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Die Blutnacht: Roman (German Edition)

Die Blutnacht: Roman (German Edition)

Titel: Die Blutnacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Willocks
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schaukelte.
    »Ihr zwei. Schnell! Werft die Leichen über Bord.«
    Er beugte sich über den Rand des Kais und stieß dem Blutspucker die Partisane in die Nieren.
    »Mit dem könnt ihr gleich anfangen. Bringt bloß kein Wasser ins Boot.«
    Tannhäuser schaute zur Biegung des Flusses, wo er die Jungen zurückgelassen hatte, und machte eine ausladende Geste. Er blickte auf das aufspritzende Wasser. Heute war die Seine ein einziger großer Friedhof. Nun war der Blutspucker auch dort verschwunden.Und anscheinend war auch der Rest der Schwimmer versunken. Tannhäuser rannte zu Grymonde.
    Der Infant stand da und stützte sich mit den Händen auf den Oberschenkeln ab. Die Griffe der Schwerter staken ihm zu beiden Seiten aus dem Bauch. Tannhäuser packte einen und stemmte den Schaft der Partisane gegen Grymondes Nackenmuskeln. Aus einer tiefen Wunde wallte Blut auf.
    »Willst du, dass ich pisse oder scheiße?«
    Tannhäuser zerrte das Schwert heraus und ließ es fallen.
    »Habe ich sie alle erwischt?«
    »Alle vier.«
    »Dann möchte ich jetzt den nächsten Stein der Unsterblichkeit.«
    »Ich habe keine zu verschwenden.« Tannhäuser packte den zweiten Schwertgriff.
    »Zu verschwenden? Muss ich meine Wunden aufzählen? Habe ich überhaupt noch genug Zeit dazu?«
    »Was sind ein paar Kratzer mehr oder weniger für den mächtigen Infanten?«
    Tannhäuser zog das zweite Schwert heraus. Er beugte sich herunter und schnitt der nächsten Leiche die weiße Armbinde ab. Er ließ das Schwert fallen und nahm sich die Armbinde. Er schaute zu Irènes Haus. Carla winkte aus dem Fenster. Pascale stand mit seinem Gewehr an der Hintertür. Er wies sie mit einer Geste an, noch zu warten. Er stopfte die Armbinde in Grymondes Schulterwunde und hoffte, dass sie da steckenbleiben würde. Grymonde bemerkte es gar nicht.
    »Scherze nur«, sagte Grymonde. »Aber verzeih mir, wenn ich nicht lache.«
    »Du wirst tot sein, ehe das Opium wirkt.«
    »Das versprichst du mir schon seit Stunden.«
    Tannhäuser kehrte zu dem Fischerboot zurück. Clementine stampfte bei den Kähnen auf ihn zu. Keine Funken sprühten mehr unter ihren Schritten auf. Ihre Hufe landeten schwer, als bräche bei jeder Bewegung ihr Herz ein bisschen mehr. Auf ihrem Rücken saßen zwei kleine Gestalten, die beinahe zu einer verschmolzen waren.
    »Dieser junge Schurke lebt immer noch, Sire. Blut strömt aus seinen Augen«, sagte jemand aus dem Fischerboot.
    Tannhäuser schaute nicht zu dem Sprecher hinunter.
    »Es scheint ein wenig grausam, Sir. Manche würden es sogar unchristlich nennen.«
    »Wollt ihr aus dem Boot herauskommen oder nicht?«
    »O ja, Sire. Mir ist schon ganz schlecht.«
    Der Ruderer, dessen Gesicht in zwei Teile gespalten war, schrie und wehrte sich, aber die beiden bekamen ihn über die Reling, ohne selbst hinterherzufallen. Tannhäuser sah den Mast, die Rah und das geraffte Segel im Rumpf des Bootes.
    »Werft eure Messer ins Boot. Und macht, dass ihr rauskommt, solange ich noch gut gelaunt bin.«
    »Tausend Dank, Sire, und Eure Freundlichkeit ist allseits bekannt.«
    Die beiden kletterten an Land. Tannhäuser deutete ein wenig flussabwärts. Der Sprecher warf ihm drei kleine Börsen vor die Füße. Sie fielen klirrend auf die Steine, und dem Geräusch nach zu schließen, waren sie nicht gerade viel wert.
    »Nur nichts verschwenden, Sire.«
    Tannhäuser stach dem Schweigenden die Partisane in den Bauch, und der Sprecher sprang vor. Tannhäuser zerrte die Klinge wieder heraus und machte einen Schritt vor, um auch den Redseligen aufzuspießen. Aber der packte bereits seinen sterbenden Kameraden und stieß ihn rückwärts ins Wasser. Ein Klatschen, und der Sprecher wandte sich um und staubte sich die Hände ab.
    »Das wär’s dann, Sire. Alles erledigt. Kann ich noch was für Euch tun?«
    Der Mann war zu einfältig, um das scherzhaft oder ironisch zu meinen.
    »Weißt du, wo Hauptmann Garnier ist?«
    »Leider nicht, Sire. Fähnrich Bonnett hat uns geschickt.«
    Tannhäuser senkte die Partisane. Es erschien ihm nur gerecht, auch diesem Mann die Klinge ins Herz zu rammen.
    »Das ist Hervé der Gipser«, sagte Juste.
    »Genau, junger Herr.«
    Tannhäuser hatte eigentlich ein gutes Gedächtnis für Gesichter,aber dieser Mann hatte keine Erinnerung hinterlassen. Er legte die Partisane auf den Boden, Altans Bogen und Köcher dazu. Er nahm Grégoire bei der Taille und hob ihn aus dem Sattel. Der Körper des Jungen war schlaff, aber er war bei Bewusstsein. Sein Gesicht war

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