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Die Boten des Todes

Die Boten des Todes

Titel: Die Boten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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Tür.
    »Adrian«, rief seine Frau wehklagend,
»geh nicht weg! Ich sterbe vor Angst!«
    »Gar kein Anlaß, meine Liebe.
Verschließe deine Tür hinter mir. Ich durchsuche das Haus. Öffne nicht, bis du
meine Stimme hörst!«
    Ada streckte die Arme nach ihm aus. Sie
war selten schön. Zu dumm, daß man jetzt das verdammte Haus durchsuchen sollte.
»Bleib bei mir! Wenn dir etwas zustößt! Ich überlebe es nicht, Adrian!«
    Herr Adrian war sich klar darüber, daß
auch er das kaum überleben würde. Ruhig. Keine Schwäche.
    »Tu, was ich dir sage, mein Schatz. Und
fürchte nichts. Ich werde bewaffnet sein.«
    Ohne einen Einwand abzuwarten, schloß
er die Tür hinter sich. Der Flur lag ruhig wie zuvor. Das Licht brannte. Nichts
bewegte sich. Adrian marschierte mit hallenden Schritten bis zur Tür seines
Schlafzimmers. Auch hier war nichts verändert. Er legte das Buch auf den
Nachttisch zurück und blickte sich um. Wo hatte er das Ding nur gelassen?
    Richtig. Es mußte noch in seinem
Schrankkoffer sein.
    Bei der Einrichtung des Hauses hatte
sich Herr van Noringen überlegt, daß es gut wäre, auch eine Waffe im Hause zu
haben. Gewiß, die Gegend war friedlich, aber es konnte irgendwelches Gesindel
auf tauchen, das nicht hergehörte. Andererseits wollte man nicht mit den
Gesetzen in Konflikt kommen, und ein Waffenschein war nicht leicht zu kriegen
und verursachte Fragen und Aufsehen. Aber der ergraute Waffenhändler, den er um
Rat gefragt hatte, war sofort auf den rechten Ausweg gekommen, Adrian hatte ein
Kleinkalibergewehr erstanden, nicht billig, aber ausgezeichnet. Eine Remington
Automatic, Kaliber 22, »Long Rifle« genannt, mit fünfzehn Schuß, die man
hintereinander abfeuern konnte, ohne neu durchzuladen. Ein ideales,
waffenscheinfreies Gewehr, das wenig Raum wegnahm und mit dem man im Park auch
schädliche Vögel erlegen konnte, viel besser als mit einer Pistole. Herr Adrian
hatte sich den Mechanismus erklären lassen, einige Probeschüsse auf dem
Schießstand abgegeben und dann leichten Herzens bezahlt.
    Jetzt betrat er sein Arbeitszimmer. Der
große Koffer stand noch in der Ecke, er war gestern erst angekommen und nicht
vollständig ausgepackt. Adrian öffnete den Deckel zur Seite und klappte ein
schmales Fach in seiner Vertiefung auf. Die Chrombeschläge des Gewehrs
funkelten gefährlich.
    Adrian nahm die Waffe vorsichtig
heraus. Da waren die Patronen. Er riß die Schachtel auf und zählte fünfzehn
Stück ab. Dann zog er das stabförmige Magazin am hinteren Ende des Laufes
hervor und ließ die Patronen hintereinander in das Röhrenmagazin fallen. Schon
das Laden beruhigte ihn, und als er das Magazin über die Patronen geschoben und
einmal durchgeladen hatte, fühlte er sich bedeutend besser.
    Mit dem Daumen auf dem Sicherungsknopf
betrat Adrian wieder sein Schlafzimmer. Im Spiegel sah er seine Erscheinung,
als er am Schrank vorüberging.
    Old Shatterhand mit der Silberbüchse.
    Dann öffnete er mit der linken Hand die
Tür zum Flur.
    Das Entsetzen überfiel ihn so jäh, daß
er auf der Schwelle stehenblieb, als hätte eine unsichtbare Faust ihn gepackt.
Sein Haar sträubte sich. Er vermochte sich nicht zu rühren und nicht den
Sicherungsknopf zu bewegen. Allerdings war auch nichts zum Erschießen da. Vor
der Tür stand ein Sarg.
    Sein Fußende war auf den
kleinkaliberbewaffneten Adrian gerichtet. Man hätte allenfalls einen
Liliputaner darin begraben können, denn er war höchstens fünfzig Zentimeter
lang, und seine Breite betrug ein Fünftel davon. Aber er war einem teuren
Prunksarg für eine Beerdigung Erster Klasse naturgetreu nachgebildet: kleine
silberne Scharniere, kleine silberne Schlösser, und auf dem Deckel ein
geschmackvoll geformtes Silberkreuz.
    Herr van Noringen erwachte aus seiner
Betäubung.
    Er entsicherte die Flinte, riß sie an
die Wange und zielte haarscharf auf den Schnittpunkt der Kreuzbalken. So
verharrte er, ohne zu atmen.
    Kein Laut.
    Plötzlich empfand er das Merkwürdige
der Situation und nahm langsam das Gewehr herunter. Er konnte die Luft nicht
länger anhalten und stieß sie keuchend aus. Dann blickte er zur Tür rechts,
hinter der Ada in ihrem Bett lag und um ihn betete.
    Niemand da.
    Adrian van Noringen klemmte den Kolben
seines Gewehrs unter die rechte Achselhöhle. Den Zeigefinger behielt er am
Abzug. Mit zwei behutsamen Schritten trat er an den Sarg.
    Seine Finger fühlten über derbe Pappe.
Jetzt aus der Nähe sah er das primitive Machwerk in seiner ganzen

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