Die blutige Sonne
Papiermühlen und Filzhersteller, Nuß- und Getreide-Mehl werden erzeugt …«
»… und auf Pferderücken transportiert!«
»Und«, fuhr Hastur fort, »kein Mann braucht Sklavenarbeit zu leisten, um Straßen in dem Zustand zu halten, daß Robotfahrzeuge mit halsbrecherischer Geschwindigkeit dahinrasen und unsere saubere Luft mit ihrem chemischen Treibstoff verpesten können!«
»Wir haben ein Recht auf Industrie und Wohlstand –«
»Und auf Fabriken? Auf Wohlstand, der durch Arbeit unter unmenschlichen Bedingungen errungen wird, durch die Herstellung von Dingen, die niemand wirklich braucht oder wünscht? Auf Arbeit, die durch automatische Maschinen verrichtet wird und den Menschen nichts übrig läßt, als ihre Sinne mit billigen Vergnügungen zu betäuben und die Maschinen zu reparieren? Auf Bergwerke und in Städten zusammengepferchte Menschen, die diese Maschinen bauen und reparieren, so daß sie keine Zeit mehr haben, die Nahrung, die sie benötigen, anzubauen und zu ernten? Damit wird dann die Erzeugung von Lebensmitteln zu einem weiteren monströsen Fabrikunternehmen, und Kinder werden einem Mann eine Verpflichtung bedeuten, statt seinen Reichtum darzustellen!«
In Valdrins Stimme klang Verachtung mit. »Ihr seid ein Romantiker, mein Lord, aber Eure einseitige Darstellung wird die nicht überzeugen, die sich etwas Besseres wünschen, als Jahr für Jahr auf ihrem Land zu hungern und in einem schlechten Jahr zu sterben. Ihr könnt uns nicht für immer in einer primitiven Kultur festhalten, mein Lord.«
»Dann wollt Ihr wirklich ein Abklatsch des Terranischen Imperiums werden?«
»Das nicht«, widersprach Valdir. »Nicht, was Ihr denkt. Wir können das, was wir brauchen, dem terranischen System entnehmen, ohne uns davon korrumpieren zu lassen.«
Hastur lächelte schwach. »Das ist eine Illusion, die schon viele Völker und Welten verführt hat, mein guter Mann. Glaubt Ihr, wir könnten gegen die Terraner auf ihrem eigenen Boden kämpfen? Nein, mein Freund. Nimmt eine Welt die guten Dinge an, die aus dem Terranischen Imperium kommen – und ich weiß sehr wohl, es sind viele –, muß sie sich auch mit den schlechten abfinden. Und doch habt Ihr vielleicht recht. Wir können den Weg nicht für immer sperren und unser Volk arm und einfach als Agrargesellschaft in einem interstellaren Zeitalter leben lassen. Es mag sein, daß Eure Anschuldigung begründet ist. Wir waren einst mächtiger als heute; es ist wahr, daß wir gerade erst aus einem Dunklen Zeitalter auftauchen. Aber es ist nicht wahr, daß wir den Weg Terras gehen müssen. Wenn nun die alten Kräfte zurückkehren? Wenn die Comyn wieder all die Dinge tun können, von denen die Legenden berichten? Wenn von neuem Energiequellen zur Verfügung stehen, aber ohne all das Böse, das unser Land in den Jahren vor dem Vertrag verheerte?«
»Und wenn Durramans Esel fliegen könnte?« fragte Valdrin zurück. »Es ist ein schöner Traum, aber seit Jahren gibt es keine fähige Bewahrerin mehr, ganz zu schweigen von einem voll qualifizierten Kreis.«
»Jetzt gibt es ihn.« Hastur machte eine Handbewegung. »Einen vollständigen Comyn -Kreis, der bereit ist, seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Ich verlange nur das: Hütet Euch vor den Terranern und ihren verderblichen, entmenschlichenden Methoden. Laßt ihre Techniker und Ingenieure nicht in unser Land, denn sie werden es zerstören! Und wenn ihr mit Terra Handel treiben wollt, tut es als Gleichgestellte, nicht als arme Schützlinge, denen man helfen muß, sich von ihrer barbarischen Kultur zu lösen! Unsere Welt ist alt, älter, als Terra sich träumen läßt, und stolzer. Entehrt uns nicht auf diese Weise!«
Er packte sie bei ihrem Stolz und ihrem Patriotismus, und Kerwin sah es in den Augen jedes Mitglieds der Delegation aufflammen, obwohl Valdrin immer noch skeptisch schien.
»Kann der Turmkreis das tun?«
»Das können wir«, antwortete Rannirl. »Ich bin der Techniker; wir haben die Fähigkeiten, und wir wissen, wie wir sie einsetzen müssen. Was braucht ihr?«
»Wir haben mit einer Gruppe terranischer Ingenieure verhandelt. Sie wollen für uns in den Domänen eine Untersuchung der natürlichen Rohstoffe durchführen«, erklärte Valdrin. »Unser Hauptbedarf sind Metalle: Zinn, Kupfer, Silber, Eisen, Wolfram. Dann brauchen wir Brennstoffe, Schwefel, Kohlenwasserstoffe, Chemikalien. Sie haben uns eine vollständige Bestandsaufnahme versprochen. Mit ihren Spürgeräten wollen sie alle
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