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Die böse Brut

Die böse Brut

Titel: Die böse Brut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wäre. Im letzten Augenblick stoppte er. Da erst war ihm bewusst geworden, was er gesehen hatte.
    Sein Herz klopfte wieder schneller. Diesmal allerdings vor Freude. Er warf einen schnellen Blick zurück und atmete auf, als er die Männer weder hörte noch sah, was allerdings nichts bedeuten musste. Diese Männer brachten es fertig, sich so lautlos zu bewegen wie Schatten. Es gab nur noch ein Problem für den Jungen. Die schmale Seitentür musste auch offen sein.
    Er schob sich in die Nische hinein. Jetzt sah er, dass der Zugang doch größer war als eine normale Tür. Nicht nur breiter, sondern auch höher. Mit beiden Händen umfasste er die Klinke, die recht schwer aussah. Er drückte sie, wollte die Tür öffnen, doch sie war abgeschlossen.
    Damiano war enttäuscht. Schlagartig kehrte die Angst zurück. Was jetzt?
    Weglaufen?
    Es gab nur den Weg nach vorn. Er dachte plötzlich an das Gitter und befürchtete, dass es das gesamte Grundstück umgab. Und dort hinüber zu klettern war nicht leicht.
    Die Zeit verging, und sie arbeitete gegen ihn. Er biss sich wieder auf die Lippen. Er schimpfte über die eigene Nervosität. Er blickte sich um, er lauschte und dann hatte er den Eindruck, etwas gehört zu haben. Allerdings nicht von seinen Verfolgern. Die Geräusche waren vor ihm aufgeklungen. Hinter der Kirchentür. Jemand bewegte sich in der Kirche an ihr entlang.
    Der Junge tat das einzig Richtige. Er hob die Fäuste und klopfte gegen das Holz. Es war mehr ein Schlagen, und für ihn spielte es auch keine Rolle, ob er nun gehört wurde oder nicht. Er wollte diese minimale Chance nutzen.
    Es war ein kurzes heftiges Trommeln, das er auf dem dicken Holz hinterließ. Wenn die Person auf der anderen Seite ein gutes Ohr und auch ein gutes Herz hatte, dann musste sie einfach etwas unternehmen. Noch war Zeit, denn die Verfolger waren nicht zu hören.
    Und wieder streckte ihm das Glück seine Hand entgegen. In der Höhe des Schlosses hörte er das typische Geräusch, das entsteht, wenn sich ein Schlüssel bewegt.
    Dann wurde die Tür aufgezogen, und Damiano drückte auch von seiner Seite aus dagegen. Er schaute in das völlig überraschte Gesicht eines Mannes, der durch den Türdruck gezwungen war, zurückzuweichen.
    »Bitte, lassen Sie mich hinein!«
    »Aber das bist du doch schon...«
    Damiano stolperte an dem Mann vorbei in eine Welt hinein, die ganz anders roch, auch düster war, aber trotzdem zahlreiche Lichtflecken enthielt, kleine Votivkerzen, die an verschiedenen Stellen entstanden und als zwei Halbkreise einen kleinen Altar umrahmten, vor dem eine Betbank ihren Platz gefunden hatte. Es war ein Ort, an dem Menschen Kerzen für Verwandte oder Freunde anzündeten, denen es schlecht ging.
    »Bitte, schließen Sie die Tür«, flüsterte Damiano.
    »Ja, natürlich. Das habe ich schon...«
    »Gut.« Damiano lehnte seinen Rücken gegen die Kirchenwand. Das musste er jetzt einfach tun. Er brauchte Ruhe, um wieder zu sich selbst zu finden, und er musste jemanden haben, dem er Vertrauen schenken konnte. Er war irgendwie froh, auf einen Pfarrer getroffen zu sein, obwohl ihm stets eingebläut worden war, dass Pfarrer seine Feinde waren. Er hätte lernen sollen, Pfarrer zu hassen, aber wie konnte er einen Menschen hassen, der vor ihm stand und ihn aus gütigen Augen ansah?
    Er trug die Kleidung des Priesters, und der weiße Kragen leuchtete, als wäre sein Hals gebleicht worden. Auf dem Kopf war das Haar bis auf einen hellen Kranz fast völlig verschwunden. Der Mann war schon älter. Er hatte ein breites Gesicht und sehr helle Augenbrauen. Verunsichert schüttelte er den Kopf.
    »Wer bist du? Was ist passiert?«
    Damiano hatte Zeit gefunden, wieder Atem zu schöpfen. Er musste dem älteren Mann mit dem weißen Haarkranz vertrauen, denn es gab für ihn keinen anderen Weg.
    Ich... werde... verfolgt«, flüsterte er.
    Der Geistliche sagte zunächst nichts. Er schaute den Jungen an, als wollte er prüfen, ob er auch die Wahrheit gesprochen hatte. Seine Stirn furchte sich, und die Augenbrauen zogen sich dabei zusammen. »Verfolgt. Um diese Zeit?«
    »Ja.«
    »Wie alt bist du?«
    »Elf«
    Der Pfarrer nickte. Allerdings nicht, weil er überzeugt war, es war mehr eine Geste der Verlegenheit. Er schaute sich den Jungen noch einmal an und wunderte sich über dessen Aufzug. Der dunkle Anzug, die Krawatte, das bleiche Gesicht, das alles passte nicht zu einem Kind in diesem Alter. Die liefen normalerweise anders gekleidet herum. Dann kam noch

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