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Die Blutlinie

Die Blutlinie

Titel: Die Blutlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyn
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durch den Rest.
    Ich will, dass Bonnie sicher ist, dass sie ein Zuhause hat und das Gefühl, dass dieses Zuhause real ist.
    Ich fordere die Stimme auf, sich dazu zu äußern. Sie schweigt.
    Gut. Es ist Zeit, zur Arbeit zu fahren.
     
    Die Tür zum Büro fliegt auf, und Callie kommt herein. Sie trägt eine Sonnenbrille und umklammert einen Becher Kaffee.
    »Sprich mich nicht an«, wehrt sie ab. »Ich hab noch nicht genug Koffein zu mir genommen.«
    Ich schnüffele die Luft ein. Callie hat immer den besten Kaffee von allen. »Mmm«, sage ich. »Was ist das? Haselnuss?«
    Sie wendet sich von mir ab und umklammert den Kaffee noch fester. Verzieht einen Mundwinkel. »Das ist meiner.«
    Ich gehe zu meiner Tasche, greife hinein und nehme ein Paket kleiner Schokoladendonuts hervor. Ich sehe, wie Callies Augenbrauen in die Höhe schießen. Ich winke mit den Donuts. »Oh, sieh mal, Callie, was ich hier habe. Schokoladendonuts. Lecker, lecker.«
    Auf ihrem Gesicht liegen die Emotionen im Widerstreit. »Prima«, sagt sie schließlich und schneidet eine Grimasse. Sie packt den Becher auf meinem Schreibtisch und füllt ihn zur Hälfte mit ihrem Kaffee auf. »Und jetzt gibst du mir zwei von deinen Donuts.«
    Ich nehme zwei aus der Verpackung und schiebe sie ihr hin, während sie mir die Kaffeetasse reicht. Es ist wie bei einem Geiselaustausch. Als ich die Tasse packe, reißt sie mir die Donuts aus der Hand. Während sie sich an ihren Schreibtisch setzt und das Gebäck isst, genieße ich ihren Kaffee.
    Himmlisch.
    Callie isst ihre Donuts und trinkt Kaffee, und ich spüre ihren Blick auf mir ruhen. Nachdenklich und durchbohrend zugleich, selbst durch die Sonnenbrille hindurch.
    »Was ist?«, frage ich.
    »Erzähl du es mir«, meint sie und nimmt einen weiteren Bissen von ihrem Donut.
    Meine Güte, denke ich. Ist diese alte Legende wahr? Dass man es sehen kann, wenn man mit jemandem geschlafen hat? »Ich weiß überhaupt nicht, wovon du redest.«
    Sie sieht mich weiter unverwandt durch ihre Sonnenbrille hindurch an, während sie mir ein breites Grinsen schenkt wie das einer trägen Cheshire-Katze. »Wie du meinst, Zuckerschnäuzchen.«
    Ich beschließe, sie zu ignorieren.
    Leo, Alan und James treffen in kurzen Abständen im Büro ein. Leo sieht aus, als wäre er von einem Laster überrollt worden. James sieht aus wie immer.
    »Los, kommt her«, sage ich zu ihnen. »Zeit für eine Besprechung. Leo und James, wie weit sind wir mit der Suche nach dem Usernamen und dem Passwort?«
    Leo fährt sich mit der Hand durch die Haare. »Wir haben alle Betreiber erreicht, und alle kooperieren.« Er wirft einen Blick auf seine Uhr. »Ich hab vor einer halben Stunde mit dem letzten gesprochen. Wir müssten die Ergebnisse innerhalb der nächsten Stunde vorliegen haben.«
    »Benachrichtige mich sofort. Callie, was macht die DNS-Analyse?«
    »Gene sagt, er hätte die Ergebnisse am frühen Abend. Falls es DNS-Spuren gibt und falls diese DNS in der Datenbank gespeichert ist, wissen wir bis zum Abendessen, um wen es sich handelt.«
    »Wäre das nicht ein Knaller?«, fragt Alan.
    »Ganz sicher«, antworte ich. »Bis dahin jedoch – wann ist Dr. Child bereit, sich mit mir zu treffen?«
    »Jederzeit nach zehn«, antwortet Callie.
    »Gut. Callie und Alan – ihr setzt euch mit Barry in Verbindung und seht, was die Spurensicherung herausgefunden hat.«
    »Klar, Zuckerschnäuzchen.«
    »Ich gehe jetzt zu Dr. Child.« Ich blicke alle der Reihe nach an. »Arbeitet ihr inzwischen weiter.«
    Es ist Zeit, ein weiteres Netz auszuwerfen.
     
    Ich klopfe an Dr. Childs Tür, bevor ich sein Büro betrete. Er sitzt hinter seinem Schreibtisch und liest in einer dicken Akte. Er blickt auf, als ich meinen Kopf in sein Büro stecke, und lächelt mir zu.
    »Smoky. Gut, Sie zu sehen. Kommen Sie herein.« Er deutet auf die Stühle vor seinem Schreibtisch. »Bitte nehmen Sie Platz. Ich muss vorher nur noch schnell meine Notizen durchgehen. Ein faszinierender Fall.«
    Ich setze mich und beobachte Dr. Child beim Lesen. Er ist ein Mann Ende fünfzig. Weißhaarig, mit einer Brille und einem Bart. Er sieht zehn Jahre älter aus, wirkt ständig müde, und seine Augen haben einen gejagten Ausdruck, der niemals weggeht, nicht einmal, wenn er lacht. Er späht seit nahezu dreißig Jahren in die Gehirne von Serienmördern. Sehe ich in zwanzig Jahren auch so aus?, frage ich mich.
    Er ist der einzige Mensch, dem ich mehr vertraue als James und mir selbst, wenn es um Erkenntnisse darüber

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