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Die blutige Sonne

Die blutige Sonne

Titel: Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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den Kode eintippte. Jetzt gab es keine Möglichkeit mehr für den langen Arm der Comyn , Elorie von seiner Seite zu reißen.
    Das hoffte er.
    Während die Einzelheiten in den Computer eingespeist wurden, war Kerwin überzeugt, daß er Schwierigkeiten für sich selbst heraufbeschworen hatte. Innerhalb weniger Stunden würde er Fragen zu beantworten haben, sich dem Schicksal der Deportation gegenübersehen. Seine Akte trug einen Schmutzfleck, aber schließlich war er ein Zivilangestellter, und das Verlassen seines Postens ohne offizielle Erlaubnis war nur ein kleineres Vergehen an seinen Vorgesetzten, kein Verbrechen. Irgendwie mußte er dafür sorgen, daß er sich seinen Lebensunterhalt verdienen konnte. Er mußte sich entscheiden, ob er nach Terra zurückkehren oder es auf einer anderen Welt versuchen wollte. Er war sich ziemlich sicher, daß seine terranischen Großeltern Elorie nicht mit offenen Armen willkommen heißen würden. Aber alle diese Einzelheiten konnten warten.
    In Thendara kannte er hauptsächlich Bars und ähnliche Lokale, wohin er Elorie nicht führen konnte. Er hätte um Unterbringung im HQ-Quartier für verheiratetes Personal ersuchen können, aber das wollte er nur tun, wenn es gar nicht anders ging. Ebenso unklug wäre es, in der Altstadt zu wohnen. In Arilinn hatte er einen Vorgeschmack davon bekommen, wie Leute behandelt wurden, die man als Comyn erkannte. Ein Hotel in der Handelsstadt war für den Augenblick die offensichtliche Lösung.
    Er zeigte Elorie im Vorübergehen das Raumfahrer-Waisenhaus. »Dort habe ich gelebt, bis ich zwölf Jahre alt war«, berichtete er, und wieder überkam ihn Verwirrung. Wirklich? Warum hatte man dann dort keine Unterlagen über mich?
    »Elorie«, fragte er, als sie allein in ihrem Hotel waren, »hatten die Comyn etwas damit zu tun, daß meine Unterlagen im Waisenhaus vernichtet wurden?« Kerwin nahm an, daß eine Matrix ohne Schwierigkeiten Daten in einem Computer löschen konnte. Er wenigstens hätte mit seinen Kenntnissen über Computer und Matrizes leicht eine Möglichkeit gefunden.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete sie. »Ich weiß, daß wir Auster von ihnen zurückholten, als er ein kleines Kind war, und daß seine Unterlagen vernichtet wurden.«
    Kennard hatte das eine merkwürdige Geschichte genannt und angedeutet, er werde es Jeff irgendwann einmal erzählen. Aber er hatte es nicht getan.
    Lange nachdem Elorie eingeschlafen war, lag Kerwin wach an ihrer Seite und dachte über die falschen Spuren und Sackgassen nach, die ihm seine Suche nach der eigenen Vergangenheit erschwert hatten. Als die Comyn ihn fanden, hatte er diese Suche aufgegeben – schließlich hatte er die Hauptsache von dem, was er zu wissen wünschte, festgestellt: Wohin er gehörte. Doch es gab immer noch Geheimnisse aufzuklären, und bevor er Darkover für immer verließ und er nahm an, daß das nur eine Sache der Zeit war –, wollte er wenigstens einen letzten Versuch machen.
    Am nächsten Tag erzählte er Elorie ein wenig darüber.
    »Es waren keine Unterlagen über mich da. Ich habe gesehen, was die Maschine ausdruckte. Wenn ich nur unbeobachtet ins Waisenhaus gehen und nachprüfen könnte, ob noch jemand da ist, der sich an mich erinnert – eine der Hausmütter oder ein Lehrer.«
    »Wäre das nicht gefährlich, wenn du einfach hineingehst?«
    »Nicht gefährlich für Leib und Leben. Allerdings könnte ich wegen Hausfriedensbruchs oder unerlaubten Eindringen festgenommen werden. Zum Teufel, ich wünschte, ich wüßte eine Möglichkeit, wie eine Matrix mich unsichtbar macht.«
    Elorie lächelte schwach. »Ich könnte dich abschirmen – etwas über dich werfen, das man einen Glanz nennt. Dann könntest du ungesehen unter den Leuten umhergehen.« Sie seufzte. »Es ist ungesetzlich, daß eine Bewahrerin, die ihren Eid zurückgegeben hat, ihre Kräfte benutzt. Aber ich habe bereits so viele Gesetze gebrochen. Und bestimmte Kräfte … habe ich verloren.«
    Sie sah blaß und elend aus, und Kerwin drehte sich das Herz um bei dem Gedanken, was sie für ihn aufgegeben hatte. Aber warum bedeutete das einen solchen Unterschied? Er wollte nicht fragen, doch Elorie las die Frage in seinen Gedanken und sagte: »Ich weiß es nicht. Mir ist immer gesagt worden, eine Bewahrerin müsse … müsse Jungfrau sein und verliere ihre Kräfte, wenn sie ihren Eid zurückgibt und einen Liebhaber oder Ehemann nimmt.«
    Es verblüffte Kerwin, daß sie das unbesehen hinnahm. Sie hatte sich von so manchem

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