Die Bluterbin (German Edition)
habe.“
Radulfus wurde wütend. Mit einem Satz war er bei Marie und packte sie so fest an beiden Armen, dass sie vor Schmerz aufschrie.
„Ihr werdet mir erzählen, was ich wissen will, und zwar jetzt!“, sagte er drohend. Brutal griff er ihr ins Haar und bog ihr den Kopf in den Nacken.
„Was ist Euer Geheimnis, redet oder ich bin gezwungen, andere Maßnahmen anzuwenden, um Euch zum Sprechen zu bringen.“
Marie versuchte, Radulfus in die Augen zu sehen, doch das Licht, das von draußen in die Zelle fiel, blendete sie, während sein Gesicht im Schatten lag.
Radulfus löste seinen Griff so abrupt, dass Marie beinahe das Gleichgewicht verloren hätte und gestürzt wäre.
„Ich komme wieder“, zischte er, verließ die Zelle und knallte die Türe hinter sich zu.
Erleichtert ließ sich Marie wieder auf das modrige Stroh sinken und begann zu beten, während Radulfus aufgewühlt vor ihrer Zelle auf und ab lief. Er war seinem Ziel so nahe, aber irgendetwas stimmte nicht. Die Gedanken in seinem Kopf verwirrten sich und verstärkten den Schmerz, der hinter seiner Stirn tobte. Fieberhaft überlegte er, wie er weiter vorgehen sollte, doch er konnte einfach keinen klaren Gedanken mehr fassen.
Der Zwang, Marie zu sehen und sie zu berühren, wurde übermächtig in ihm. Erneut öffnete er die Türe. Sie wirkte so schutzlos, wie sie da auf dem Boden kauerte.
„Werdet Ihr mir helfen?“ Seine Stimme war schwach und dünn wie die eines verzagten Kindes.
„Nur Gott kann Euch helfen“, flüsterte Marie leise.
„Ihr lügt.“ Angst kroch in ihm hoch, als er an die Höllenqualen dachte, die er unweigerlich erleiden würde und denen er ohne Maries Hilfe nicht entkommen konnte.
Marie musste ihn retten. Solange sie bei ihm wäre, würde ihm nichts geschehen. Für einen Moment fand er Trost in diesem Gedanken, dann aber quälte ihn sein krankes Hirn mit weiteren Schreckensvorstellungen. Marie kauerte noch immer auf dem Boden und beachtete ihn nicht mehr.
Ihre Schutzlosigkeit erregte ihn, und der Gedanke, der ihm plötzlich in den Kopf trat, war so ungeheuerlich, dass er im ersten Moment selbst davor zurückschrak, bis ihm klar wurde, dass er die Lösung gefunden hatte.
Er musste sich mit ihr vereinigen, dann würde er für immer mit ihr verbunden sein und der Allmächtige ein Einsehen mit ihm haben. Sein Mund wurde trocken, und seine Nase begann aufgeregt zu zucken, als er überlegte, wie er seinen Plan am besten in die Tat umsetzen konnte. Im schwachen Licht der Fackel betrachtete er Marie.
Hüllenlos stand sie vor ihm, so wie der Herr sie erschaffen hatte, und reichte ihm lockend die Hand. Ihre zarte Haut schimmerte alabasterfarben, und er brauchte nur seine Hand auszustrecken, um ihre festen, runden Brüste mit den steil aufragenden Spitzen zu berühren, die sich ihm auffordernd entgegenreckten. Er seufzte auf, während sein Blick gierig über ihren schönen Körper glitt und schließlich am Dreieck ihrer Scham hängen blieb, die sich dunkel von der hellen Haut abhob. Ihre Hüften waren sanft gerundet und ihre Schenkel schlank und fest. Sie lächelte ihn an, dann öffnete sie ihren Mund und ließ ihre Zungenspitze langsam und herausfordernd über ihre vollen, roten Lippen kreisen.
Wohlige Schauer rasten durch seinen Körper und entfachten eine kaum zu ertragende Hitze zwischen seinen Lenden. Sein Atem ging stoßweise, und ein tiefes Stöhnen entrang sich seiner Brust.
Sie war Eva, die Mutter aller Frauen, die ihn mit all ihren Reizen verführen wollte. Er wurde unsicher, obwohl es ihm nicht gelang, den Blick von ihr zu wenden. Von einem Augenblick zum anderen verwandelte sich das unschuldige Lächeln vor ihm jedoch in eine dämonische Fratze, die ihn höhnisch angrinste. Sein Verlangen erstarb ebenso plötzlich, wie es gekommen war. Erschrocken trat er einen Schritt zurück und schloss die Augen.
Als er sie wieder aufschlug, kauerte Marie auf dem Boden der Zelle, als wenn nichts geschehen wäre. Hatten ihm seine Augen gerade einen Streich gespielt, oder steckte etwas anderes dahinter?
Eisige Angst kroch in ihm hoch.
„Ich habe dich gesehen, Satan“, schrie er unbeherrscht.
„Du wirst meine Seele nicht bekommen.“ Seine Stimme überschlug sich.
Marie sah ihm nach, als er aus der Zelle stürmte, ohne die Türe hinter sich zu schließen. Die unverhohlene Gier in seinen Augen und sein Stöhnen hatten sie das Schlimmste befürchten lassen, obwohl er sie dabei nicht einmal angesehen, sondern die ganze Zeit auf
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