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Die blutige Sonne

Die blutige Sonne

Titel: Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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die Staatsangehörigkeit des Imperiums verschafft hat«, sagte Ragan bitter, und Jeff sah ihn verblüfft an. Er konnte sich nicht erinnern, daß er seine Gedanken laut ausgesprochen hatte. »Meinem war sogar das gleichgültig!«
    »Aber Sie haben einen Rotschimmer im Haar«, stellte Jeff fest und wunderte sich, warum er das gesagt hatte. Ragan schien ihn gar nicht gehört zu haben. Ellers unterbrach mit gekränktem Gesicht:
    »Hört mal, ihr beiden, das hier soll eine Feier sein! Trinkt aus!«
    Ragan stützte das Kinn in die Hände und sah Kerwin über den Tisch hinweg an. »Dann sind Sie zumindest teilweise aus dem Grund hergekommen, um nach Ihren Eltern – Ihren Verwandten zu suchen?«
    »Um etwas über sie herauszufinden«, berichtigte Kerwin.
    »Sind Sie schon einmal auf den Gedanken gekommen, es könnte besser für Sie sein, nichts zu wissen?«
    Er war auf den Gedanken gekommen. Er hatte sich hindurchgekämpft und war auf der anderen Seite wieder aufgetaucht. »Es kümmert mich nicht, ob meine Mutter eins von diesen Mädchen war.« Er wies mit dem Kinn auf die Frauen, die kamen und gingen, Getränke holten, stehenblieben, um sich mit den Männern zu necken, Witze und Anzüglichkeiten auszutauschen. »Ich will es wissen.«
    Ich will sicher sein, welche Welt Anspruch auf mich hat, Darkover oder Terra. Ich will sicher sein …
    »Gibt es denn keine Unterlagen im Waisenhaus?«
    »Ich hatte noch keine Gelegenheit nachzusehen«, antwortete Kerwin. »Jedenfalls ist das die erste Stelle, an die ich mich wenden werde. Ich weiß nicht, wieviel man mir dort erzählen kann. Aber es ist ein guter Anfang.«
    »Haben Sie sonst keinen Anhaltspunkt?«
    Kerwin tastete mit Fingern, die die zunehmende Betrunkenheit ungeschickt machte, nach seiner Kupferkette. Sie gehörte ihm, solange er sich erinnern konnte. »Nur das hier. Im Waisenhaus sagte man mir, es habe um meinen Hals gehangen, als ich dort eintraf.«
    Es gefiel ihnen nicht. Die Hausmutter sagte, ich sei schon zu groß, um ein Glücksamulett zu tragen, und versuchte, es mir wegzunehmen. Ich schrie … warum hatte ich das vergessen? … und wehrte mich so heftig, daß man es mir schließlich ließ. Zum Teufel, warum habe ich das getan? Meinen Großeltern gefiel es auch nicht, und ich lernte, es vor ihnen zu verstecken .
    »So ein Blödsinn«, mischte sich Ellers grob ein. »Der lange verloren geglaubte Talisman! Du willst ihn ihnen also zeigen, und sie werden erkennen, daß du der lange verloren geglaubte Sohn und Erbe des hohen Lord Rotz von der Müllabfuhr auf seinem Schloß bist, und dann wirst du glücklich und in Freuden leben!« Er gab einen unartikulierten höhnischen Laut von sich. Kerwin fühlte, daß sein Gesicht sich vor Zorn rötete. Wenn Ellers das wirklich für Quatsch hielt …
    »Darf ich es mir einmal ansehen?« Ragan streckte die Hand aus.
    Kerwin zog die Kette über den Kopf. Aber als Ragan danach greifen wollte, barg er sie in seiner Hand. Es hatte ihn immer nervös gemacht, wenn ein anderer den Stein berührte. Er hatte nie Lust gehabt, mit einem der psychologischen Betreuer darüber zu sprechen. Wahrscheinlich hätten sie ein Schulterklopfen und eine Antwort bereit gehabt, irgend etwas Schlüpfriges über sein Unterbewußtsein.
    Die Kette bestand aus Kupfer, einem auf Darkover wertvollen Metall. Aber der blaue Stein selbst war ihm immer wenig bemerkenswert vorgekommen, als ein billiges Schmuckstück, etwas, das ein armes Mädchen in Ehren halten mochte. Er war nicht einmal geschliffen, nur ein hübscher blauer Kristall, ein Stückchen Glas.
    Aber Ragans Augen verengten sich, als er ihn betrachtete, und er stieß einen leisen Pfiff aus. »Bei Alars Wolf! Wissen Sie, was das ist, Kerwin?«
    Kerwin zuckte die Schultern. »Irgendein Halbedelstein aus den Hellers, nehme ich an. Ich bin kein Geologe.«
    »Es ist ein Matrix-Stein«, erklärte Ragan, und als Kerwin ihn verständnislos ansah, setzte er hinzu: »Ein psychokinetischer Kristall.«
    »Mir zu hoch«, sagte Ellers und streckte die Hand nach dem kleinen Schmuckstück aus. Schnell schloß Kerwin schützend die Hand darüber, und Ragan hob die Augenbrauen.
    »Eingestimmt?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, sagte Kerwin, »nur mag ich es einfach nicht, daß Leute es berühren. Sicher ist das dumm.«
    »Ganz und gar nicht«, erwiderte Ragan, und plötzlich schien er zu einem Entschluß zu kommen.
    »Ich habe auch einen Stein. Er ist nicht annähernd so groß, nur ein kleiner von der Art, wie sie auf

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