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Die Blutlinie

Die Blutlinie

Titel: Die Blutlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyn
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Sie als Zivilistin in Gefahr zu bringen. Wir möchten lediglich Ihr Apartment benutzen. Sie müssten es für eine kleine Weile verlassen.«
    In ihren Augen blitzt etwas auf, das ich nicht zu entziffern vermag. Sie steht auf, geht ein paar Schritte. Wendet uns für einige Sekunden den Rücken zu. Als sie sich wieder zu uns umdreht, ist ihr Gesicht entschlossen.
    »Wissen Sie, wie alt ich bin?«, fragt sie.
    »Äh – nein«, antworte ich.
    »Ich bin neunundzwanzig.« Sie deutet mit beiden Händen auf sich. »Nicht schlecht für neunundzwanzig, meinen Sie nicht?«
    »Nein, wirklich nicht schlecht.«
    »Ich habe den ersten Mann geheiratet, mit dem ich Sex hatte. Ich war damals achtzehn und dachte, er sei die Liebe meines Lebens, der großartigste Mann auf der Welt. Ich hätte alles für ihn getan. Habe alles für ihn getan, eine Weile jedenfalls. Dann hat sich Prince Charming verändert. Und für die nächsten sieben Jahre hat er mich geschlagen. Er hat mir niemals die Knochen gebrochen, nein, niemals Spuren auf meinem Gesicht hinterlassen. Dazu war er viel zu schlau. Doch er wusste, wo es besonders wehtat. Und er hat mir jede Menge Erniedrigungen zugefügt.« Ihre Augen starren unverwandt in meine. »Wissen Sie, wie es ist, mit so einem Mann Sex zu haben? Es ist eine Vergewaltigung. Es spielt keine Rolle, ob man mit ihm verheiratet ist oder nicht. Er macht es zu einer Vergewaltigung.« Sie schüttelt den Kopf, blickt zur Seite. »Ich habe lange gebraucht, bis ich erwachsen wurde. Sieben Jahre. Die ersten sechs kam mir nicht mal der Gedanke, ihn zu verlassen. Er kam mir einfach nicht. Er hatte mich überzeugt, dass das, was er mit mir machte, meine eigene Schuld war. Oder sein Recht.«
    »Was ist passiert, um das zu ändern?«, fragt Callie.
    Wir sind zu erfahren, um sie zu fragen, wohin das führt oder was das mit unserem Fall zu tun hat. Was auch immer sie sagen will, muss gesagt werden. Und um das zu bekommen, was wir wollen, müssen wir uns anhören, was sie zu sagen hat.
    Ihre Augen werden hart wie Feuerstein. »Wie ich bereits sagte, ich wurde erwachsen. Ich wusste, dass er sich schlau anstellte. Ich habe mit einer Reihe von Cops geredet. Sie sagten mir, es wäre eine Schlacht auf verlorenem Boden, ihm zu beweisen, was er tat.« Sie lächelt. »Also habe ich eine Kamera versteckt und alles gefilmt. Ein letztes Mal ließ ich mich von ihm verprügeln, erniedrigen, vergewaltigen. Ich übergab das Video der Polizei und erstattete Anzeige. Sein Anwalt versuchte den Richter zu überzeugen, dass das Video nicht als Beweis zulässig wäre, weil ich ihm eine Falle gestellt hätte, aber …« Sie zuckt die Schultern. »Ich hatte eine gebrochene Nase, zwei blaue Augen und gebrochene Rippen. Der Richter ließ das Video zu. Mein Ehemann kam ins Gefängnis, und ich verkaufte all unseren Besitz und ging nach Los Angeles.«
    Sie deutet auf ihre Wohnung. »Das hier ist meins. Ich weiß, dass Sie wahrscheinlich nicht billigen, womit ich meinen Lebensunterhalt verdiene, aber das ist mir egal. Das hier ist meins, und ich bin frei von ihm.« Sie setzt sich und sieht uns an. »Die Sache ist die: Ich habe mir geschworen, dass mich kein Mann jemals wieder kontrollieren würde. Niemals. Also – wenn Sie meine Wohnung benutzen wollen, um diesen Psychopathen zu schnappen, kooperiere ich. Bis zum Äußersten. Doch ich werde meine Wohnung nicht verlassen.« Sie lehnt sich zurück, verschränkt die Arme vor der Brust. Ein Bild der Entschlossenheit.
    Ich betrachte Leona Waters lange Zeit. Sie erträgt meine Blicke, ohne mit der Wimper zu zucken. Es gefällt mir nicht. Überhaupt nicht. Aber ich gelange zu der Überzeugung, dass sie nicht nachgeben wird. Resigniert breite ich die Hände aus.
    »Also schön, Miss Waters. Wenn ich meinen Boss dazu bringen kann, sein Okay zu geben, machen wir es, wie Sie es wünschen.«
    »Nennen Sie mich Leona, Agent Barrett. Also …« Sie beugt sich vor, sieht uns genauso wild wie aufgeregt an. »Wie soll es funktionieren?«
     
    Ich bin vorsichtig optimistisch. Leona hat keinerlei Besuch von einer Ungezieferfirma erhalten, was bedeutet, dass Jack Junior noch keine Aufklärung betrieben hat. Es könnte jederzeit geschehen. Heute, morgen. Ich bin überzeugt, dass es bald geschehen wird.
    Der Drache in mir bäumt sich auf. Er riecht Blut.
    Ich habe mit AD Jones telefoniert und ihm gesagt, was ich brauche. Nach langem Fluchen hat er schließlich nachgegeben. Callie und ich sind immer noch in Leonas Wohnzimmer,

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