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Die Blutlinie

Die Blutlinie

Titel: Die Blutlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyn
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sich handelt, und bat uns, sie und den Brief hierher zu bringen.«
    Ich wende mich an Marilyn. »Sie haben ihn nicht geöffnet, oder?«
    Ihr Gesicht wird ernst. »Nein. Das hielt ich nicht für klug. Ich habe schließlich erst ein Jahr in Kriminologie hinter mir.« Ich sehe, wie Leo und Alan bei ihren Worten Blicke wechseln. »Selbst ohne Studium muss man bloß hin und wieder fernsehen, um zu wissen, dass man mögliche Beweisstücke nicht berühren sollte.«
    »Das ist sehr gut, Marilyn«, sage ich und wähle meine nächsten Worte mit Bedacht. Ich will sie nicht zu sehr verängstigen, aber es muss gesagt werden. »Das ist allerdings nicht der einzige Grund. Was, wenn unser Killer sich entschlossen hat, etwas Wahnsinniges zu unternehmen? Beispielsweise eine Briefbombe zu schicken?«
    Ihre Augen weiten sich, und sie wird ein wenig blass. »Oh … Ich … Himmel! Ich meine, ich habe nicht eine Sekunde daran gedacht …« Sie wird noch blasser. Jede Wette, dass sie an ihr Baby denkt.
    Callie legt ihr eine Hand auf die Schulter. Ich sehe Ärger und Sorge in Callies Augen. »Nichts, weswegen du dir jetzt den Kopf zerbrechen solltest, Zuckerschnäuzchen. Die Sendung wurde durchleuchtet, bevor sie dich damit reingelassen haben, ja?«
    »Ja.«
    »Und beim Durchleuchten suchen sie genau nach solchen Dingen.«
    Marilyns Gesichtsfarbe kehrt zurück. Sie erholt sich verblüffend schnell.
    Damit hätten wir also, denke ich, etwas Neues, womit wir arbeiten können. Neu und interessant – und möglicherweise nicht schön anzusehen.
    »Callie, warum gehst du nicht mit Marilyn zum Essen?«
    Sie begreift. Ich werde den Brief öffnen, und es könnte etwas darin sein, das Marilyn nicht sehen sollte.
    »Gute Idee. Komm, Zuckerschnäuzchen.« Sie hakt sich bei Marilyn unter und zieht sie mit sich zur Tür. »Wo ist eigentlich der kleine Steven?«
    »Meine Mutter passt auf ihn auf. Bist du sicher, dass du jetzt wegkannst?«
    »Kein Problem«, sage ich zu ihr und lächle, obwohl mir innerlich nicht danach zumute ist. »Und danke, dass Sie den Brief vorbeigebracht haben. Rufen Sie uns das nächste Mal bitte an, wenn so etwas wieder vorkommt. Fassen Sie ihn nicht an.«
    Ihre Augen weiten sich erneut, und sie nickt. Callie führt sie nach draußen.
    »Haben Sie was dagegen, wenn ich bleibe, Ma’am?«, fragt Sergeant Oldfield. »Ich würde gern sehen, was in diesem Brief ist. Ein Gefühl bekommen für den Täter.«
    »Selbstverständlich. Sofern Sie das Abfangen von Postsendungen in Zukunft auf Ihre Liste von Aufgaben setzen.« Ich sehe ihn an. »Keine Rüge, lediglich eine Bitte.«
    Er nickt. »Ist bereits geschehen, Ma’am.«
    Ich öffne eine Schublade, greife hinein und ziehe ein Paar Latexhandschuhe hervor, die ich mir überstreife. Dann konzentriere ich mich auf den Brief. Es ist ein weiterer Standard-Umschlag aus Manilapapier.
    Die vertraute schwarze Druckschrift auf der Vorderseite lautet: »An Agent Smoky Barrett«. Zwei Zentimeter hoch.
    Ich drehe den Umschlag um. Nicht zugeklebt, sondern mit einer ganz normalen Klammer verschlossen. Ich blicke hoch. Alle sehen mich schweigend an. Also öffne ich den Umschlag.
    Der Brief liegt zuoberst. Ich blättere den übrigen Inhalt kurz durch. Kneife die Augen zusammen beim Anblick einiger ausgedruckter Fotos. Jedes davon zeigt eine Frau mit Höschen, von der Hüfte aufwärts nackt, manchmal an einen Stuhl gefesselt, manchmal an ein Bett. In allen Fällen hat man ihnen eine Kapuze über den Kopf gezogen. Der Umschlag enthält noch etwas, und mir stockt der Atem. Eine CD.
    Ich wende mich dem Brief zu. Was kommt jetzt?, denke ich besorgt.
     
    Ich grüße Sie, Agent Barrett!
    Ich weiß, mein Vorgehen muss Ihnen umständlich erscheinen – warum wohl wurde der Brief an die Adresse von Marilyn Gale geschickt? Aus einem einzigen Grund, Agent – um Ihnen erneut deutlich zu machen, was ich bereits gesagt habe: dass niemand von denen, die Sie lieben, sicher ist, wenn ich beschließen sollte, meine Hände auszustrecken und sie zu … berühren.
    Was nun kommt, ist alles für Sie bestimmt, Agent Barrett. Bitte haben Sie ein wenig Geduld, während ich es Ihnen erkläre. Allem liegt ein philosophisches Fundament zu Grunde, eine Geschichte, die Sie begreifen müssen, wenn Sie den Inhalt dieses Briefes in seiner Gänze verstehen wollen.
    Wissen Sie, welches das häufigste Suchwort im Internet ist? Sex. Und eines der anderen am häufigsten eingegebenen Suchworte lautet › Vergewaltigung ‹ .
    Millionen von

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