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Die Blutlinie

Die Blutlinie

Titel: Die Blutlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyn
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verfügen, das er Ihnen geschickt hat? Könnten Sie das erläutern?«
    »Selbstverständlich, Brad. Wir haben das Glas geöffnet und den Inhalt analysiert. Und wir haben herausgefunden, dass das Gewebe darin nicht von einem Menschen stammt. Es handelt sich um Rindfleisch.«
    »Was bedeutet das?«
    Ich drehe mich so, dass ich direkt in die Kamera blicke. »Es bedeutet, dass er nicht der ist, der er zu sein vorgibt. Er ist kein Nachfahre von Jack the Ripper. Wahrscheinlich glaubt er, ein Nachfahre von Jack the Ripper zu sein. Ich bezweifle, dass er wusste, was sich in diesem Glas befand.« Ich schüttele den Kopf. »Traurig, wirklich traurig. Er ist eine lebendige Lüge, und er weiß es nicht einmal.«
    »Ich danke Ihnen, Agent Barrett.«
     
    Brad ist überglücklich, als er abzieht. Er verspricht mir, die Meldung in den Sechs- und den Elf-Uhr-Nachrichten zu bringen, und er kann sich gerade noch so weit zügeln, dass er nicht voller Eifer losrennt.
    »Das lief gut«, bemerkt Callie. »Ich hatte ganz vergessen, was für ein attraktiver Bursche er ist. Vielleicht sollte ich ihn mal wieder anrufen.«
    »Wenn du es machst, verschon mich diesmal bitte mit den Details.«
    »Das ist nicht witzig.« Sie zögert. »Er wird außer sich sein vor Wut, Zuckerschnäuzchen. Jack Junior, meine ich. Vielleicht verliert er tatsächlich die Kontrolle.«
    Ich grinse böse. »Das hoffe ich. Das hoffe ich sehr. Und jetzt statten wir Miss Waters unseren Besuch ab.«
     
    Auf dem Weg zu Leona Waters rufe ich Tommy Aguilera an und erzähle ihm von der E-Mail.
    »Einer von beiden war an jenem Abend offensichtlich da und hat mich beobachtet. Oder am nächsten Morgen. Es bedeutet, dass die beiden sehr gut informiert sind über alle Leute, die du kennst. Leute wie mich beispielsweise.«
    »Ja. Ich schätze, das war’s, Tommy. Ich ruf dich später wieder an, wenn es dir recht ist. Damit du mir hilfst, die Wanze und den Sender loszuwerden.«
    »Das musst du nicht.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil ich dich weiter beschatten werde, Smoky. Ich hab es dir letzte Nacht gesagt. Du bist meine Klientin. Mein Job ist nicht vorbei, bevor du ihn nicht geschnappt hast und ich weiß, dass du in Sicherheit bist.«
    Ich will protestieren, doch in Wahrheit hat ein Teil von mir gehofft, dass er so etwas sagen würde.
    »Ich beobachte dich weiter, Smoky.«
    Die Fahrt dauert länger, als ich gedacht habe, weil es auf dem Freeway einen Unfall gegeben hat. Ein Lieferwagen ist gegen die Leitplanke gekracht. Es ist nur ein Blechschaden, trotzdem ist der Stau wie immer gewaltig. Als wir endlich ankommen, ist es fast zwei Uhr nachmittags.
    Leona Waters wohnt in einem sehr hübschen Apartmenthaus in einer weniger schönen Umgebung. Santa Monica ist eine ziemlich unsichere Gegend geworden. In vielen Stadtteilen wohnt zwar noch die Mittel- oder gar Oberschicht, aber es beginnt zu verfallen, genau wie der gesamte Rest von Los Angeles. Es ist die ewige Geschichte dieser Stadt – die Menschen ziehen weiter und weiter nach draußen, um dem Krebsgeschwür des Niedergangs zu entfliehen. Doch der Krebs scheint immer schon vor ihnen da zu sein.
    Wir parken am Straßenrand und gehen zum Eingang. Es gibt Sicherheitstüren, und die Bewohner müssen einen Kode eintippen. Ein Wachmann sitzt hinter einem Empfangsschalter. Ich klopfe an die Glasscheibe, damit er Notiz von uns nimmt. Er betrachtet mich mit einem Ausdruck gelangweilter Verärgerung, bis ich meinen FBI-Ausweis gegen die Scheibe drücke. Als er ihn sieht, fliegt er wie von einem Katapult geschossen aus dem Sitz und stürzt herbei, um uns einzulassen.
    Als er die Narben in meinem Gesicht bemerkt, zögert er für eine Sekunde und starrt mich offen an. Dann wandern seine Augen zu Callie, gleiten an ihr hinauf und hinab und verharren einen Sekundenbruchteil länger als nötig auf ihrer Brust.
    »Was hat das zu bedeuten, Ma’am?«
    »Nur ein paar Fragen, Mr…?«
    »Ricky«, beeilt er sich zu sagen und leckt sich die Lippen. Er richtet sich ein wenig höher auf. Ricky sieht aus wie Ende vierzig. Er hat das mitgenommene Aussehen von jemandem, der früher einmal in Form war und sich hat gehen lassen. Sein Gesicht ist von tiefen Linien durchzogen und wirkt müde. Ricky ist kein Mann, der sein Leben genießt.
    »Wir haben ein paar kurze Fragen an einen der Mieter. Keine große Sache.«
    »Benötigen Sie Hilfe, Ma’am? Welcher Mieter?«
    »Ich fürchte, das ist vertraulich, Ricky. Das werden Sie doch sicher verstehen?«
    Er nickt, bemüht

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