie aushalten können? Er konnte es sich selbst nicht erklären und dachte voller Wehmut an seinen Vater. Würde dieser noch leben, wäre er schon längst wie geplant nach Coucy geritten, doch seitdem er die Verantwortung für die Burg und die Menschen, die in der Grafschaft lebten, übernommen hatte, war es ihm einfach nicht möglich gewesen, sich auf und davon zu machen, bevor er nicht die wichtigsten Dinge wieder gerichtet hatte.
Doch nun hatte er keine andere Wahl, und er beschloss, Hugo und Raimund zu bitten, ihn während seiner Abwesenheit zu vertreten.
Er fand die beiden auf dem kleinen Übungsplatz vor den Ställen, wo sie sich im Schwertkampf übten. Die Wachleute sahen dem Kampf von ihrem Posten aus zu, genauso wie einer der Stallknechte, der bei Roberts Erscheinen allerdings sofort in einem der Ställe verschwand. Raimund ließ sein Schwert sinken.
„Wollt Ihr ebenfalls einen kleinen Kampf wagen?“, rief er hoffnungsvoll.
Er konnte nicht verstehen, dass Robert so wenig Wert auf Gefechte und Turniere legte, wo diese doch für jeden Ritter sonst das Höchste darstellten.
Robert winkte ab und berichtete den Brüdern dann vom Besuch des Dominikaners.
„Wir werden Euch begleiten, wenn wir zu viert reiten, ist es sicherer“, bot Hugo ihm sofort und erfreut über das unerwartete Abenteuer an.
Robert bedankte sich, schüttelte aber seinen Kopf. „ So gern ich Euer Angebot auch annehmen würde, ist es für mich jedoch vordringlich, dass jemand zum Schutz der Burg hierbleiben muss. Ich bitte Euch nur noch um
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