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Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Titel: Die Bogenschützin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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junge Ritter, wie sein Bruder Reinhardt durch seinen Fürsten zum Tode durch Enthauptung verurteilt wurde.
    Der Verräter war Cord am Vorabend ohne Schwierigkeiten in die Falle gegangen. Eine zu diesem Zweck angeworbene Hure hatte Reinhardt geschickt eingeredet, dass es besser war, seinen im Kerker der Stadt gefangenen Mordkumpan umzubringen, bevor dieser ihn verraten konnte. Cord hatte dafür gesorgt, dass es ihm leicht gemacht wurde, in dessen Zelle vorzudringen, um dort im Dunkeln einen Mordversuch an einem scheinbar schlafenden Mann vorzunehmen, der dem Gefangenen allenfalls in Größe und Statur ähnelte.
    Der gefangene Verbrecher selbst indes hatte die Folgen seines hochnotpeinlichen Verhörs nicht überlebt und nur wenig Nützliches ausgesagt. Bestätigt hatte er allerdings, dass der Überfall dem Leben Jung-Friedrichs gegolten hatte. Dies, zusammengenommen mit Reinhardts Eindringen in den Kerker und der Verletzung in seinem Gesicht, hatte ausgereicht, sein Schicksal zu besiegeln.
    Zu seinem Bedauern hatte Cord es nicht geschafft, auch Gerhardt von Schwarzburg eine Beteiligung an der Sache nachzuweisen. Er war sicher, dass der widerliche blonde Bruder des Erzbischofs mitschuldig war, hatte ihn aber bei dem Überfall nicht erkannt.
    Reinhardt von Torgau nahm das Urteil nicht schweigend hin. Er leugnete, log, lamentierte und flehte. Er appellierte an eine Verpflichtung des Kurfürsten gegenüber dem ihm stets treu gewesenen Geschlecht derer von Torgau.
    Cord glaubte, dass es nur diese Verpflichtung war, die den Kurfürsten anhielt, Reinhardt überhaupt noch sprechen zu lassen. Doch als dieser sich auf den Weg der letzten Hoffnung begab und einen Gerichtskampf forderte statt der Hinrichtung, schüttelte Friedrich den Kopf und beendete das Trauerspiel. Cord war um Wilkins willen erleichtert, als der Kurfürst bekanntgab, dass die Enthauptung nicht zum öffentlichen Spektakel werden solle, um die Huldigungszeremonien nicht zu stören. So wohnte nur eine angemessene Zahl ausgewählter Zeugen der Vollstreckung des Urteils bei, Cord und Wilkin unter ihnen.
    Den Kurfürsten zu schmähen, wagte Reinhardt auch angesichts des Richtschwertes nicht, wohl wissend, dass ihm qualvollere Todesarten blühen könnten. Seinen Bruder Wilkin allerdings verfluchte der Verräter. Wilkin zeigte auch daraufhin keine Regung. Cord hingegen war froh über diese Flüche des Verurteilten, denn sie bewiesen den Zeugen, dass die Brüder nicht im Einvernehmen standen.
    Schlimm genug war es für Wilkin trotzdem. Während der gesamten Prozedur und auch danach richtete niemand ein Wort an ihn, nicht einmal der Kurfürst. Cord war der Einzige, der sich ihm näherte, unsicher, wie er begrüßt werden würde.
    Wilkin enttäuschte ihn nicht, sondern erwiderte seinen Blick ohne Vorwurf. So standen sie kurz darauf am Rande des Richtplatzes, unweit einer Lache noch nassen Blutes, und bekräftigten ihre Freundschaft vor aller Augen mit einem Handschlag. Cord musste sich nicht umsehen, um zu wissen, wie viele sich darüber wundern würden, dass der junge Ritter von Torgau sich mit dem Bastard verbrüderte, der seine Familie in die Schande gezogen hatte. So gern sie es vielleicht sahen, dass Wilkin nichts mit Reinhardts Verrat zu tun hatte, so wenig würden sie verstehen, dass er den Ankläger nicht wenigstens mit Missachtung strafte, zumal er von niedrigerem Stande war.
    Um nicht noch mehr Aufsehen zu erregen, verabschiedete Cord sich bald von Wilkin und machte sich auf den Weg zu Hedwig und Irina, denen er Bericht erstatten wollte. Auf halber Strecke wurde er von seinem kleinen Halbbruder Achim abgefangen und bei ihrem Vater zum Mittagsmahl eingeladen. Daran, dass Kaspar ihn mit ungewöhnlicher Hochachtung behandelte, erkannte er, dass Gerüchte über ihn im Umlauf sein mussten. Welche Folgen das Ganze für ihn haben würde, begann er jedoch erst zu ahnen, als sein Vater ihm abschätzend einige seiner eigenen besten Kleidungsstücke anhielt und ihm die passenden schenkte. » Da kommt etwas Großes auf dich zu«, sagte er auf Cords Frage hin voller Genugtuung.
    Umso eiliger bekam Cord es nun, die beiden Frauen aufzusuchen, bevor etwa ein Bote ihn mit neuen Anweisungen erreichte. Mit klopfendem Herzen hetzte er über die zertrampelten Wiesen und stellte sich vor, wie der Kurfürst ihn ehrte. Er verspottete sich selbst, als er sich dabei erwischte, auf diese Art zu träumen wie ein Knabe. Als wäre seine Gleichgültigkeit solchen Ehren gegenüber all die

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