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Die blutige Sonne

Die blutige Sonne

Titel: Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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den Märkten für Kofferschlösser und Kinderspielzeuge verkauft werden. Einer wie Ihrer – nun, die liegen nicht gerade auf der Straße herum, wissen Sie, und wahrscheinlich ist er ein kleines Vermögen wert. Sollte er jemals von dem Hauptschirm überwacht worden sein, dürfte es nicht schwer sein, festzustellen, wem er gehörte. Aber selbst die kleinen wie meiner …« Er holte eine Lederrolle aus einer Innentasche und wickelte sie behutsam auf. Ein winziger blauer Kristall rollte hinaus.
    »Es verhält sich so mit ihnen: Vielleicht stellen sie eine Lebensform auf niedriger Stufe dar, das hat noch niemand herausgefunden. Jedenfalls gehören sie nur einem einzigen Menschen. Wenn Sie ein Schloß mit einem Matrix-Stein verschließen, kann nichts es jemals wieder öffnen außer Ihrer eigenen Absicht , es zu tun.«
    »Willst du sagen, das sind magische Steine?« fuhr Ellers wütend dazwischen.
    »Teufel, nein. Sie nehmen deine Gehirnwellen und das ihnen eigentümliche Enzephalogramm auf oder etwas in der Art; das ist wie ein Fingerabdruck. Deshalb ist die Person, die das Schloß versiegelt hat, die einzige Person, die es wieder öffnen kann, was sehr praktisch ist, wenn man persönliche Papiere schützen will. Dafür benutze ich den hier auch. Oh, ich bringe außerdem ein paar Tricks damit fertig.«
    Kerwin blickte auf den blauen Stein in Ragans Hand. Er war kleiner als sein eigener, hatte aber die gleiche ungewöhnliche Farbe. Er wiederholte langsam: »Matrix-Stein.«
    Ellers, vorübergehend wieder nüchtern werdend, starrte Kerwin an. »Ja-a. Das große Geheimnis von Darkover. Seit Generationen versuchen die Terraner, etwas von der geheimen Matrix-Technologie zu erbetteln, zu borgen oder zu stehlen. Es wurde hier ein großer Krieg deswegen geführt – vor zwölf, zwanzig Jahren – ich erinnere mich nicht mehr, es war lange vor meiner Zeit. Oh, die Darkovaner bringen kleine Steine wie Ragans in die Handelsstadt und verkaufen sie, tauschen sie ein gegen Drogen oder Metalle, meistens Dolche, Werkzeuge oder Kameralinsen. Irgendwie wandeln sie Energie um, ohne daß ein Verlust durch Nebenprodukte entsteht. Aber sie sind so klein. Immerfort hören wir Gerüchte von großen. Noch größeren als deiner, Jeff. Aber kein Darkovaner wird über sie sprechen. He!« Er grinste. »Vielleicht bist du dann doch der verlorengegangene Erbe des hohen Lords Rotz von der Müllabfuhr in seinem Schloß! Ganz bestimmt wird kein Barmädchen ein solches Ding tragen!«
    Kerwin hielt den Stein in seiner Hand, sah ihn aber nicht an. Wenn er es tat, schwamm es ihm vor den Augen, und ihn überfielen Schwindel und Übelkeit. Er steckte ihn wieder unter sein Hemd. Die Art, wie Ragen ihn anstarrte, paßte ihm nicht. Irgendwie erinnerte ihn das an etwas.
    Ragan schob Kerwin seinen eigenen kleinen Kristall zu. Er war nicht größer als eine Perle, wie ihn eine Frau ans Ende eines langen Zopfes einflechten mag. Er fragte: »Können Sie hineinsehen?«
    Das hatte schon einmal jemand zu ihm gesagt. Irgendwann hatte irgendwer zu ihm gesagt: Sieh in die Matrix. Die Stimme einer Frau, leise. Oder hatte sie gesagt: Sieh nicht in die Matrix … Der Kopf tat ihm weh. Zimperlich schob er den Stein zurück. Wieder wanderten Ragans Augenbrauen in die Höhe. »So schlimm ist es? Können Sie Ihren Stein benutzen?«
    »Benutzen? Wie denn? Ich weiß, verdammt noch mal, gar nichts über das Ding«, antwortete er unhöflich.
    Ragan zuckte mit den Schultern. »Ich bringe mit meinem nur ein paar Tricks fertig. Sehen Sie her.«
    Er kippte aus dem dicken grünen Glaskelch die letzten paar Tropfen hinunter, stellte ihn verkehrt herum auf den Tisch und legte den winzigen blauen Kristall auf den Fuß des Glases. Sein Gesicht nahm einen starren, konzentrierten Ausdruck an. Plötzlich gab es einen Blitz, der dem Auge wehtat, ein Zischen, und der Stiel des Glases schmolz und tropfte auf den Tisch, wo er eine grüne Pfütze bildete. Ellers japste und fluchte. Kerwin legte die Hand über die Augen. Das Glas blieb, wo es war, und sein geschmolzener Stiel krümmte sich. Er erinnerte sich, daß er in einem Kurs über Kunstgeschichte von einem terranischen Maler gehört hatte, der solche Dinge für Teetassen und Uhrendeckel malte. Die Geschichte hatte ihn eher als Wahnsinnigen denn als Genie eingestuft. Der Kelch mit dem zur Seite sackenden Stiel sah genauso surrealistisch aus wie die Bilder dieses Malers.
    »Könnte ich das auch? Könnte es jeder?«
    »Mit einem Stein von der Größe

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