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Die Boten des Todes

Die Boten des Todes

Titel: Die Boten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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»Nun, ich glaube, wir
haben genügend Platz für Lady Chisterbeere«, sagte sie. »Nicht wahr, Adrian?«
    »Selbstverständlich. Kommen Sie,
Mylady!«
    »Einen Augenblick. Ich muß erst dieses
schreckliche Taxi wegschicken. Ach, es wird ein Vermögen kosten.«
    Adrian wollte sich erbieten, die Kosten
zu übernehmen, aber dann fiel ihm ein, daß er kein Geld bei sich hatte.
    »Ich werde mich um Ihr Gepäck kümmern.
Ada — sei so lieb und halte das Gewehr.«
    Ada blieb zweifach bewaffnet zurück.
Herr Adrian folgte Lady Chisterbeere zu dem Wagen und ergriff die Koffer. Sie
zogen beträchtlich an seinen Schultergelenken. Das Taxi brummte davon. Ada
schloß das Tor und verriegelte es wieder.
    »Sie hatten sich schon hingelegt«,
sagte Lady Chisterbeere wehklagend. »Wenn ich das nur gewußt hätte! Es ist ein
Skandal.«
    »Oh, es waren nur fünf Minuten«,
erwiderte Ada, »nicht der Rede wert. Es ist so nett, daß gerade Sie gekommen
sind, Lady Chisterbeere. Ich hoffe, Sie bleiben einige Zeit.«
    »So lieb von Ihnen, Mrs. van Noringen.
Aber ich muß morgen abend weiterfahren nach Genf. Es war nur diese eine Nacht —
deswegen hatte ich nichts bestellt! Zu ungeschickt von mir.«
    Adrian hätte die Koffer gern
niedergestellt und sich ausgeruht. Er mußte durchhalten. Das Haus war schon in
Sicht.
    »Sagen Sie mir um Himmels willen, warum
tragen Sie diese Waffen mit sich herum?« fragte Lady Chisterbeere. »Haben Sie
Furcht vor Einbrechern? In den acht Jahren, die ich hier gewohnt habe, ist
nicht einer aufgetaucht. Zuletzt ärgerte ich mich fast darüber.«
    Ada und Adrian wechselten einen Blick.
»Einbrecher nicht«, sagte Herr Adrian mit leichtem Keuchen, »es hat andere
Gründe. Es ist gut, daß Sie hier sind, Lady Chisterbeere. Es haben sich einige
merkwürdige Dinge zugetragen. Vielleicht können Sie uns weiterhelfen, ihnen auf
den Grund zu kommen.«
    »Merkwürdige Dinge?« rief Lady
Chisterbeere verwundert. »Bei Sankt George — das ist das erste, was ich von
diesem Hause höre. Ich wünschte, mir wäre einmal etwas Merkwürdiges passiert.«
    Ada öffnete die Haustür und ging
voraus. Herr Adrian stellte die Koffer aufatmend ab und schüttelte unauffällig
seine Arme.
    »Nein, wie haben Sie es nett gemacht!«
rief Lady Chisterbeere.
    »Ich hoffe, es fällt Ihnen nicht
schwer, sich wie zu Hause zu fühlen«, antwortete Frau Ada. »Sicher wollen Sie
sich ein wenig zurechtmachen. Wir ziehen uns rasch an und setzen uns noch ein
bißchen in die Bar. — Ist es recht so, Liebling?«
    »Es ist recht so, mein Kind.« Herr
Adrian ergriff abermals die Koffer und transportierte sie die Treppe hinauf.
Die Damen folgten. Lady Chisterbeere nahm das Fremdenzimmer auf der Seite von
Adas Räumen. »Wie ist es mit einem Imbiß?«
    Lady Chisterbeere war einverstanden.
Sie verspürte Hunger.
    Resigniert kleidete sich Herr van
Noringen an. Er dachte an Adas Bett und fragte sich, ob es ihm jemals gelingen
würde, dort eine ungestörte Nacht zu verbringen. Als er hinuntergehen wollte, fielen
ihm der Pappsarg ein und die Boten des Todes. Er nahm alles mit, auch die
Räuberpuppe aus Adas Bad. Als er den Flur wieder betrat, kamen Ada und Lady
Chisterbeere fast gleichzeitig aus ihren Zimmern.
    »Das nenne ich Zusammenarbeit«, rief
Lady Chisterbeere aus. »Was haben Sie denn da, Mister van Noringen? Wollen Sie
Kasperletheater spielen?«
    »Es hängt mit der Geschichte zusammen,
die wir Ihnen erzählen möchten. Aber Sie haben ja auch etwas!«
    »Ich hatte vor, Ihnen morgen ein
kleines Hochzeitsgeschenk zu überreichen«, sagte Lady Chisterbeere. »Ein altes
Bild aus Schottland. Es ist über zweihundert Jahre in unserem Besitz.«
    »Davon wollen Sie sich trennen?« fragte
Herr Adrian. »Das können wir unmöglich annehmen!«
    »Sie werden es annehmen, mein Lieber.
Denken Sie, ich schleppe es wieder mit zurück?«
    Sie gingen hinunter. Adrian trug das
Bild unter dem Arm und stellte es vorsichtig an eine Wand im Rauchzimmer.
    »Ich bin gleich bei euch«, rief Frau
Ada. »Erzähl Lady Chisterbeere schon!«
    »Womit darf ich dienen?« fragte Adrian
in der Bar.
    »Whisky«, befahl Lady Chisterbeere
kurz. Sie saß teilweise auf einem Barhocker und musterte die Flaschen. »Ah — ich
sehe Old Smuggler — her damit!«
    »Auch meine Lieblingsmarke«, antwortete
Herr Adrian. Er bereitete Eiswürfel vor und erzählte kurz, was vorgefallen war.
Lady Chisterbeere lauschte mit größtem Interesse. »Die Freundin meiner Frau
kann es nicht gewesen sein«,

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