Die Bogenschützin: Roman (German Edition)
ihr angepasst werden sollten. Sie schluckte gequält und schüttelte den Kopf. » Meine Tante ist sehr fromm und möchte sich mit weltlichen Eitelkeiten nicht mehr beschäftigen. Mein Onkel hat eine andere Beraterin für mich gefunden.«
Elisabeth lachte und neigte sich ihr verschwörerisch zu. » Nun, um diese Beraterin werden dich gewiss bereits einige Frauen beneiden. Sag mir, hat dein Onkel schon Heiratspläne für dich? Du wirst mir verzeihen, wenn ich so offen spreche, aber du scheinst mir alt genug zu sein. Ich kann mir natürlich denken, dass die ungewöhnlichen Umstände deines jungen Lebens ihn dazu bewogen haben, dich länger bei sich zu behalten. Aber sicher wünschst du dir doch etwas anderes, oder nicht?«
Hedwig fiel von einer Verlegenheit in die nächste. Fürstin Elisabeth klang nicht, als wüsste sie, dass ihr Onkel die Frage ihrer Heirat bereits beim Kurfürsten angesprochen hatte. » Mein Onkel möchte über die Wahl meines Gatten im Einvernehmen mit dem erlauchten Herrn Kurfürsten beschließen. Soweit ich weiß, gibt es dabei Umstände zu erwägen, die nicht nur uns allein betreffen.«
Zu Hedwigs Verwunderung hatte die Kurfürstin keine Bedenken, mit vollem Mund zu reden. Sie biss eine halbe Pastete auf einmal ab und sprach nuschelig daran vorbei, sogar Krümel hingen ihr im Mundwinkel. » Ach, du meinst die leidigen Verstrickungen der brandenburgischen Hitzköpfe. Da hat dein Onkel allerdings recht. Friedrich wird mitreden wollen, wenn er glaubt, dass eure Gattenwahl der Ruhe in Brandenburg nicht förderlich ist. Aber gibt es denn schon Anwärter?«
Hedwig schüttelte den Kopf. » Mein Onkel wollte sich zuerst mit Eurem Gemahl beraten.«
Die zweite Hälfte der Pastete verschwand in Gräfin Elisabeths Mund. Hedwig beobachtete fasziniert, wie die edle Frau sich mit dem Daumen die Mundwinkel auswischte und die Krümel an ihrem Kleid abstreifte. » Mich deucht, das zäumt das Ross von hinten auf, aber die Männer werden schon wissen, was sie tun. Nur frage ich mich… Wie steht es mit Wilkin von Torgau? Gefällt er dir? Er ist unbeweibt und so ein aufrechter und braver junger Ritter, wie man ihn sich nur wünschen kann. Und immerhin der Erbe seines Vaters, mithin ein wohlhabender Mann und dennoch von bescheidener Wesensart. Ich habe ihn seit seinem zehnten Lebensjahr aufwachsen sehen und schätze ihn wie meine eigenen Söhne. Er hat unserem Hause nie etwas anderes als Ehre bereitet. Friedrich schenkt ihm ein hohes Maß an Vertrauen. Man weiß, wie viel das bei ihm bedeutet, wenn man ihn kennt. Mein Gemahl ist ein ausgesprochen vorsichtiger Mensch und verlässt sich am liebsten nur auf sich selbst. Wenn du wüsstest, wie viele Worte es mich gekostet hat, ihn dazu zu bringen, unserem Johann hier in Brandenburg… Aber ich schweife ab. Wilkin steht hoch in der Gunst meines Gemahls, und das aus gutem Grund. Einen treueren und, nebenbei bemerkt, auch einen ansehnlicheren jungen Menschen findet man nicht leicht. Aber gewiss bist du davon längst überzeugt, denn du bist ihm ja bereits begegnet. Er spricht voller Bewunderung von dir, liebes Kind. Und auch das ist von großer Bedeutung, denn er ist nicht wie manche, die den Kopf immer dorthin wenden, wo ein Rock raschelt, falls du schon verstehst, was ich damit meine, aber das tust du gewiss, nicht wahr? So jung bist du ja nicht mehr. Also, ich schwöre dir, es ist noch nicht vorgekommen, dass eine Jungfer solchen Eindruck auf ihn gemacht hat. Was ist, warum isst du gar nicht? Magst du Kardamom und Zimmet nicht? Ich weiß, die Gewürze des Orients sind nicht jedermanns Sache, aber ich liebe sie. Soll ich dir etwas anderes holen lassen?«
Gräfin Elisabeths Wortschwall machte Hedwig benommen vor Verwirrung. Wilkin hatte von ihr geschwärmt? War sie deshalb bei der Fürstin zu Gast? Sie flüchtete sich in das einzig Handfeste, das Gräfin Elisabeth sie gefragt hatte, und hob den Rest ihrer Pastete an die Lippen. » Oh, doch, ich mag diese Gewürze, sie sind köstlich. Ich wollte meinen Genuss nur ein wenig verlängern.« Hastig biss sie ab, um nichts weiter sagen zu müssen.
Die Kurfürstin ließ erneut ihr warmes glucksendes Lachen hören. » Ach, Unsinn, Kind. Greif zu. In dieser Sache lasse ich mir keine Sparsamkeit vorschreiben. Friedrich kann das zwar nicht leiden, aber das liegt nur daran, dass er nichts Süßes mag. Er braucht stattdessen seine eingelegten Salzgurken. Wie übrigens auch dein Wilkin. Scheußlich, aber gönnen wir es
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