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Die Boten des Todes

Die Boten des Todes

Titel: Die Boten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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auf.
»Entschuldige... aber eigentlich war es irrsinnig komisch, wenn ich es jetzt bedenke.
Trotz des Schrecks! Wie wir durch das Haus geschlichen sind...«
    »Es muß heiter ausgesehen haben«,
stimmte Adrian zu. »Dennoch wäre mir wohler, wenn ich wüßte, was
dahintersteckt.«
    »Mir auch.«
    »Denken wir nicht mehr daran. Denken
wir an uns...«
    »Machst du das Licht aus?«
    »Gern, mein Schatz.« Herr van Noringen
rollte sich zur Seite und drückte auf den Knopf der Lampe. Schwarze Finsternis
erfüllte den Raum. Erst allmählich konnten sie das fahle Rechteck des Fensters
wahrnehmen. Der Vorhang flatterte ganz leise. »Du hast es aufgelassen?«
    »Ja, Adrian. Es ist halb geöffnet. Man
erstickt sonst.«
    »Du hast recht.«
    Urplötzlich drehte sich Frau Ada zu ihm
herum. Er spürte ihre Arme um seinen Hals. Herr Adrian wandte sich gleichfalls
auf die Seite. Er wollte sie an sich ziehen. Dann fuhren sie auseinander, als
hätten sie glühenden Stahl berührt.
    Durch das Haus hallte das Schrillen der
Torklingel wie ein Orkan. Das Ehepaar zuckte zusammen, daß das Bett knirschte.
Die Klingel brach kurz ab, kreischte wieder auf.
    »Mach doch Licht!« rief Ada kläglich.
    Herr Adrian fingerte fluchend nach der
Lampe.
    Beide saßen aufrecht im Bett. Ada hatte
die Hände am Mund und blickte zur Tür. Adrian fixierte die Flinte auf dem
Stuhl.
    Die Klingel lärmte weiter, in kurzen
Abständen.
    »Ich weiß nicht, ob ich es noch lange
hier aushalte«, sagte Herr Adrian. »Wir scheinen einen Mißgriff getan zu
haben.«
    Adas Nerven schienen im Augenblick die
besseren zu sein. »Sag das nicht, Liebling! Es kann doch mal klingeln.
Vielleicht besucht uns jemand! Etwas Wichtiges! Adrian! Ich bin sicher, es
hängt mit dem Spuk von gestern zusammen! Es kann Irmela sein oder Carlo! Sie
haben etwas herausgefunden, bestimmt! Wer sollte sonst zu uns kommen, so spät!
Laß uns nachsehen, wer da ist. Die Klingelei macht einen irrsinnig!«
    Herr Adrian schwenkte voller Ingrimm
die Beine aus dem Bett. »Gut«, knirschte er, »aber der Bursche soll mich
kennenlernen, wenn es wieder einer seiner Witze ist.«
    »Wir gehen zusammen«, rief Ada und
schleuderte ihre Decke zurück. »Ich nehme den Revolver mit!«
    Ihr Mann warf einen gerührten Blick auf
sie. »Du bist mutig, mein Kind. Gehen wir.«
    Sie zogen die notwendigsten
Kleidungsstücke an. Die Klingel gellte in ihren Ohren. Sie liefen den Gang
entlang zur Treppe. Ada schaltete sämtliche Lichter ein. Sie hatte sämtliche
Schlüssel mitgenommen. Erst der letzte paßte zur Vordertür.
    »Morgen werde ich nachsehen, wie man
die verdammte Klingel abstellen kann«, sagte Adrian. »Penetrantes Werkzeug!«
Die Tür schwang auf. Der Vorplatz war hell erleuchtet, und eine Kette von
Lichtkugeln säumte den Weg zum Tor. »Wir geben eine treffliche Zielscheibe ab,
mein Kind«, murmelte Adrian.
    »Kann man das Tor nicht vom Haus aus
öffnen?«
    »Man könnte, wenn ich es nicht
abgeschlossen und verriegelt hätte. Willst du nicht lieber zurückbleiben?«
    »Ich lasse dich nicht allein!«
    Herr Adrian war froh darüber. Unter
ihren Füßen rollte der Sand, und der warme Nachtwind ließ die Morgenröcke
wehen. Das Tor tauchte vor ihren Augen auf. Sie blieben stehen. Adrian pumpte
Luft in die Lungen. »Wer ist da?« brüllte er.
    Ein hoher Diskant antwortete von der
anderen Seite. »Ich bin es! Ich bin es! Lady Chisterbeere! Lady
Chisterbee-ee-re!«
    Adrian blickte seine Frau an mit dem
Gesicht eines Schafes. »Ja, geht denn die Welt...«
    »Wir müssen sie hereinlassen«,
flüsterte Ada. »Vielleicht kann sie uns etwas sagen!«
    Adrian nickte. »Gib mir den Schlüssel —
da, der große. Gottlob hat sie wenigstens die Klingel losgelassen.«
    Mit Anstrengung drehte er den Schlüssel
in dem mächtigen Schloß. Der Riegel schnappte zurück. Vor dem Tor stand eine
flatternde Gestalt. Lady Chisterbeere sah aus wie eine schottische Ahnfrau. Sie
trug einen Regenmantel und eine barettähnliche Kappe. Hinter ihr, auf der
Straße, wartete ein Taxi mit Standlichtern.
    Sie kam näher. »Mister Noringen — Sie
sind auf der Jagd?«
    »Ah - nein — wir... kommen Sie doch
näher, Lady Chisterbeere. Das ist meine Frau.«
    »Was für ein reizender Morgenrock«,
sagte Lady Chisterbeere. »Ich freue mich, Mrs. van Noringen. Ach, es ist mir so
peinlich! In ganz Ascona ist kein Hotelzimmer zu kriegen. Ich hätte Sie morgen
besucht, zu passender Zeit - und nun waren Sie meine einzige Hoffnung!«
    Ada lächelte süß.

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