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Die Boten des Todes

Die Boten des Todes

Titel: Die Boten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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schloß Herr Adrian, »und nun hatten wir die Idee,
daß vielleicht ein anderer Interessent, der das Grundstück gern erworben hätte...«
    »Aber es gibt keinen anderen
Interessenten!« rief Lady Chisterbeere.
    Adrian blickte betroffen in ihr
Gesicht. Langsam ließ er die Eiswürfel in die Gläser fallen. »Keinen?«
    »Nein. Ich habe mich an Doktor Cigaglia
gewandt wegen des Verkaufes. Er ist sofort mit Ihnen in Verbindung getreten.«
    »Es hat keine öffentliche Ausschreibung
stattgefunden?«
    »Es war keine erforderlich. Sie haben
sofort zugegriffen. Ich war froh, daß alles so reibungslos ablief.«
    Herr Adrian nagte an seiner Unterlippe.
Der Whisky lief in goldenem Rinnsal an den Eisbrocken herab. »Ja, aber dann...«
murmelte er ratlos, »verzeihen Sie... diese Möglichkeit war im Augenblick
unsere einzige Erklärung. Vielleicht gibt es doch jemanden, der uns hier nicht
gerne sieht... ich weiß nicht...«
    »Aber, mein Lieber! Kann es nicht eher
so sein, daß Sie einen Feind haben? Oder Ihre Frau? Manche Leute sind äußerst
nachtragend!« Herr Adrian wußte, daß das der Fall sein könnte, aber er verriet
nichts davon. Ada betrat die Bar mit einem Silbertablett in den Händen.
    »Denk dir«, sagte Adrian, »Lady
Chisterbeere hat niemandem außer Carlo etwas von ihren Verkaufsabsichten
mitgeteilt. Es gibt keinen Nebenbuhler, den man verantwortlich machen könnte.«
    »Keinen?« Ada sah genauso ratlos aus wie
vorher ihr Mann. Sie blickte verwirrt von einem zum anderen, dann auf die
Whiskygläser. Lady Chisterbeeres Augen folgten den ihren.
    »Nun, ich schlage vor, daß wir zunächst
etwas trinken.« Sie ergriff ein Glas mit sicherer Hand. »Vielleicht kommt uns
dann ein brauchbarer Gedanke. Ich möchte diesen trefflichen Whisky aus
Schottland auf das Hochzeitspaar und Sasso quadrato hinunterstürzen!«
    Mehreres geschah zu gleicher Zeit:
    Lady Chisterbeere nahm einen gewaltigen
Schluck. Adrian hob sein Glas zum Mund. Ada stellte die Platte ab und griff
nach ihrem Whisky. Adrian sah Lady Chisterbeere an und bemerkte, wie der
beseeligte Ausdruck plötzlich aus ihrem Gesicht verschwand. Gleichzeitig roch
er durch das zartrauchige Aroma des Getränkes einen feindlichen, widerwärtigen,
tödlichen Geruch.
    Bittere Mandeln.
    Lady Chisterbeere hustete. Sie faßte
mit der linken Hand an ihre breite Goldtopasbrosche am Hals. Das Glas fiel
herunter.
    »Ada!« schrie Herr Adrian in höchster
Angst. »Nicht trinken!«
    Ada hielt das Glas vor ihrem Gesicht
fest, aber sie trank nicht. Ihre Augen blickten voller Entsetzen zu Lady
Chisterbeere.
    Das Gesicht der alten Dame war fahlrot.
Dann krümmte sie sich zusammen. Ihre Arme umklammerten den Barhocker, auf dem
sie gesessen hatte, sie fiel mit dem Oberkörper über die Sitzfläche. Der Stuhl
schwankte, schlug zu Boden. Lady Chisterbeere rollte darüber hinweg und zur
Seite. Ihre Haut war jetzt bläulichgelb. Sie röchelte, immer flacher, immer
leiser. Dann wurde sie ganz still.
    Ada schrie auf. Sie ließ ihren Becher
fallen, flog um die Bar herum und klammerte sich an ihren Mann.
    Adrian van Noringen stand starr. Er sah
die Tote vor sich, das Buch und den Sarg, und es war ihm, als läge das Eis in
seinem Glas zwischen seinen Schulterblättern.
     
     
    »Das ist alles, Commendatore«, sagte
Herr Adrian erschöpft.
    Signor Stalacarro war Hauptmann der
Kantonspolizei. Er hatte ein hageres Windhundgesicht. Seine Augen waren völlig
farblos und mit Widerwillen auf die Whiskyflasche gerichtet.
    »Old Smuggler mit Blausäure«, sagte
Signor Stalacarro.
    In der Ecke saß Ada und schluchzte. Ein
paar Gehilfen strichen in der Bar herum, und ein Mann mit wirrem Haar
fotografierte die Leiche.
    »Um ein Haar hätten wir heute abend
schon daraus getrunken.«
    Stalacarro bückte sich. Er klappte
vorsichtig den Deckel des Pappsarges zurück. Das Skelett lag grinsend darin.
Stalacarros Augen wanderten über den Zettel, dann zu der Räuberpuppe. Er nahm
das Buch vom Tisch und blätterte. »Boten des Todes«, murmelte er. »Hm. Als
Scherz kann man das auf jeden Fall nicht mehr bezeichnen.«
    »Ich bin ganz Ihrer Ansicht«, stieß
Adrian hervor. »Und ich kam eigentlich in diese Gegend, um Ruhe zu haben!«
    »Ich auch«, erwiderte Signor
Stalacarro. »Nun — wir werden sehen. Lady Chisterbeere hatte sich nicht
angemeldet?«
    »Sie kam völlig überraschend. Wir waren
schon zu Bett gegangen.«
    »Sie sagte auch nichts über den Zweck
ihrer Reise?«
    »Nichts. Nur, daß sie morgend abend
weiter

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