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Die blutige Sonne

Die blutige Sonne

Titel: Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Leute legen einfach die Arbeit nieder, bis die Sonne wieder aufgeht und das Eis schmilzt. Ich kann dir sagen, dies Baby und ich krochen unter die Pelzdecke und steckten die ganze Zeit nicht einmal unsere Nasen hervor …«
    Kerwin widmete sich seinem Glas. Er verlor den Faden der Erzählung – nicht, daß es darauf ankam, denn Ellers Geschichten waren sich alle ähnlich. Ein Mann, der mit einem halb geleerten Glas allein an einem Tisch saß, sah hoch, begegnete Kerwins Blick und stand plötzlich auf – so hastig, daß er seinen Stuhl umwarf. Er wollte an den Tisch kommen, wo die beiden saßen. Dann sah er Ellers, dessen Rücken ihm zugekehrt gewesen war, blieb stehen und machte einen Schritt rückwärts. Er schien sowohl verwirrt als auch überrascht zu sein. Aber in diesem Augenblick sah Ellers, der in seinem Bericht an einen toten Punkt gelangt war, sich um und grinste.
    »Ragan, altes Haus! Das hätte ich mir denken können, daß ich dich hier finde! Wie lange ist es her? Komm und trink ein Glas mit uns!«
    Ragan zögerte, und Kerwin bemerkte, daß er ihn mit einem verlegenen Blick streifte.
    »Nun komm schon«, drängte Ellers. »Das ist Jeff Kerwin, ein Kumpel von mir.«
    Ragan kam und setzte sich. Kerwin wurde aus ihm nicht klug. Er war klein und mager und sah aus wie ein Mann, der im Freien arbeitet: geschmeidig, sonnenverbrannt und mit Schwielen an den Händen. Er konnte ein zu klein geratener Darkovaner oder ein Erdenmensch in darkovanischer Kleidung sein, obwohl er die allgemein übliche Kletterweste und wadenhohe Stiefel trug. Aber er sprach Terra-Standard ebenso gut wie die beiden Erdenmenschen, fragte Ellers nach der Reise und als die zweite Runde kam, bestand er darauf, sie zu bezahlen. Aber er fuhr fort, Kerwin Seitenblicke zuzuwerfen, wenn er dachte, unbeobachtet zu sein.
    Kerwin fragte: »Also, was ist los? Sie haben sich benommen, als hätten Sie mich erkannt, bevor Ellers Sie an unsern Tisch rief …«
    »Richtig. Ich hatte Ellers noch gar nicht bemerkt«, antwortete Ragan, »aber dann sah ich ihn bei Ihnen, und Sie tragen …« Er deutete auf Kerwins terranische Kleidung. »Deshalb konnten Sie nicht der sein, für den ich Sie gehalten hatte. Ich kenne Sie doch nicht, oder?« setzte er mit verwirrtem Stirnrunzeln hinzu.
    »Ich glaube nicht.« Kerwin betrachtete den Mann und fragte sich, ob er eins der Kinder im Raumfahrer-Waisenhaus gewesen sein konnte. Es war unmöglich zu sagen. Wie lange war es her? Zehn oder zwölf Jahre nach terranischer Rechnung; Kerwin hatte den Umrechnungsfaktor für das darkovanische Jahr vergessen. Selbst wenn sie damals Freunde gewesen sein sollten, hätte eine so lange Zeitspanne die Erinnerung ausgelöscht. Und er erinnerte sich auch an niemanden namens Ragan, obwohl das gar nichts zu bedeuten hatte.
    »Aber Sie sind kein Terraner?« forschte Ragan.
    Kerwin fiel das Hohnlächeln des Angestellten ein – einer von denen –, aber er verscheuchte das Bild. »Mein Vater war Terraner. Ich wurde hier geboren und im Raumfahrer-Waisenhaus großgezogen. Ich bin jedoch sehr jung von hier weggekommen.«
    »Das muß es sein«, sagte Ragan. »Ich war auch ein paar Jahre in dem Waisenhaus. Ich arbeite als Verbindungsmann für die Handelsstadt, wenn man dort darkovanische Führer, Bergsteiger und so weiter braucht. Außerdem organisiere ich Karawanen in die Berge, in die anderen Handelsstädte oder wohin auch immer.«
    Kerwin versuchte immer noch, sich schlüssig zu werden, ob der Mann einen erkennbaren darkovanischen Akzent hatte. Schließlich fragte er ihn: »Sind Sie Darkovaner?«
    Ragan zuckte mit den Schultern. Die Bitterkeit in seiner Stimme war richtig erschreckend. »Wer weiß? Und – wen interessiert es schon?«
    Er hob sein Glas und trank. Kerwin tat es ihm nach. Er merkte, daß er in Kürze betrunken sein würde, er war nie ein Trinker gewesen, und die darkovanischen Alkoholika, die er als Kind natürlich nicht probiert hatte, waren starker Stoff. Doch was kam es darauf an? Ragan musterte ihn von neuem, und auch darauf schien es nicht anzukommen.
    Kerwin dachte: Vielleicht haben wir vieles gemeinsam. Meine Mutter war wahrscheinlich Darkovanerin; wenn sie Terranerin gewesen wäre, hätte es Unterlagen gegeben. Sie kann alles mögliche gewesen sein. Mein Vater war im Raumdienst, das ist das einzige, was ich sicher weiß. Aber abgesehen davon, wer und was bin ich? Und wie ist er zu seinem Halbblut-Sohn gekommen?
    »Wenigstens sind Sie es ihm wert gewesen, daß er Ihnen

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