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Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Titel: Die Bogenschützin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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ich gehofft hatte, du würdest es ihm nicht ganz so leicht machen, meine liebe Nichte.«
    Liebe. Nichte. Er spuckte die Wörter aus, als würde er Hedwig plötzlich verabscheuen, und traf sie damit beinah so hart wie mit dem Schlag, von dem ihre Wange brannte und pochte.
    Heftig riss sie sich ihre längst verrutschte Haube herunter und schleuderte sie ihm vor die Füße, wo sie auf ihren Pfeilen landete. » Und das alles ist nun meine Schuld, ja? Dein Zwist mit Friedrich, Könes Eigensinn, die Boshaftigkeit von Männern, die eigentlich ehrenhafte Ritter sein sollten? Und auch, dass mein eigener verdorbener kleiner Bruder meinen Hund umbringt? Und ich bin schuld, weil ich Pfeile abgeschossen, die Verbrecher damit aber noch nicht einmal verletzt habe? Wir haben hier in aller Ehrbarkeit gesessen und gehofft, dass du dich nicht reizen lässt und nicht in die Falle gehst, die wir ahnten. Es klingt aber nicht so, als wäre es dein Verdienst, dass du dem entgangen bist. Was wirfst du mir also vor? Dass ich nicht still geduldet habe, wie man mich verspottet?«
    Er sackte ein wenig in sich zusammen, lehnte sich zurück und seufzte noch einmal. » Du hast recht. Du hast nur getan, was man von dir erwarten muss, wenn man dir sagt, du sollst die Männer nicht anstacheln. Du bist deines Vaters Tochter, ich hätte es wissen müssen.«
    Hedwig hatte ihn zwar gehört, als er von des Kurfürsten Plänen für ihre Heirat gesprochen hatte, doch die Bedeutung seiner Worte drang erst zu ihr, als sie einen Blick auf Wilkin warf. Er stand da wie vom Donner gerührt und starrte ihren Onkel an. Zaghaft streckte sie die Hand nach ihm aus, wie um ihn beschwichtigend zu berühren, tat es jedoch nicht. » Die Sache mit der Heirat hat er gewiss nur übertrieben. Warum sollte der Kurfürst das auf einmal beschließen und weder dich noch mich nach unserer Ansicht dazu fragen?«
    Gedankenversunken sah er sie an. » Elisabeth! Wenn die Kurfürstin sich etwas in den Kopf gesetzt hat… Ich hätte es gleich begreifen sollen, als sie mich so merkwürdig auf dich ansprach und mich mit den Pfeilen zu dir schickte. Gnädiger Himmel, was für eine Lage.« Erschöpft schloss er die Augen und schüttelte den Kopf.
    Ehe Hedwig sich über ihre eigenen Gefühle klarwerden konnte, war das Temperament ihres Onkels bereits wieder hochgekocht. » Was soll das heißen? Ich habe dich eben mit ihr gesehen. Wenn das nicht bedeuten sollte, dass du sie heiraten willst, dann kannst du dich auf eine gesalzene Tracht Prügel gefasst machen.«
    Wilkin nahm abwehrend beide Hände hoch. » Nein, nein. Ich will ja. Aber die Umstände sind mehr als peinlich. So habe ich es mir nicht gewünscht. So ziemt es sich nicht. Ich…«
    Er war errötet wie ein Knabe, und Hedwig spürte, wie sie es ihm nachtat. » Es ist heute nicht der richtige Tag, so etwas zu entscheiden«, sagte sie schnell.
    Hastig nickte Wilkin. » Natürlich. Niemand kann von dir erwarten… Morgen! Oder…«
    Johann lachte höhnisch. » Dreht und windet euch ruhig noch eine Weile. Aber lasst euch gesagt sein: Der Kurfürst hat es beschlossen. Und was der Kurfürst beschließt, das geschieht.«

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    Hochzeit
    D er nächste Tag begann mit der Huldigung der brandenburgischen Städte. Nicht nur den Abgesandten der Stadträte fiel auf, dass die Plätze des Kurfürsten und seiner Gemahlin den ganzen Vormittag über leer blieben. Man rätselte schon, ob der hohe Herr auf diese Weise sein Missfallen mit den immer wieder unbequem widerspenstigen Städten ausdrückte. Doch bald sprach sich herum, dass unvorhergesehene schwerwiegende Zwischenfälle für die Abwesenheit des Fürstenpaares verantwortlich waren.
    Die Zeremonie nahm dennoch ihren Lauf, da man ja dem Sohn und nicht dem Vater huldigte. Allenfalls waren die Blicke, mit denen der junge Markgraf beobachtet wurde, etwas unverfrorener direkt, etwas offener berechnend oder nachdenklich, wenn auch nie genug, um als tadelhaft zu gelten.
    Cord gehörte zu dem kleinen Kreis derer, die wussten, womit der Kurfürst sich befasste, und er durfte es aus nächster Nähe miterleben. Obwohl er zu den Hauptbeteiligten gehörte und für seine Rolle in der Angelegenheit bereits hohe Anerkennung geerntet hatte, wäre er an diesem Vormittag lieber weit fort gewesen. Das lag daran, dass er dem Kurfürsten gegenüber neben dem Angeklagten stand und Wilkin betrachten musste, der wie üblich seine Position schräg hinter Friedrich eingenommen hatte.
    Mit versteinerten Zügen verfolgte der

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