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Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Titel: Die Bogenschützin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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ihres Tieres, zu entsetzt, um ihren Verlust zu begreifen. Wer? Wer hatte das Zelt betreten und ihren gegen Fremde stets argwöhnischen Hund getötet, ohne dass einer aus dem Gesinde es bemerkt hatte? Dieter? Hasste ihr junger Bruder sie so heftig?
    Irina betrat hinter ihr das Nebenzelt. » Hedwig? Was ist?«
    Ihr kleiner Schrei rief Wilkin zu ihnen herein, der aufstöhnte, als sein Blick auf ihr Bett fiel.
    Hedwig schüttelte den Kopf, um ihre Benommenheit loszuwerden. » Jemand hat meinen Hund umgebracht«, hörte sie sich mit unsicherer Stimme sagen. » Wer hat das getan?«
    Irina kniete sich neben das Bett und zog die Decke wieder über Tristan. Wie schlafwandelnd ging Hedwig zurück ins Hauptzelt, die Arme um den Leib geschlungen.
    Wilkin blieb an ihrer Seite und sah sie besorgt an. » Er wusste jedenfalls, dass du und dein Onkel nicht hier sein würden.«
    » Würde Dieter so etwas tun?«, fragte sie.
    Er nickte zögerlich. » Leider wäre das möglich. Wir haben beide mit unseren jüngeren Brüdern nicht viel Glück, fürchte ich. Allerdings glaube ich nicht, dass Dieter es war. Hätte er diese Sache verbrochen, wäre er wohl nicht geblieben, um auch noch frech in den Truhen zu wühlen.«
    Hedwigs Gedanken flossen nur zäh, doch sie klammerte sich ans Denken. » Es sei denn, er hätte geglaubt, dass wir überhaupt nicht zurückkehren werden.«
    » Dann hätte er Tristan nicht auf diese scheußliche Weise in dein Bett gelegt. Du solltest ihn dort finden«, wandte Wilkin ein.
    » Vielleicht dachte er, ich würde allein kommen?«
    » Dann hätte er genau wissen müssen, dass dein Onkel aufgehalten werden würde. Wo ist er, weißt du das?« Er legte die Hand an die Zeltklappe des Ausgangs und spähte hinaus.
    Im Zustand ihrer eigenartigen Betäubung wirkte er auf Hedwig tröstlich überlegen und tatkräftig. » Er wollte eine Weile dem Wettschießen zusehen und später noch versuchen, mit dem Kurfürsten zu sprechen. Meinst du, man hat ihm eine Falle gestellt?«
    » Möglicherweise.«
    » Wir müssen gehen und ihn suchen.«
    Hedwig wäre froh gewesen, das Zelt verlassen zu können, um ihrem Onkel zu Hilfe zu eilen, wenn sie nicht Cords Stimme im Ohr gehabt hätte, der sie gebeten hatte zu bleiben. Auch Wilkin stellte sich ihr entschieden in den Weg. » Dein Onkel ist ein gerissener alter Kämpe, und er hat Freunde. Er wird sich nicht leicht fangen lassen. Wir bleiben hier und warten, bis er kommt. Wenn etwas Ungewöhnliches geschieht, wird Cord uns schon Bescheid geben.«
    » Du solltest beim Gesinde fragen, ob jemand etwas bemerkt hat«, sagte Irina, die mit verweinten Augen am Durchgang zum Nebenzelt erschien.
    Es stellte sich heraus, dass der Koch und die Küchenmagd Dieter im Zelt allein gelassen hatten, nachdem er ihnen glaubhaft gemacht hatte, Johanns Neffe zu sein. Der Hund war angebunden gewesen und hatte den Gast angeknurrt, doch bald Ruhe gegeben, wohl weil er in Begleitung ihm vertrauter Menschen eintrat. Sie kamen zu dem Schluss, dass Dieter Tristan zuerst mit giftigem Futter betäubt oder getötet haben musste, um ihm dann auf Hedwigs Bett die Kehle durchzuschneiden.
    Wilkin ärgerte sich lautstark darüber, dass er seinen missratenen Knappen so unbedarft hatte laufen lassen. Er war sicher, dass der Junge inzwischen über alle Berge war, um in einem sicheren Versteck abzuwarten, welche Lage sich für ihn ergeben würde, nachdem die Intrigen und Ereignisse der Huldigungstage ihre Folgen offenbart hatten.
    Hedwig sah, wie sehr es an Wilkin fraß, dass auch noch sein Knappe endgültig seinen schlechten Charakter offen zeigte und ihn damit beschämte. Obwohl Dieter ihr völlig fremd war und sie nun sogar Grund hatte, ihn zu hassen, schämte auch sie sich für ihn.
    Umso größer wurde ihr Mitgefühl für Wilkin, der ebenfalls die Schande seines eigenen Bruders würde ertragen müssen. Sie wollte tun, was in ihrer Macht lag, um es ihm zu erleichtern.
    Doch gerade als sie sich als Gastgeberin erweisen wollte und ihn bat, im Sessel ihres Onkels Platz zu nehmen, ließ der Schutzwall sie im Stich, den sie um ihre Gefühle errichtet hatte. Auf einmal konnte sie nur noch an Tristan denken, an die Gemeinheit, die ihm angetan worden war, und daran, wie sehr sie ihn vermissen würde.
    Sie hatte Wilkin nach Dieter befragen wollen, doch es endete damit, dass sie weinend an seiner Seite saß und ihm von ihrem Hund erzählte, von seiner Zeit als Welpe, seiner Treue und Klugheit bei der Jagd.
    Irina hatte ihre Harfe

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