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Die Bluterbin (German Edition)

Die Bluterbin (German Edition)

Titel: Die Bluterbin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hildegard Burri-Bayer
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glatt, während ihn der wohlgenährte dunkelhaarige Dominikaner neben ihm aus wässrigblauen Augen neugierig anstarrte, bevor sein Blick zu Marie weiterwanderte.
    Die restlichen Teilnehmer des Tribunals bestanden überwiegend aus prächtig gekleideten Kaufleuten und Mönchen, die mit gleichgültigen Mienen am Tisch Platz genommen hatten. Rechts von ihnen standen die Ratsherren, unter ihnen auch Jean Machaut, dem man seine Anspannung deutlich ansehen konnte.
    Radulfus seinerseits saß auf einem thronähnlichen Stuhl rechts neben dem Richtertisch. Sein hageres Gesicht war blass und eingefallen, doch in seinen Augen stand ein tödlicher Hass, den zu lesen Robert seltsamerweise erleichterte. Denn Radulfus’ Hass konnte nur bedeuten, dass ihm Marie erfolgreich verweigert hatte, was er mehr als alles andere begehrte.
    Er blickte zu Marie hinüber, die nur wenige Ellen von ihm entfernt stand. Er musste sich einfach vergewissern, ob seine Vermutung zutraf. Marie schien seinen Blick zu spüren, da sie sich ebenfalls zu ihm umwandte und ihn lächelnd ansah. Ruhig, fast schon gelassen, stand sie da. Mit ihrer festen Haltung flößte sie Robert einen ungeheuren Stolz ein, und so richtete auch er sich auf und wartete gestärkt darauf, dass der Prozess endlich begann.
    Die bischöflichen Wachen hatten alle Hände voll damit zu tun, die Zuschauer, die sich beständig weiter nach vorne schoben, wieder zurückzudrängen und auf Abstand zu halten.
    Radulfus saß derweil auf seinem Stuhl und brütete vor sich hin. Seit seinem düsteren Erlebnis auf dem Turm, von dem er sich noch immer nicht ganz erholt hatte, befand er sich in einer schrecklichen Verfassung.
    Marie hatte ihn verraten. Sie allein war schuld daran, wenn seine Seele nun für immer verloren war. Jetzt blieb ihm nur noch eine einzige Möglichkeit. Er musste sie vernichten und mit ihr all die Dämonen, die in ihrem Körper lebten.
    Der Gerichtsdiener läutete seine Glocke, um die Menge zur Ruhe zu ermahnen, musste sie jedoch mehrfach zum Einsatz bringen, bevor das Gemurmel endgültig verstummt war.
    Albertus, der dem Tribunal zusammen mit einem weiteren Bruder vorstand, erteilte dem Schreiber den Befehl, die Anklageschrift zu verlesen. Mit hoher, näselnder Stimme kam der Mann dem Befehl nach:
    „Robert de Forez und Marie Machaut sind angeklagt, unseren armen Bruder Gregor heimtückisch ermordet zu haben. Die Tat ist umso schändlicher, als sie in einer Kapelle direkt vor dem Altar und außerdem hinterrücks begangen wurde.“
    Wieder erhob sich lautes Stimmengewirr. Das war ja ungeheuerlich. Einen Betrug oder Diebstahl hätte man dem schönen, jungen Paar noch ohne Weiteres zugetraut, aber einen Mord? Sofort wurde laut darüber diskutiert, wie sehr man sich doch täuschen konnte.
    Die Glocke des Gerichtsdieners ging in dem gewaltigen Lärm unter. Erst als die Wachen drohend ihre Schwerter erhoben, wurde es wieder etwas ruhiger in der Kathedrale.
    Albertus wandte sich an Robert.
    „Ihr habt die Anklage gehört. Habt Ihr etwas dazu zu sagen?“
    Die Leute verstummten augenblicklich, denn keiner wollte sich auch nur ein Wort des Gefangenen entgehen lassen.
    „Wir haben Bruder Gregor nicht umgebracht und werden zu unrecht beschuldigt“, sagte Robert fest.
    „Wollt Ihr abstreiten, dass Ihr zu dem fraglichen Zeitpunkt in der Kapelle gewesen seid?“ Albertus’ Stimme klang eisig.
    „Nein, aber als ich in die Kapelle kam, lag Bruder Gregor bereits schwer verletzt auf dem Boden.“
    „Darf man erfahren, wer ihn verletzt hat?“ Es klang beinahe mitleidig, und Robert war sich durchaus bewusst, wie unglaubwürdig das, was er zu seiner Verteidigung beitragen konnte, in den Ohren der Zuhörer klingen musste.
    „Als ich in die Kapelle kam, war niemand mehr da, aber Bruder Gregor konnte noch etwas sagen, bevor er in meinen Armen starb. Er hat mir den Namen seines Mörders genannt.“
    Sein Blick wanderte zu Radulfus, der vor Schreck den Atem anhielt. Damit hatte er nicht gerechnet. Würde der Graf es tatsächlich wagen, ihn, den Bischof von Bourges, zu beschuldigen?
    „In dem Bericht hier steht aber, dass Bruder Gregor hinterrücks erstochen wurde. Wie kann er da seinen Mörder gesehen haben?“, holte Albertus zum Gegenangriff aus. Wie zum Beweis hielt er das Pergament mit dem Bericht hoch, sodass jeder im Hauptschiff es sehen konnte.
    „Ihr seid ein Lügner, und Eure Lügen machen Eure Lage nur noch schlimmer. Es wäre bei Weitem besser, wenn Ihr gestehen und Eure

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