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Die Blutnacht: Roman (German Edition)

Die Blutnacht: Roman (German Edition)

Titel: Die Blutnacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Willocks
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habe.«
    Tannhäuser erinnerte sich daran, wie der kleine dicke Kerl rückwärts von seinem Fass gefallen war.
    Bonnett würde ihn sofort erkennen; und er war nur einer von wenigen. Wenn er seine Befehle missachtet hatte, um Carla zu begleiten, müsste er Garnier sofort Bericht erstatten und sein Verhalten erklären. Nun war es sicherlich nicht Garniers größtes Problem, dass Carla in Notre-Dame betete. Aber es war möglich, dass Bonnett Tannhäuser gesehen hatte, entweder bevor er die Wachen getötet hatte oder danach. Tannhäuser erreichte das Portal, als Hugon Grymonde draußen vorbeiführte.
    »Hugon, hast du gesehen, wie Carlas Begleiter fortgegangen ist?«
    »Nein. Ich bin doch den Wagen holen gegangen.«
    Der Vorplatz und der größere Platz davor waren menschenleer.
    Tannhäuser setzte Carla auf die Matratze.
    »Leg dich hinter das Seitenbrett, zumindest bis wir die Müllerbrücke überquert haben. Pascale, Juste, die Mäuse, ihr müsst euch auch dahinter ducken. Juste, lege diesen Brustpanzer zwischen Carla und das Seitenbrett.«
    Carla lag auf der Seite, mit dem Rücken zur Wagenwand. Tannhäuser verriegelte das Brett.
    »Vorne oder hinten?«, fragte Grymonde.
    Tannhäuser wählte Frogiers Bogen aus.
    »Hinten. Diesmal fahre ich vorn mit. Estelle, meine Armbrust und drei Bolzen.«
    Er ließ den Blick über seine Truppe schweifen. Eine Frau, sieben Kinder, ein Säugling und ein Infant.
    Petit Christian kotzte auf den Vorplatz. Er war halbnackt, von den Steinen und Schlaglöchern der Straße halb roh geschunden.
    Tannhäuser konnte sich nicht vorstellen, dass er für sie noch von Nutzen sein könnte.
    »Der Stückeschreiber bleibt hier. Wer will ihn töten?«
    Grymonde sprang vom Wagen.
    Die Sehne einer Armbrust surrte.
    Petit Christian wand sich im Dreck. In seinem letzten Schrei bespuckte er Paris mit seinem eigenen Unrat. Dann hing er reglos in den Tauen.
    Estelle kam zwischen den Hinterrädern hervor.
    »Ich glaube, ich habe ihn mitten in den Hintern getroffen.«
    Grymonde lachte tief aus dem Bauch heraus.
    »Der Bolzen ist ganz verschwunden.«
    Grymonde wedelte mit der Hand, damit Hugon ihn wieder zur Sitzbank führte.
    »Schnell, Junge, solange ich noch stehen kann.«
    Der Anblick des Riesen ohne Augen, der brüllend lachte, fesselte Tannhäuser einen Augenblick. Estelle reichte ihm die Armbrust und vier Bolzen. Er nahm sie. Er hätte ihr beinahe gesagt, sie sollte sich das nicht zur Angewohnheit werden lassen, aber dann überlegte er, dass dies wohl der falsche Zeitpunkt für solche Ratschläge wäre. Carla würde ihr gutes Benehmen und manches andere beibringen. Sie würde schon bald eine richtige Dame sein. Er lächelte sie an.
    »Guter Schuss.«
    Estelle fasste dies als Erlaubnis auf, mit Grymonde mitzulachen. Auch Hugon fiel in ihr Gelächter ein. Einer nach dem anderen auch der Rest der Truppe. Die Mäuse. Grégoire. Sogar Pascale. Nur Juste nicht.
    Tannhäuser schaute zu Carla. Sie betrachtete die Mäuse. Das Geräusch des Gelächters schien ihr gutzutun. Es tat ihnen allen gut. Er beugte sich hinunter und schnitt den Stückeschreiber los. Als er sich wieder aufrichtete, lachte auch Carla leise, eine Hand auf dem Bauch. Juste war immer noch todernst.
    Tannhäuser lud die Armbrust und lehnte sie neben ein Vorderrad. Er nahm Frogiers Bogen und Köcher hervor.
    »Juste.«
    Juste drehte sich um. Tannhäuser streckte ihm die Waffe hin. Juste nahm sie entgegen.
    »Der hat ein Zuggewicht von sechzig Pfund. Wenn du ihn nicht ganz spannen kannst, lass dich davon nicht aus der Fassung bringen, es ist trotzdem genug Kraft dahinter. Wenn es hart auf hart kommt, musst du nicht weit schießen. Ziele auf die Eier, ehe du den Bogen hebst und spannst. Lass den Pfeil schnell los, sonst zitterst du. Schieße nicht, wenn einer von uns vor dir steht.«
    Er sah, dass Carla ihn beobachtete. Er grinste.
    »Geh den anderen mit gutem Beispiel voran, Liebste, und leg dich hin. Estelle, Hugon: Helme aufsetzen. Alle anderen: hinlegen. Keine scharfen Waffen. Keine Schüsse, es sei denn, ich sage es. Wo ist der Höllenhund?«
    »Wir haben einen Höllenhund?«, fragte Pascale.
    »Einen echten«, antwortete Juste mit einem Lächeln. »Er heißt Luzifer.«
    »Er bringt uns Glück«, sagte Grégoire.
    Der versengte Hund tauchte auf, nachdem er Christians Leiche untersucht hatte. Er trottete an seinen angestammten Platz zwischen Clementines Vorderhufen.
    »Ich glaube, ich kenne den Hund«, sagte Hugon.
    »Nun, jetzt gehört er

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