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Die Blutlinie

Die Blutlinie

Titel: Die Blutlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyn
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handelt sich um die so genannten Chicago Rippers aus den 1980ern. Ein Psychopath namens Robin Gecht führte ein Team aus drei anderen, gleichgesinnten Männern an. Als sie endlich gefasst wurden, hatten sie mindestens siebzehn Frauen vergewaltigt, geschlagen, gefoltert und erwürgt. Gechts Ripper Crew trennte ihren Opfern in mehreren Fällen eine oder beide Brüste ab, die sie für spätere sexuelle Handlungen benutzten und teilweise sogar verspeisten.
    »Gecht hat keines der Opfer selbst umgebracht, oder?«, frage ich.
    »Nein, das hat er nicht. Doch er war die treibende Kraft hinter allem. Ein sehr charismatischer Mann.«
    »Ähnlich wie Jack Junior«, sinniere ich. »Wenn auch nicht das Gleiche.«
    Dr. Child neigt den Kopf, betrachtet mich interessiert. »Erklären Sie mir das.«
    »Es ist nur ein Gefühl, das ich von Jack Junior habe. Zugegeben, er ist der Dominante. Er entscheidet, wann etwas geschieht, und er sucht das Opfer aus. Doch innerhalb der meisten Teams gibt es eine persönliche Beziehung zwischen den Mitgliedern. Sie geben einander etwas. Sie sind pervers, aber sie sind ein Team. Jack Junior hat Ronnie Barnes geopfert, und das nur, um mich zu treffen und uns zu verwirren.« Ich schüttele den Kopf. »Ich denke nicht, dass er sie braucht, um seine Phantasien zu verwirklichen. Nicht emotional jedenfalls.«
    Dr. Child legt die Fingerspitzen aneinander, während er darüber nachdenkt. Er seufzt. »Nun ja, das würde zumindest zu seinen beiden unterschiedlichen Opferkategorien passen.«
    »Sie meinen, die zweite sind wir.«
    »Genau. Das macht ihn gefährlicher. Er ist ein Mann mit einem Plan. Mr. Barnes und alle anderen sind lediglich die Bauern. Spielsteine, die er auf seinem Schachbrett nach Belieben verschiebt. Weniger emotionale Bindungen verringern die Wahrscheinlichkeit, dass er sich verfängt.«
    Großartig. »Wie geht er Ihrer Meinung nach bei der Suche nach potentiellen Mittätern vor?«, frage ich.
    »Offensichtlich bietet ihm das Internet sowohl die erforderliche Anonymität als auch den Zugang zu derartigen Kreaturen.« Dr. Child blickt beinahe melancholisch drein. »Es ist die ewige Ironie. Weltverändernde Erfindungen können wunderbare Dinge bewirken, aber auch missbraucht werden. Auf der einen Seite hat das Internet politische Grenzen eingerissen. Noch vor dem Fall des Eisernen Vorhangs kamen E-Mails aus Russland zu uns. Menschen an den verschiedensten Orten der Welt können in Sekundenschnelle miteinander kommunizieren. Amerikaner und Eskimos finden heraus, dass sie sich gar nicht so sehr voneinander unterscheiden. Auf der anderen Seite bietet das Internet den Jack Juniors dieser Welt ein nahezu schrankenloses Umfeld. Webseiten mit Vergewaltigung oder Pädophilie als einzigem Thema, Seiten mit fotografischen Gräueln wie Erschießungen oder den blutigen Resultaten von Autounfällen und dergleichen mehr.«
    Er sieht mich an. »Um Ihre Frage zu beantworten, Smoky: Angesichts der uns bis jetzt vorliegenden Fakten sucht er in diesen abstoßenden Ecken des Internets nach Jüngern, insbesondere dort, wo er zunächst unerkannt beobachten kann. Für ihn ist es wichtig, zunächst einmal nur beobachten zu können. Er hält Ausschau nach Nutzern, die bestimmte Neigungen offenbaren. Wie alle Manipulatoren sucht er nach Schlüsselworten und -themen, die es ihm ermöglichen, sich einzuschmeicheln und als kompetent darzustellen. Allerdings …«, an dieser Stelle beugt sich Dr. Child vor, »… allerdings muss er sie irgendwann persönlich treffen. E-Mails und Chatrooms reichen nicht aus, und zwar aus verschiedenen Gründen. Zum einen wegen der Sicherheit. Es ist viel zu leicht, eine Online-Identität zu fälschen. Jack ist zwar risikofreudig, aber er ist nicht leichtsinnig. Er bereitet sich vor, bevor er ein Risiko eingeht. Er will sicher sein, dass die Person, mit der er sich unterhalten hat, tatsächlich mit der übereinstimmt, für die sie sich ausgegeben hat.«
    »Warum noch?«, frage ich.
    »Aus Gründen der Gegenseitigkeit. Die, mit denen Jack in Kontakt tritt, wollen genauso wissen, ob er der ist, für den er sich ausgibt. Außerdem glaube ich nicht, dass sich irgendjemand dazu überreden lassen würde, seine Phantasien auszuleben, ohne vorher persönlich mit Jack zusammengetroffen zu sein. Nein. Wenn ich er wäre, würde ich mir Zeit lassen, mich umsehen und meine Liste anfertigen. Als Nächstes würde ich nach einem Weg suchen, die Identität der Aufgelisteten zu überprüfen. Erst dann

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