Die Blutlinie
dafür.
Seine Stimme reißt mich aus meinen Gedanken. »Ich kann keine Wanzen finden. Hier draußen gibt es wahrscheinlich keine. Sie glauben offensichtlich nicht, dass Sie viel Zeit hier draußen in der Garage verbringen.«
»Sie haben Recht.«
»Ist das der Wagen, mit dem Sie unterwegs waren?«
»Ja.«
Er geht nach hinten und legt sich auf den Boden, auf den Rücken. Ich sehe ihm zu, wie er sich weiter und weiter unter den Wagen vorarbeitet.
»Hab sie. Ein ultramoderner GPS-Tracker, gekoppelt mit Realtime-Übertragung. Professionelles Gerät.« Er kommt unter dem Wagen hervor. »Mit diesem Ding und der richtigen Software können die Kerle Sie mit einem Notebook überallhin verfolgen. Ich nehme an, Sie wollen das Gerät für den Augenblick dort lassen, wo es ist?«
»Ich möchte nicht, dass sie erfahren, dass ich von seiner Existenz weiß. Vielleicht gelingt es Ihnen ja, einen von ihnen zu entdecken, während Sie mich beschatten.«
»Genau. Sie sagten, die Kerle seien in Ihrer Wohnung gewesen?«
»Ja. Ich habe die Schlösser auswechseln lassen.«
»Trotzdem bedeutet es, dass sie vorher jederzeit Wanzen gelegt haben könnten. Soll ich danach suchen? Es könnte einige Stunden dauern.«
»Falls es Wanzen gibt, möchte ich wissen, wo sie sind. Aber ich möchte nicht, dass Sie sie entfernen, Tommy.«
Er nimmt seinen Rucksack auf. »Bringen Sie mich rein, und ich mache mich gleich an die Arbeit.«
Als Erstes hat Tommy mein Handy untersucht. Während er die Suche fortsetzt, rufe ich der Reihe nach die Mitglieder meines Teams an.
»Wie weit sind wir mit den Usernamen und Passwörtern, James?«
»Wir brauchen wahrscheinlich noch die ganze Nacht. Wir spüren die Besitzer der verschiedenen Gesellschaften auf.«
»Bleib dran.«
Er legt ohne Antwort auf. Eben das alte Arschloch.
Callie ist bei Gene im Labor, der getreu seinem Versprechen an der DNS-Analyse sitzt. »Er ruft eine Reihe von geschuldeten Gefälligkeiten ab, Smoky. Wirft Leute aus den Betten. Unser Gene ist sehr konzentriert und entschlossen.«
»Gut.«
»Es ist mir egal, womit sie ihren Lebensunterhalt verdient hat, Zuckerschnäuzchen. Sie war jung. Sie hätte sich irgendwann ändern können, sich einen anderen Beruf suchen. Er hat ihr diese Möglichkeit genommen.«
»Ich weiß, Callie. Das ist der Grund, warum wir ihn kriegen müssen. Bleib dran, und wenn du Zeit findest, nimm dir eine Mütze Schlaf.«
»Du auch, Smoky.«
Zu guter Letzt rufe ich Alan an. Ich berichte ihm, dass Bonnie über Nacht bei ihm und Elaina bleibt.
»Sicher. Kein Problem, Smoky.« Er zögert. »Sie fängt nächste Woche mit der Chemo an.«
Der Klumpen, inzwischen ein fast vertrauter Freund, sitzt wieder in meinem Magen. »Es wird alles gut, Alan, bestimmt.«
»Der Becher ist halb voll, nicht halb leer?«
»Ganz genau.«
»Nacht.« Er legt auf.
Ich höre, wie Tommy mein Haus absucht. Alles ist still. Das Haus ist leer. Ich vermisse Bonnie jetzt schon. Die Umstände, unter denen sie zu mir gekommen ist, waren grauenhaft, und wenn ich etwas daran ändern könnte, würde ich es sofort tun. Doch ich bin froh, dass sie bei mir ist, und ich vermisse sie. Ihre Abwesenheit erzeugt ein hohles Gefühl in mir.
Mir wird bewusst, dass ich aus mehr als den üblichen Gründen darauf brenne, diesen Fall zu lösen. Nicht nur, weil ich Jack Junior und seinem Wahnsinn ein Ende bereiten will. Sondern auch, damit ich endlich anfangen kann, Bonnie ein Zuhause zu geben. Ich denke an die Zukunft und sehne mich danach – etwas, das ich seit dem Tag, an dem ich Joseph Sands erschoss, nicht mehr getan habe.
Tommy arbeitet weiter. Ich gehe ins Wohnzimmer, schalte den Fernseher ein und lehne mich auf dem Sofa zurück, während ich warte.
Ich bin zwölf Jahre alt, und es ist Sommer. Ein wunderschöner Sommer. Mein Vater ist noch am Leben, und ich habe keine Ahnung, dass er vor meinem einundzwanzigsten Geburtstag sterben wird. Wir sind am Zuma Beach, sitzen im heißen Sand. Ich spüre, wie Tropfen des kalten Meerwassers auf meiner Haut verdunsten, schmecke Salz auf den Lippen. Ich bin jung, bin am Strand, und mein Vater umgibt mich mit seiner Liebe. Es ist ein wunderbarer, perfekter Augenblick.
Mein Vater beobachtet den Himmel. Ich sehe ihn an, sehe, wie er lächelt und den Kopf schüttelt.
»Was denn, Daddy?«
»Ich hab an die verschiedenen Arten von Sonne denken müssen, Liebes. Jeder Ort auf der Welt hat seine eigene Sonne, wusstest du das?«
»Ehrlich?«
»O ja. Es gibt die
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