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Die Blutnacht: Roman (German Edition)

Die Blutnacht: Roman (German Edition)

Titel: Die Blutnacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Willocks
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habe noch nie wahrer gesprochen.«
    Carla drückte ihm die Hand, achtete nicht auf das Blut, das sie besudelte.
    Tannhäuser drückte ihre Hand.
    »Also«, sagte er schließlich, »wenn ich es richtig sehe, dann liegt zwischen dem Pont des Meuniers und der Schiffsbarriere etwa eine halbe Meile Wasser. Die Miliz hat nicht viele Bogenschützen oder Kanonen, aber ich kann natürlich nicht sagen, was inzwischen dazugekommen ist. Wenn wir unter Beschuss kommen, dann von den Kais entlang dieses Flussufers. Wenn wir die Brücken hinter uns haben, halte dich an meiner Backbordseite, bis wir die Inseln erreicht haben.«
    »Achte auf die Sandbänke«, sagte sie, »besonders am rechten Ufer.«
    »Ja. Aber das hinzugeflossene Regenwasser sollte uns da Raum zum Manövrieren geben. Wenn du siehst, dass die Barriere offen ist und du mich nicht sehen kannst …«
    »Dann halte dich eben in Sichtweite.«
    Sie blieben beim Fischerboot stehen. Er zog sie an sich. Er schaute auf Amparo. Sie schien seinen Blick zu erwidern. Er spürte, wie sich das Rad der Ewigkeit drehte, entweder zu schnell, um es sich auch nur vorzustellen, oder so langsam, dass er nicht wusste, ob es überhaupt eine Bewegung gewesen war. Er spürte Carlas Augen aufsich ruhen und schaute zu ihr. Ihr Gesicht war so blass. Es schnürte ihm die Brust zusammen. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Carla stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn.
    »Wir treffen dich an der Barriere.«
    Carla trat einen Schritt zurück. Er hatte ihr Kleid vorn mit Blut besudelt.
    »Keine Sorge«, sagte er. »Es ist nicht meins.«
    Sie warf ihm ein Lächeln zu. »Ich liebe sogar deine ältesten Witze.«
    »Was mich daran erinnert, dass Orlandu seine neue Schwester liebt und ein aufrechtes, starkes Herz hat.«
    »Du meinst, er ist verletzt.«
    »Orlandu ist ein Straßenjunge aus Malta. Der ist so zäh wie der Infant.«
    Er sah, dass sie viele Fragen herunterschluckte. Sie hielt seine Hand noch fester und kletterte vom Kai auf das Fischerboot. Mit sicheren Schritten ging sie zur Ruderpinne und musterte das Boot.
    Tannhäuser drehte sich zu den Jungen um und sah Grégoires Beinstumpf. Er hob ihn auf die Arme. Der Junge murmelte und zuckte ein wenig. Das Opium wirkte.
    »Hugon, nimm den Sattel und die Decke und mache in der Nähe von Carla ein Lager für ihn.«
    Grégoire schlug die Augen auf. Sie waren verträumt.
    »Ist Clementine fort?«
    »Clementines Seele ist jetzt frei, so frei wie ihr Körper nie war.«
    »Clementine hat auch geholfen, das Kind zu retten, nicht?«
    »Du hast das Kind gerettet, Bruder. Und mich.«
    »Meister? Kann ich um einen Gefallen bitten?«
    »Das hast du noch nie gemacht, also los.«
    »Tötet Hervé nicht.«
    Grégoires Augen waren so klar wie ein Silberspiegel.
    Tannhäuser musste blinzeln, als er diesen Blick sah. Er nickte.
    Grégoire schloss die Augen wieder.
    »Hugon, spring raus und halte das Boot ruhig.«
    Tannhäuser stieg an Bord und setzte Grégoire auf die Planken, so vorsichtig er konnte. Er streckte die Hand nach oben und winkte den Mäusen, die er eine nach der anderen herunterhob. Er riefJuste. Hugon zerrte Juste an seinem guten Arm auf die Beine, und der Junge keuchte vor Schmerzen, protestierte aber nicht. Tannhäuser half ihm ins Boot und setzte ihn zu den anderen. Niemand beschwerte sich über das Blut. Die Ruderbänke hatte Tannhäuser freigelassen. Er kletterte von Bord.
    »Kannst du rudern, Hugon?«
    »Nein.«
    »Dann geh und hilf Pascale Brennmaterial zusammentragen. Zerre den ganzen Tisch her.«
    »Es wäre schön, wenn Pascale mir helfen könnte.«
    »Du trägst deine Bezahlung für die nächsten vierzig Jahre um den Hals.«
    Tannhäuser nahm die Ruder und die Schwerter und ging zum Kohlenkahn. Inzwischen war die Feuergrube mit einer solchen Perfektion aufgeschichtet, dass selbst Hervé, der vom Heck aus überprüfte, ob die Winkel stimmten, nichts mehr auszusetzen fand. Er hatte handbreite Lücken zwischen den oberen Säcken gelassen, um besseren Luftzug zu garantieren. Tannhäuser bemerkte eine schwache Brise.
    »Hervé, wenn ich den Louvre kaufe und zu einem Bordell umbaue, dann stelle ich dich ein, dass du ihn mir verputzt.«
    »Und niemand wird Euch einen besseren Preis dafür machen als ich, Sire, besonders für einen so großen Umbau, obwohl einige sagen, dass man den Louvre zu einem Bordell gar nicht erst umbauen muss.«
    »Jetzt möchte ich, dass du mir eine Redoute baust, hier rechts von der Ruderpinne.«
    »Ihr meint

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