Die Boten des Todes
Dienstboten kenne ich mich einigermaßen aus. Was wollen wir heute
tun?«
Herr Adrian strich über sein Kinn und
lächelte. »Ich schlage vor, daß wir in Anbetracht der gestrigen
Unannehmlichkeiten heute früher schlafen gehen. Ich werde vorher das Haus
inspizieren und sämtliche Verbindungstüren verschließen.«
Nach dem Abendessen holte Herr Adrian
das Gewehr aus seinem Zimmer. Er machte einen Rundgang durch den Park, während
Ada die Küche aufräumte. Sie brauchte nicht lange auf den Gatten zu warten.
»Nun?«
»Absolut nichts. Die Wege sind frisch
geharkt. Ich habe mich bemüht, keine Spuren zu verursachen. Man wird jeden
fremden Fuß erkennen können.«
»Möchtest du einen Whisky in der Bar zu
dir nehmen?« fragte Ada.
»Nein, danke. Bringen wir die
Hausdurchsuchung hinter uns«, drängte Herr Adrian.
Sie verließen die Küche und begannen
ihren Rundgang. Ada verschloß die Verbindungstüren zum Flur und zur Terrasse
und nahm die Schlüssel an sich. Herr Adrian prüfte jedes einzelne Fenster und
verriegelte sie sorgfältig. Das Kaminzimmer wurde von beiden Seiten
abgeschlossen. Den Bodenräumen widmeten sie ihre besondere Aufmerksamkeit.
»Diese Uhr wird mich nicht ein zweites
Mal zum Narren halten«, sagte Adrian.
»Ich finde, es ist schön, daß wir sie
haben«, bemerkte Ada. »Ich würde vermissen, wenn sie nicht mehr schlägt.«
»Das bringt mich auf einen Gedanken,
mein Kind. Ich glaube, sie muß aufgezogen werden.« Herr Adrian ergriff die
eiserne Kurbel, steckte sie auf einen vierkantigen Zapfen und begann langsam zu
drehen. Das Rad drehte sich klickend und spannte die Feder. Ada sah eine Weile
zu, dann blickte sie aus dem Turmfenster in den Garten hinunter. Er lag
friedlich in der Dämmerung. Sie konnte die Ziffern und Zeiger erkennen. Es war
kurz nach neun.
Sie schloß das Fenster. Herr Adrian
legte die Kurbel an ihren Platz zurück. »Du hast gesehen, es ist ganz leicht«,
erläuterte er. »Und hier an diesem Handrad kannst du die Zeiger verstellen,
wenn sie stehengeblieben ist.«
Ada strahlte ihn an. »Ich werde dafür
sorgen, daß sie niemals stehenbleibt!«
Herr Adrian lächelte. Sie verließen die
Turmtreppe, Unten versperrte Ada die Tür zum Boden und zog auch diesen
Schlüssel ab.
»So«, sagte Adrian befriedigt, »unsere
Nachtruhe ist gesichert.«
Ada gähnte verstohlen. »Und verdient.«
»Ich bin gleich bei dir, Liebling.
Bitte achte auf die Schlüssel. Es wäre peinlich, wenn wir selbst nicht mehr
hinauskämen.«
Ada verschwand winkend. Wenig später
war Herr Adrian entkleidet und lag in der Badewanne. Die merkwürdigen Vorfälle
wichen nicht aus seinem Hirn. Als er sich abtrocknete, kam die Spannung über
ihn, ob wieder irgend etwas in seinem Zimmer ihn erwartete.
Er öffnete kraftvoll die Tür.
Nichts war da. Die Nachttischlampe
glimmte traulich. Kein Buch lag im Lichtkegel. Kein Spuk war zu sehen.
Herr Adrian atmete lächelnd auf. Er
schüttelte den Kopf. Nach kurzer Überlegung entschloß er sich, die Flinte doch
mit hinüber zu Ada zu nehmen. Mit dem Gewehr unter dem Arm trat er ins
Schlafzimmer zurück und knipste die Deckenbeleuchtung an. Dann löschte er die
Lampe auf dem Nachttisch. Er ging zur Tür. Aber es kostete ihn doch
Überwindung, sie unbefangen zu öffnen. Blitzschnell richtete sich sein Blick
auf den Flur.
Wieder nichts.
Herr Adrian wartete einen Augenblick
und lauschte. Dann drehte er den Schalter und trat hinaus. Sorgfältig verschloß
er die Tür. Mit leisen Schritten ging er nach rechts hinüber zu Adas
Schlafzimmer. Sie antwortete sofort auf sein Klopfen. Er hörte, wie sie zur Tür
kam und den Schlüssel drehte.
»Ich hatte abgeschlossen.«
»Sehr vernünftig, mein Kind.«
»Du hast ja das schreckliche Gewehr
wieder mit!«
»Nun«, sprach Herr Adrian, »von selbst
wird es nicht losgehen. Wollen wir uns hinlegen?«
Ada nickte mit glänzenden Augen.
Adrian legte die Flinte über einen
Stuhl und sah noch einmal nach, ob sie gesichert war. Er machte absichtlich
langsam, um Ada Gelegenheit zu geben, ins Bett zu schlüpfen. Als er sich
umdrehte, lag sie unter der Decke. Er legte den Morgenrock ab und machte eine
Verbeugung vor dem Bett. »Ist es gestattet, hohe Frau?«
»Es ist, mein Geliebter.«
Herr Adrian legte sich neben seine
Frau.
»Meinst du, daß noch etwas passiert?«
»Ich glaube kaum, Liebling. Das Ganze
wird eine einmalige Aktion gewesen sein — zur Feier unseres Hochzeitstages.«
Ada lachte plötzlich hell
Weitere Kostenlose Bücher