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Die blutige Sonne

Die blutige Sonne

Titel: Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Rapport-Arbeit, so sagte Kennard ihm, würde später kommen. Erst waren Vorbereitungen zu treffen, und nur die Turmtelepathen selbst konnten das tun.
    Es war so gut wie unmöglich, so wurde ihm erläutert, telepathische Kräfte auf einen bestimmten Brennpunkt zu richten, falls das Objekt oder die Substanz nicht zuerst mit dem Telepathen in Rapport gebracht worden war, der sie zu benutzen gedachte. Kerwin hatte geglaubt, das Sammeln der Materialien würde von Außenseitern oder Dienern erledigt werden. Statt dessen wurde er selbst, als der am wenigsten Geschickte bei der eigentlichen telepathischen Matrix-Arbeit, mit verschiedenen kleinen technischen Vorbereitungsarbeiten beauftragt. Er hatte auf Terra ein wenig über Metallurgie gelernt. Nun trugen er und Corus Muster von verschiedenen Metallen zusammen. In einem Laboratorium, das Jeff wie eine Alchimistenküche aus der irdischen Geschichte vorkam, schmolzen sie sie mit primitiven, aber erstaunlich leistungsfähigen Geräten ein und gewannen die reine Form. Er fragte sich, was in aller Welt sie mit diesen winzigen Mustern von Eisen, Zinn, Kupfer, Blei, Zink und Silber anfangen sollten. Noch mehr verwirrte es ihn, als Corus begann, Molekül-Modelle dieser Metalle herzustellen, Kindergarten-Basteleien mit Tonkügelchen auf Stöckchen.
    Zuweilen hielt er inne, um sich auf die Metalle zu konzentrieren und ihre Atomstruktur mit seiner Matrix »herauszuhören«. Den Trick lernte Kerwin schnell – er war seinen ersten Experimenten mit Glas- und Kristallstrukturen nicht unähnlich.
    Währenddessen war Taniquel täglich mit Auster und Kennard im Flugzeug unterwegs. Sie verglichen große Landkarten sorgfältig mit Fotos (aufgenommen mit terranischen Kameras) des Terrains. Manchmal blieben sie zwei oder drei Tage hintereinander fort.
    Taniquel hatte Kerwin erklärt, warum sie die Karten und Bilder der Landschaft brauchten. »Siehst du, das Bild und die Karte werden zum Symbol für dies Stück Boden, und wir können durch das Symbol einen Rapport herstellen. Es hat eine Zeit gegeben, als ein Mensch mit starken Psi-Kräften Wasser oder Erze im Boden finden konnte, aber er mußte dann über den Boden gehen.«
    Kerwin nickte. Sogar auf der Erde, wo Psi-Kräfte nicht viel Beachtung fanden, gab es Wünschelrutengänger. Aber auf einer Landkarte ?
    »Wir finden die Erze nicht auf der Karte, Dummer«, sagte Taniquel. »Die Karte ist ein Mittel, den Kontakt mit diesem Stück Land herzustellen, mit dem Gebiet, das von der Karte repräsentiert wird. Wir könnten die Vorkommen auch durch reine Psi-Kraft finden, aber es geht leichter, wenn wir etwas wie ein Bild zwischenschalten. Wir benutzen die Karte, um den Kontakt herzustellen und um einzuzeichnen, was wir dort finden.«
    Kerwin vermutete, im Prinzip war das das Gleiche wie die Sage von dem Mann, der seinen Feind tötete, indem er Nadeln in dessen Abbild stach. Aber als ihm das in den Sinn kam, erbleichte Taniquel und rief aus: »Niemals, niemals würde jemand, der in Arilinn ausgebildet ist, etwas so Böses tun!«
    »Aber das Prinzip ist das gleiche«, verteidigte sich Kerwin. »Man benutzt einen Gegenstand, um die Kräfte des Geistes zu fokussieren.« Das wollte Taniquel nicht zugeben. »Es ist ganz und gar nicht das gleiche! Es wäre Eingreifen in ein Bewußtsein, und das ist ungesetzlich und … schmutzig «, endete sie heftig. Dann sah sie ihn argwöhnisch an. »Du hast doch den Überwacher-Eid abgelegt?« fragte sie, als fasse sie nicht, wie jemand, der diesen Schwur geleistet hatte, überhaupt solche Gedanken haben konnte.
    Seufzend sagte sich Kerwin, daß er Taniquel nie verstehen werde. Sie teilten soviel, sie waren so oft in Rapport gewesen, er glaubte zuweilen, sie durch und durch zu kennen. Und trotzdem gab es Zeiten, wo sie für ihn zu einem fremden Wesen wurde.
    Während sie die Landkarten herstellten und ihre Genauigkeit anhand terranischer Fotos überprüften (Kerwin, der aus seinen Jahren auf Terra etwas von Fotografie verstand, wurde dazu gepreßt, die Luftaufnahmen zu entwickeln und riesige Vergrößerungen herzustellen), beendete Corus die Arbeit an den Metallmustern. Dann rief Elorie sie zusammen, die Matrix-Gitter oder ›Schirme‹ herzustellen.
    Das war harte, anstrengende Arbeit, sowohl geistig als auch körperlich. Sie benutzten geschmolzenes Glas, dessen amorphe Struktur immer noch fest genug war, um die Matrix-Kristalle in der gewünschten Position zu halten. So entstand ein solides, in Glas gefaßtes

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