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Die Bluterbin (German Edition)

Die Bluterbin (German Edition)

Titel: Die Bluterbin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hildegard Burri-Bayer
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ungeduldig.
    „Beruhigt Euch wieder, junger Freund. Wenn Ihr der jungen Frau helfen wollt, müsst Ihr sehr besonnen vorgehen, sonst bringt Ihr uns alle in Teufels Küche.“ Winzige Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn, und sein Gesicht nahm einen verschwörerischen Ausdruck an, als er näher an Robert heranrückte.
    „Der Satan ist harmlos gegen den Bischof. Man könnte meinen, alle Mächte der Hölle seien durch seine Gedärme gekrochen und in das bösartigste und abscheulichste Gehirn hinein, das ich jemals kennengelernt habe.“
    Robert sah ihn voller Entsetzen an, aber der Sakristan fuhr leise fort:
    „Ihr hattet recht mit Eurer Vermutung. Radulfus hat das Mädchen von seinen geifernden Höllenhunden verschleppen lassen.“
    Roberts Augen hingen wie gebannt an den Lippen des Mönches.
    „Wo ist Marie, wo hat er sie hingebracht?“
    „Ich habe es noch nicht herausgefunden. In dem Gefängnis im Taubenturm ist sie jedenfalls nicht, ebenso wenig wie in den Gemächern des Bischofs.“ Er wirkte plötzlich nachdenklich. „Wenn er sie aus der Heiligen Stadt gebracht hätte, würde ich es wissen. Ich habe mir seinen Leibdiener vorgenommen und ihm ins Gewissen geredet. Aus Angst vor der ewigen Verdammnis hätte er mir alles erzählt.“ Er bekreuzigte sich.
    „Der Herr möge mir vergeben, dass ich ihn vielleicht ein wenig zu hart angefasst habe. Jedenfalls weiß ich durch ihn, dass Radulfus zusammen mit diesem Otto irgendetwas ausgeheckt hat.“ Er schwieg, und man konnte seiner gekrausten Stirn ansehen, dass er angestrengt überlegte. „Wo könnte diese Ausgeburt der Hölle das Mädchen versteckt haben, ohne dass es jemand mitbekommt?“ Robert wagte kaum zu atmen, um Bruder Gregor nicht in seinen Überlegungen zu stören, obwohl er so aufgewühlt war, dass es ihm schwerfiel, sich zu beherrschen.
    Plötzlich schlug sich Bruder Gregor mit der Hand an die Stirn.
    „Warum fällt einem das Naheliegende immer zuletzt ein? Er muss sie in die Krypta geschleppt haben, deswegen hat auch niemand etwas gesehen oder gehört. Das Mädchen besucht ja beinahe täglich die Kathedrale. Sie dort abzufangen und in einem unbeobachteten Moment in die Krypta zu stoßen, wird nicht allzu schwierig gewesen sein. Ihr müsst wissen, dass es dort einen unterirdischen Gang gibt, der irgendwann einmal für den Fall, dass die Stadt angegriffen wird, angelegt worden ist, um unbemerkt fliehen zu können.“
    „Dann lasst uns hingehen und nachsehen.“ Es gelang Robert kaum noch, seine Erregung zu beherrschen.
    Bruder Gregor betrachtete ihn abschätzend.
    „Wie stellt Ihr Euch das vor? Ich war zwar schon oft in der Krypta, doch den Gang habe ich dabei noch nie entdeckt. Selbst wenn es uns gelingt, ihn zu finden, wird er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit verschlossen sein. Wir müssen den Bischof heimlich beobachten. Das ist die einzige Möglichkeit, die wir haben.“
    Sein Blick wurde ernst. „Lasst mich allein gehen, und ich verspreche Euch, ich werde das Mädchen finden.“
    Beschwörend sah er Robert an.
    „Wenn es eine Möglichkeit gibt, dem Mädchen zu helfen, dann nur wenn Radulfus nicht misstrauisch wird. Er muss sich ganz sicher fühlen. Ihr müsst Euch jetzt zusammennehmen. Der Allmächtige hat uns den Verstand gegeben, damit wir ihn nutzen.“
    Seine Stimme wurde eindringlich.
    „Wenn Radulfus merkt, das wir ihm auf die Schliche gekommen sind, wird er Marie beseitigen, um alle Spuren zu vernichten und um über jeden Verdacht und jede Anschuldigung erhaben zu sein.“
    Robert überlegte kurz. Er wusste, dass der Mönch recht hatte, obwohl er am liebsten sofort losgelaufen wäre, um Marie zu befreien.
    Bruder Gregor legte ihm tröstend eine Hand auf die Schulter.
    „Ihr könnt nichts anderes tun als beten. Bittet den Allmächtigen, uns zu helfen, und vertraut mir. Ich fürchte weder den Bischof noch den Tod, dazu habe ich mich viel zu lange inmitten des Bösen bewegt. Und so sehnt sich meine Seele bereits jetzt nach der Herrlichkeit Gottes. Kommt morgen um die gleiche Zeit wieder hierher. Vielleicht ist es mir bis dahin gelungen, mehr über den Aufenthaltsort des Mädchens herauszufinden.“
    Am nächsten Morgen begab sich Bruder Gregor in aller Frühe zum Bischof.
    „Ich hatte recht“, murmelte er grimmig, als er auf die Wache vor den Gemächern des Bischofs stieß, die dort Stellung bezogen hatte.
    „Hier darf niemand durch, Befehl des Bischofs“, knurrte der Mann ihn unfreundlich an.
    „Der Bischof

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