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Die blutige Arena

Titel: Die blutige Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincente Blasco Ibañez
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armseligen Klepper aus den Ställen, damit die Reiter sie ausprobieren sollten. Seit einigen Tagen gaben sie sich schon mit diesen armseligen Tieren ab, welche in ihren Flanken die roten Spuren der Sporen trugen. Man trieb sie in der nächsten Umgebung des Zirkus mit Peitsche und Sporen zu einer Energie an, die eigentlich nicht mehr vorhanden war, und riß sie hier- und dorthin, um sie an das Tempo in der Arena zu gewöhnen. Mit blutenden Flanken kehrten sie in die Ställe zurück, wo sie miteinigen Kübeln Wasser begossen wurden, das dann in rotbraunen, mit Blut vermischten Lachen neben dem Brunnen ablief.
    Die Pferde, die an der Corrida der nächsten Tage teilnehmen sollten, zogen an den prüfenden Augen der Lanzenreiter vorbei.
    Es waren blutende, elende Tiere, die mit ihrem schleppenden Schritt und zerfleischten Flanken die Melancholie und die Schwäche des Alters, die menschliche Undankbarkeit und Vergeßlichkeit geleisteten Diensten gegenüber erkennen ließen. Man sah Pferde, die eher Schatten glichen und deren Rippen unter der Haut hervorstanden. Andere dagegen kamen stolz und kraftvoll wiehernd daher, ihr Fell war frisch, und das Auge voll Feuer. Es waren prächtige Tiere und man wunderte sich, sie unter den anderen, schon äußerlich dem Tode verfallenen Opfern zu sehen. Doch das waren eben die gefährlichsten, da sie sich nicht abrichten ließen und den Reiter immer abwarfen. Unter diesen traurigen Zeugen des Elends und der Schwäche schritten auch die Invaliden der Arbeit einher, Kutschpferde, Tiere, die in Fabriken und am Lande ihre Lasten gezogen hatten, alle unglückliche Parias ihrer Art, die bis zum letzten Augenblicke ausgebeutet wurden und den Leuten mit ihren Zuckungen und Sprüngen, wenn sie die Hörner der Stiere in ihren Leibern spürten, noch Vergnügen bereiten mußten.
    Mit müden, traurigen Augen, schlaffem Hals, auf dem sich Wolken blutrünstiger Fliegen niedergelassen hatten, mit eckigen Flanken und räudigem Fell, mit schmaler Brust, die ein hohles Wiehern erschütterte, auf schwachen Füßen, die mit jedem Schritte einzuknicken drohten, so zogen die Opferdes morgigen Tages vorbei. Um auf diese Pferde zu steigen, die vor Angst zitterten und jeden Augenblick vor Erschöpfung zusammenzubrechen drohten, brauchte man ebensoviel Mut, wie um dem Stiere entgegenzutreten. Es gab Tiere, die unter dem Drucke des Sattels beinahe auf die Knie sanken. Potaje verhandelte mit deutlich zur Schau getragenem Selbstgefühle mit dem Impresario dieses Marstalls. Er sprach auch im Namen seiner Kameraden und seine Bemerkungen riefen oft das Gelächter der Zuhörer hervor. Die anderen Picadors sollten nur ihm die Verhandlungen mit dem Pferdehändler überlassen. Keiner kannte besser die Art und Weise, mit diesen Leuten umzugehen. Doch der Pferdehändler näherte sich dem Potaje mit der Ruhe eines Mannes, der an solche Geschäfte gewohnt ist, und sagte ihm einige Worte ins Ohr, worauf der Picador sogleich geneigt war, auf alle Vorschläge des anderen einzugehen.
    Gallardo trennte sich von den Zuschauern und ging mit einem Stallburschen zu den Stieren. Sie befanden sich hinter einer Mauer, auf welcher über starken Holzbalken eine Plattform ruhte, die um den Hof führte, in den enge Türen Einlaß gewährten. Im Innern befanden sich acht Stiere, einige lagen auf dem Boden, andere standen und beschnupperten das Bündel Heu, das man ihnen zugeworfen hatte.
    Der Torero ging auf die Plattform und schaute von oben auf die Stiere herab. Er bewegte die Arme und stieß wilde Schreie aus, welche die Stiere aus ihrer Unbeweglichkeit aufschreckten. Einige sprangen gereizt auf und gingen mit gesenkten Hörnern gegen den Mann los, der ihre Ruhe störte. Andere blieben mit erhobenem Haupte stehen und warteten mit feindlichem Ausdruck, ob dieser Störenfriedsich zu ihnen hinunterwage. Gallardo beobachtete das Aussehen und das Gehaben der Stiere, ohne sich entscheiden zu können, welche zwei er für sich beanspruchen solle. Der Wärter der Tiere stand neben ihm und half dem Torero durch seine Angaben, sich die zwei Stiere auszuwählen.
    Die Veranstaltungen des nächsten Tages setzten gleich mit unglücklichem Beginn ein. Der erste Stier sprang wie toll unter die Reiter und schleuderte in einem Augenblicke drei Picadors samt ihren Pferden zu Boden. Zwei der Tiere blieben sofort tot liegen und das Blut, das aus ihrer durchbohrten Brust strömte, bildete dunkle Lachen. Das dritte sprang, von Schmerz und Schreck wild gemacht, mit

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