Die Blutnacht: Roman (German Edition)
auf seine Schiffsgesellen zurück und brachte das Boot gewaltig ins Schaukeln.
Tannhäuser und Grymonde preschten weiter.
Fünf Männer warteten auf sie. Einer hatte sich auf das Flussufer zubewegt, schien ernsthaft über die Möglichkeit nachzudenken, das trockene Land zu verlassen. Die anderen vier hatten sich zu einer improvisierten Phalanx zusammengestellt, zwei Schwerter erhoben, zwei gesenkt. Sie frontal anzugreifen war keine gute Lösung, aber da waren die Würfel bereits gefallen. Tannhäuser brüllte in Grymondes Ohr und entfesselte ihn völlig.
»Für Cockaigne.«
Mit einem Urschrei, dessen Ekstase mit der der Janitscharen vergleichbar war, die aus dem letzten Graben vorstürmen, schwang Grymonde seine Messer und stürzte sich auf die Schwertkämpfer.
Tannhäuser rannte auf den Mann an der Kaimauer zu, der seine Waffe fallen ließ und beide Hände vor die Augen schlug, sich abwandte und zusammensackte, so sehr von der Furcht gebeutelt, dass er nicht einmal versuchte, das Wasser zu erreichen. Tannhäuser stieß ihm die Lanze in die Nieren und die Gedärme. Er stieß den Blut speienden Mann in das Boot und rannte auf das Handgemenge zu.
Die beiden äußeren Kämpfer der Vierergruppe lagen einige Schritte von ihrer Ausgangsposition am Boden. Beide versuchten aufzustehen, beide waren in der Brust getroffen. Die anderen beiden waren beinahe so weit zurückgewichen, aber nicht gefallen. Sie konnten nicht fallen, denn Grymonde hatte sie mit den Armen umfangen und jedem ein Messer unten in den Rücken gebohrt. Nun drehte er die Klingen auch noch in den Wunden, so mühelos, als wäre er ein Koch, der Eier verrührt. Beide Pilger waren tot.
Tannhäuser stieß den beiden Verwundeten den Dorn am Gegengewicht der Partisane in die Schläfen. Er schaute den Fluss hinab und sah genau das, was er befürchtet hatte. Die Männer im Fischerboot hatten beschlossen, besser nicht um den Kai von Saint-Landry zu kämpfen. Keiner von ihnen war an Land gegangen. Einer nestelte an der Leine herum, mit der das Fischerboot an einer Klampe am Ufer festgemacht war. Wenn Tannhäuser das Fischerboot verlor, stünde es der Miliz zur Verfügung, um die Kähne anzugreifen.
Als er an Grymonde vorbeirannte, erblickte er die Spitzen zweier Schwertklingen, die dem Riesen oberhalb beider Hüften aus dem Rücken ragten, blieb aber nicht stehen. Er griff die Partisane wie eine Sense und ließ sie über den Rand des Kais sausen, die Klinge nach unten gerichtet, weit hinaus über das überfüllte Fischerboot.
Die Milizsoldaten, neun, zehn an der Zahl, duckten sich eilig unter der Kreisbewegung der Waffe weg. Das Boot kam gefährlich ins Schaukeln. Einer hieb mit dem Schwert nach Tannhäusers Knöcheln. Der sprang über die Klinge. Ein Ruder wurde hochgehoben, um seinen Speer abzublocken. Tannhäuser bremste seinen Lauf undstach dem Milizmann, der das Schwert hochgerissen hatte, die Partisane unter den Wangenknochen in den Schädel. Sobald er durch weiches Gewebe zum Knochen gelangt war, verdrehte und verkantete er den Schaft, drückte und zog und überließ den Mann seinen Kameraden. Dann sprang er über das gefallene Ruder und schwenkte die Partisane um seine rechte Hüfte, verkürzte dabei den Griff und trieb den Dorn am unteren Ende des Schaftes tief in den Schädel des Mannes, der versuchte, die Leine von der Klampe loszumachen. Der Kopf des Pilgers fuhr herum, und der Dorn bohrte sich tief in das Rückgrat des Mannes. Tannhäuser verdrehte die Waffe, zog sie zurück und schlug mit der Klinge nach hinten um sich, traf dabei einen Milizmann am Brustbein, während der versuchte, sein Gleichgewicht zu finden. Tannhäuser zog die Klinge unter einem Schwall von Blut heraus.
Die Leine war immer noch festgemacht.
Tannhäuser packte den Schaft gleich beim Gegengewicht mit der Linken, griff durch das gerinnende Blut, holte weit aus und schlug nach unten. Er traf einen weiteren Milizmann in der Drosselgrube. Die Verwundeten wanden sich und schlugen auf diesem Schiff der Verdammten wild um sich, und die Lebenden waren von unermesslicher Panik ergriffen.
»Wer im Boot bleibt, wird sterben.«
Drei Männer sprangen sofort ins Wasser. Einer sackte in die Tiefe, als hätte er einen Amboss am Bein. Die anderen, schwer bepackt, peitschten im Wasser wild um sich. Von den dreien, die an Bord noch nicht tödlich verwundet waren, kauerte einer im Kielraum und spuckte Blut, und die beiden anderen klammerten sich an die Bordwand, während das Boot auf und ab
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