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Die Blutlinie

Die Blutlinie

Titel: Die Blutlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyn
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Augenblick Angst. Das Schreien muss aufhören. Er schlägt ihr mit der Faust in den Magen, treibt ihr die Luft aus den Lungen, und sie krümmt sich vornüber.
    » Halt ihre Arme auf dem Rücken fest « , befiehlt er dem anderen, die Stimme gepresst vor Wut.
    Sie ächzt und ringt nach Luft, während der andere sie bei den Ellbogen packt und sie nach hinten biegt.
    » Du musst zu gehorchen lernen, Hure « , sagt der mit der Pistole. Seine Hand holt aus, trifft sie mit aller Kraft auf der Wange. Einmal, zweimal. Ein drittes Mal. Ihr Kopf fliegt unter der Wucht der Ohrfeigen hin und her. Er beugt sich vor und reißt ihr den BH mit jener brutalen Kraft vom Leib, die nur Wahnsinnige aufzubringen vermögen. Dann das Höschen. Sie versucht erneut zu schreien, doch er boxt ihr in den Solarplexus, gefolgt von einer Serie weiterer vernichtender Ohrfeigen. Sie ist nackt, benommen, ihre Augen tränen, ihre Ohren klingeln, und sie sieht alles wie durch einen roten Nebel. Ihre Knie geben nach, als sie versucht, das Gleichgewicht zu bewahren.
    Endlich ist sie wieder leicht zu kontrollieren.
    Das beruhigt ihn.
    Jetzt wird er sie geknebelt haben. Ich sehe auf ihre Hände und Füße, mustere die Handschellen. Ihre linke Hand weckt meine Aufmerksamkeit. Ich gehe zum Kopfende des Bettes und beuge mich vor. Charlotte hatte falsche Fingernägel. Der Nagel auf ihrem rechten Zeigefinger ist verschwunden. Schnell überprüfe ich die anderen Finger. Die anderen Nägel sind da. Ich beiße mir auf die Unterlippe, während ich nachdenke.
    Mir kommt ein Gedanke, und ich gehe nach draußen auf die Veranda. »Haben Sie eine Taschenlampe?«, frage ich Barry.
    »Sicher«, antwortet er und reicht mir eine kleine MagLite.
    Ich nehme sie und kehre in Charlottes Schlafzimmer zurück. Ich knie neben dem Bett nieder und leuchte mit der Taschenlampe darunter.
    Dort liegt er.
    Der verlorene Fingernagel, auf dem Teppich nahe dem Kopfende des Bettes. Ich blinzle. An der Spitze klebt etwas, das aussieht wie Blut.
    Ich stehe auf, sehe auf Charlotte hinab, spüre Mitleid. Es hat sich hinterrücks an mich herangeschlichen, eine starke Woge voller Schmerz. Alles wegen dieses einsamen falschen Nagels. Ein letzter Widerstand, ein »Fick dich« aus dem Grab.
    Man könnte argumentieren, dass es ein Zufall war, doch ich sehe es nicht so. Ich denke an die Tatsachenromane über Serienkiller, die sie gelesen hat, an die Faszination, die fremdartige Psyche, Forensik und Mord auf sie ausgeübt haben. Und ich sehe eine junge Frau, die eine Kämpferin war und wusste, dass sie sterben würde.
    » Fessle die Hure mit den Handschellen ans Bett « , befiehlt der mit der Waffe.
    Der andere wirft sie in ihrem benommenen Zustand auf das Bett, packt ihre Handgelenke und …
    » Au! Verfluchtes Miststück! « , brüllt er. » Die Fotze hat mich gekratzt! «
    » Dann fessel sie endlich, verdammt! «
    Er schlägt ihr erneut in den Magen, zwingt ein Handgelenk auf das Bett hinunter, fesselt es. Dann das andere.
    Vielleicht hat sie es getan, während er ihre Beine gefesselt hat. Und vielleicht hat sie sich während ihrer Folter und Vergewaltigung und durch ihre Angst hindurch darauf konzentriert.
    Alles ist Schmerz und Angst und roter Nebel. Sie werden sie töten. Sie weiß es. Sie hat darüber gelesen. Doch weil sie darüber gelesen hat, weiß sie auch über DNS Bescheid. Weiß, was sie unter dem Fingernagel hat.
    Sie drückt von unten mit dem Daumen gegen den Nagel, drückt fester, noch fester, betet, dass sie es nicht bemerken, bis …
    Schnapp. Der Nagel löst sich. Schmerzlos. Sie kann nicht hören, wie er auf den Teppich fällt. Ein Teil von ihr spürt Trauer, als sie ihn verliert. Er wird auf gewisse Weise weiterleben. Sie nicht.
    Sie richtet den Blick auf den mit der Waffe. Er grinst.
    Sie schließt die Augen, beginnt zu weinen, denkt an den Fingernagel, weiß, dass sie ihn niemals wiedersehen wird.
    Ich stehe auf. Ein kalter Wind pfeift durch mich hindurch. Ich blicke auf Charlotte hinab.
    »Ich habe ihn gefunden«, flüstere ich ihr zu. »Genau da, wo du ihn für mich zurückgelassen hast.«
     
    »Das ist eine elende, widerliche Geschichte«, murmelt Barry. »Ich glaube, daran gewöhne ich mich nie.«
    Ich sehe ihn von der Seite an. »Das ist wahrscheinlich auch gut so, Barry.«
    Er starrt mich an.
    »Ja. Schätze, Sie haben Recht.«
    Callie und Gene sind bereit reinzugehen. Ich habe allen von dem Fingernagel erzählt.
    »Sie brauchen wahrscheinlich nicht lange, also rufen Sie

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