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Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Titel: Die Bogenschützin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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Jahre nur Heuchelei gewesen, sehnte er sich nun nach dieser Anerkennung. Wie stolz sein Vater auf ihn sein würde, war ihm zu seiner Überraschung bereits deutlich geworden. Was würde Hedwig zu dem sagen, was er erreicht hatte? Vielleicht würde ein einziges Mal ein wenig Bewunderung in ihren frechen grünen Augen aufleuchten. Es hätte ihm Spaß gemacht, mit ihr über seine neue Stellung in der Welt zu scherzen. Immerhin war sie die einzige Edelfrau, die ihn nie herablassend behandelt hatte, nur weil er ein Bastard war. Aber er wollte sich bescheiden und schon zufrieden sein, wenn sie sich ein wenig besser fühlte, weil Reinhardt von Torgau nicht mehr lebte. Dankbarkeit von ihr wollte er allerdings gern annehmen. Denn so giftig, wie sie wirkte, wenn sie böse war, so liebreizend konnte sie sein, wenn sie freundlich gestimmt war.
    Er hoffte, dass sie den Ärger nicht zu schwer nahm, den sie sich gewiss mit ihrem aufsehenerregenden Wutanfall eingehandelt hatte. Prachtvoll hatte sie ausgesehen, wie sie in ihrem schönen Gewand die Pfeile auf die Verbrecher fliegen ließ, als erlegte sie Hasen. Gerade weil er von Schwarzburg nicht zu fassen bekommen hatte, freute er sich im Nachhinein über ihre kleine Rache, und war sie auch noch so unvernünftig gewesen. Der Anblick von Gerhardt von Schwarzburgs angstverzerrtem Gesicht war sogar die Gefahr wert, dass der sich rächte.
    Ja, seine Drachenmaid war wunderbar. Cord wusste längst, wie froh er war, dass keine Tante und kein Onkel sie grundlegend hatten zähmen können.
    Johann von Quitzow saß im Eingang seines Zeltes in der Sonne und trank, als Cord eintraf, ging aber mit ihm hinein zu den Frauen. Gespannt hörten sie ihm zu, bis er alles erzählt hatte, und auch das ersehnte bewundernde Leuchten in Hedwigs Augen stellte sich ein.
    » Das hast du großartig gemacht«, sagte sie und drückte ihm warm die Hand.
    » Das Beste war, als ich deine Pfeile aus der Tribünenwand zog und der alte Herold zu mir sagte: › Nun, irrsinnig ist sie gewiss, aber den goldenen Schleier hätte sie verdient. Oder machen wir lieber einen goldenen Strick daraus, um sie irgendwo festzubinden?‹«, erzählte Cord und genoss ihr Lachen.
    Erneut fiel ihm der Bluterguss an ihrer Wange auf, und er ärgerte sich darüber. Doch er erwähnte ihn nicht, denn es war unschwer zu erraten, wie sie dazu gekommen war, wenn er sich daran erinnerte, in welcher Verfassung ihr Onkel am Vorabend zu seinem Zelt gestürmt war. Und er hätte seine Drachenmaid schlecht gekannt, wenn er nicht die tiefen Kratzer in Johanns Gesicht ebenso leicht hätte erklären können. Auch jetzt schienen die beiden nicht völlig ausgesöhnt zu sein, aber vielleicht lag es nur daran, dass sie nach den aufwühlenden Ereignissen schlechter Stimmung waren.
    » Wird der Kurfürst dich belohnen?«, fragte Hedwig, und der Gedanke daran schien sie zu freuen.
    » Wahrscheinlich wird er mir mit blumigen Lobesworten ein Beutelchen Münzen überreichen und mich wieder einmal ermahnen, mir eine neue Rüstung zuzulegen. Magst du kommen und zusehen? Ich kaufe dir dann zwei Dutzend Schwanenfedern. Wer weiß, wie viele Löcher du beim nächsten Mal in die Luft um deine Opfer herum schießen musst, bis sie sich vor Angst nassmachen. Wir wollen doch nicht, dass dir die Pfeile ausgehen.«
    Die Frauen lachten beide, doch Johann schnaubte verärgert. » Rede ihr nicht noch zu, du Blödbarz. Erwische ich sie noch einmal bei so etwas, dann…« Er widmete Hedwig einen drohenden Blick, den sie genauso finster erwiderte.
    Cord ergriff rasch die Bierkanne und schenkte dem alten Kämpen nach. » Das kommt nur, weil du die Gesichter von den Kerlen nicht gesehen hast, als es rechts und links von ihnen zischte. Glaub mir, etwas Komischeres hast du selten gesehen. Und wenn Hedwig gestern die Irre war, so wird sie morgen, wenn alle von Reinhardts Verrat erfahren haben, als Heldin gefeiert werden.«
    Beim Abschied gab Hedwig ihm einen Kuss auf die Wange. Gewiss war es ein keuscher Kuss, doch er vermutete, dass dies dennoch der schönste Teil seiner Belohnung gewesen sein würde. Mit beschwingten Schritten ging er zu seiner Unterkunft zurück, wo er bereits von einem Boten des Kurfürsten erwartet wurde.

    Am späten Nachmittag trat Hedwig mit einem flauen Gefühl im Magen vor Gräfin Elisabeth, machte einen Kniefall und bat die Fürstin um Verzeihung für ihr unbeherrschtes Verhalten am Vortag. Doch Cord behielt recht. Elisabeth winkte ab und ließ sie aufstehen. »

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