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Die blutige Arena

Titel: Die blutige Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincente Blasco Ibañez
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offenem Bauche und nachhängendem Sattel durch die Arena, während seine Eingeweide hervorquollen und auf dem Boden nachschleiften. Der Stier lief hinter her, senkte sein gewaltiges Haupt unter den Leib des Pferdes und hob es auf seine Hörner. Als es verendend und zuckend auf dem Boden lag, näherte sich der Stallbursche und gab ihm den Genickstoß. Andere eilten mit großen Behältern voll Sand durch die Arena und bedeckten damit die Blutlachen.
    Die Zuschauer waren schreiend und gestikulierend aufgesprungen. Die Wildheit des Tieres hatte ihre Begeisterung geweckt, und sie wurden unwillig, da sich kein Lanzenreiter im Rondell zeigte. Sie riefen nach neuen Pferden.
    Alle waren überzeugt, daß ihrem Rufe sofort Folge geleistet würde, und ärgerten sich, daß einige Minuten ohne neue Opfer verstrichen. Der Stier stand allein im Rondell des Zirkus, die blutigen Hörner wie zum Angriff vorstreckend und die in seinem Halse haftenden bebänderten Lanzen hinund her schüttelnd. Neue Reiter drangen auf ihn ein und das widerwärtige Spiel begann von neuem. Kaum näherte sich der Picador mit seiner Lanze von vorne, wobei er das Pferd zur Seite lenkte, um den durch Scheuklappen beengten Blick nicht auf den Stier fallen zu lassen, so stürzte das Pferd auch schon unter dem Zusammenprall nieder. Die Lanzen zerbrachen mit dem Krachen zersplitternden Holzes, das Pferd sprang, von den gewaltigen Hörnern durchbohrt, auf, Blut, Exkremente und Fleischfetzen fielen zu Boden und der Picador lief wie eine Puppe mit roten Füßen durch die Arena, während hinter ihm die Mäntel der Stallburschen den Stier nach einer andern Seite abzogen.
    Das Publikum begleitete die Stürze der Picadors mit Lachen und Zurufen. Der Zirkus erdröhnte unter dem schweren Aufschlag ihrer Körper und der mit Eisenschienen geschützten Beine. Einige fielen wie Säcke in den Sand, und wenn ihr Kopf gegen die Planken der Barriere schlug, hörte man ein dumpfes Echo.
    »Der steht nicht mehr auf,« riefen die Zuschauer, »er muß sich den Kopf zerschlagen haben.«
    Doch im nächsten Augenblicke war der Totgeglaubte auf den Beinen, streckte die Arme aus, kratzte sich den Kopf, hob den Biberhut auf und bestieg sein Pferd, welches er mit heraushängenden Gedärmen, die bei jedem Schritt weiterrissen, gegen den Stier trieb.
    Und kaum war er vor den Hörnern und hatte seine Lanze in den Hals gestoßen, so flogen Roß und Mann wieder in die Höhe und rollten dann, getrennt durch die Wucht des Stoßes, in den Sand. Ein andermal wieder riefen Torero und Zuschauerehe der Picador sein wankendes Pferd in Bewegung setzen konnte, dem Reiter zu: »Abspringen!« Doch ehe er mit seinen ungelenken Füßen dem Rate folgen konnte, fiel das Pferd tot zusammen und der Picador stürzte, schwer mit seinem Kopfe aufschlagend, über den Hals des Tieres in den Sand.
    Die Reiter entgingen immer den Hörnern der Stiere. Einige Picadors aber blieben wie leblos auf dem Boden liegen und man mußte sie in das Spital bringen, um einen Knochenbruch oder einen Nervenschock zu heilen.
    Gallardo, der eifrig bemüht war, die Gunst des Publikums zu erringen, ging von einer Seite des Zirkus zur anderen und erntete reichen Beifall, da er einen Stier beim Schweife zog und ihn veranlaßte, von einem Picador abzulassen, der in größter Gefahr schwebte, aufgespießt zu werden.
    Während die Banderillos den Stier neckten, betrachtete Gallardo, auf die Barriere gestützt, die Loge, in der Doña Sol sitzen mußte. Endlich sah er sie, aber nicht mehr in der spanischen Nationaltracht, sondern wie eine elegante Ausländerin gekleidet, welche das erstemal einem Stierkampf zusieht. Neben ihr saß ihr Freund, jener Mann, von dem sie mit einer gewissen Bewunderung gesprochen hatte und dem sie die interessanten Einzelheiten des Landes zeigte. Ah, Doña Sol. Sie sollte in kurzem sehen, wen sie da aufgegeben hatte, denn sie würde ihm applaudieren und in die Begeisterung der übrigen Zuschauer einstimmen müssen.
    Als für Gallardo der Augenblick kam, seinem Stier, es war der zweite, entgegenzutreten, bereitete ihm das Publikum einen freundlichen Empfang, als hätte es seine Haltung bei dem letzten Stiergefechte vergessen. Das zweiwöchentliche,durch den Regen erzwungene Warten schien die Leute milde gestimmt zu haben. Außerdem hatte die Wildheit der Stiere und die große Zahl der getöteten Pferde das Publikum in gute Laune versetzt.
    Gallardo ging bis zu dem Tiere, hob die Mütze zum Gruße, wobei er die Muleta nach

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