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Die Boten des Todes

Die Boten des Todes

Titel: Die Boten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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nach oben, Signor Hadik«, sagte
Stasi. »Kann sie mit rauf, Hauptmann?«
    Stalacarro nickte. Er ging mit
langsamen Schritten zur Bar. Das Fenster war noch geöffnet. Er sah hinaus,
hinunter auf den ruhigen See, bis Hadik und der Sekretär hereinkamen.
    »Sie ist noch weg«, sagte Stasi. »Corry
ist bei ihr. Ich habe den Doktor angerufen.«
    Stalacarro wandte sich langsam um.
Stasi hatte ein trockenes Hemd und eine andere Hose an. »Was meinen Sie, was es
war?« fragte er.
    »Ich nehme an, es war wieder ein
niedlicher kleiner Mordversuch. Diesmal auf dem Wasser.«
    Stasi sah zu ihm mit gerunzelter Stirn.
Stalacarro deutete zur Decke. »Nach dem, was sie erzählt, wurde die Bordwand
durch eine Explosion aufgerissen. Wahrscheinlich ein Sprengkörper.
Zeitzündung.«
    »Sprengkörper«, sagte Stasi.
»Zeitzündung.« Er trank langsam aus seinem Glas. »Gestern habe ich nichts
gesehen.«
    »Gestern?«
    »Hm. Corry sagte mir, die gnädige Frau
wünschte, daß ich das Boot fahrbereit machen sollte. Da habe ich mich
aufgemacht und den Kahn angesehen. Motor, Benzin, Wasser ausgeschöpft und so
weiter. Kein Knallbonbon gesehen dabei.«
    »Hatte Frau van Noringen gesagt, daß
sie heute auszufahren wünschte?«
    »Gestern nicht. Da wollte sie nur, daß
das Boot in Ordnung wäre. Erst heute vormittag. Ich bin runtergegangen und habe
es klargemacht und aus dem Schuppen rausgezogen.«
    »Haben Sie da etwas bemerkt?«
    »Nein. Ich muß allerdings bekennen, daß
ich mir die Bordwände nicht genau angesehen habe. Dann habe ich Corry alles
erklärt, und sie schwammen ab. Ich ging wieder rauf. Das Weitere wissen Sie.«
    Stalacarro wandte sich wieder zum
Fenster. »Wird einen Haufen Umstände machen, das Ding hochzukriegen«, sagte er
vor sich hin. »Aber es gibt keinen Zweifel. Unser Mann hat eine Sprengladung
unter die Wasserlinie praktiziert. Treibminen gibt’s nicht im Lago Maggiore.
Wenn das Mädchen nicht mitgewesen wäre...«Er stieß sich mit beiden Händen vom
Fensterbrett ab, sah erst Hadik an, dann Stasi. »Eines ist jetzt sicher: Man
hatte es nicht nur auf Noringen abgesehen. Es war immer meine Ansicht. Heute,
das war der Beweis. Es war gleichzeitig der Beweis, daß dem Täter auch das
Leben des Mädchens gleichgültig ist.«
    Der schweigsame Hadik öffnete den Mund.
»Das Mädchen und die Gnädige scheiden aus«, sagte er schwerfällig.
    Stalacarro nickte einmal. »Ich denke
auch. Der Kreis der Verdächtigen wird kleiner. Immer kleiner.«
    Auch Stasi nickte, aber es war ihm
nicht anzusehen, was er dachte.
     
    Frau Ada blieb den ganzen folgenden Tag
auf ihrem Zimmer. Corry versorgte sie. Der Arzt kam zweimal und blieb jedesmal
fast eine Stunde. Tagsüber telefonierte sie mehrmals sehr lange.
    Zu Mittag aßen sie zusammen mit Hadik,
der den Mund nur aufmachte, um große Bissen hineinzuschieben. Beim Abendbrot
war es nicht anders, aber der Feldwebel ging bald fort, um die Gegend zu
inspizieren.
    »Gehst du nachher noch mit schwimmen?«
fragte Stasi das Mädchen.
    »Nein. Ich muß wieder rauf, kann sie
nicht allein lassen. Außerdem: Die richtige Lust zum Schwimmen habe ich noch
nicht.«
    »Kann ich verstehen.«
    Stasi ging allein. Während er auf dem
Rücken dahintrieb, überlegte er, in welcher Tiefe das abgesoffene Boot liegen
könnte. Wahrscheinlich elend weit unten. Der See war tief, so freundlich er von
oben aussah. Ob Ada ein neues Boot kaufen würde? Kaum.
    Zwischen den Bäumen lagen Schatten der
Dämmerung, als er zum Haus hinaufging. Das Bad hatte gut getan. Man würde
wunderbar schlafen. In der Küche fand er Corry. Sie war dabei, für Frau Ada
Kakao zu kochen.
    »Geht’s besser?« fragte er.
    »Viel besser«, sagte Corry. »Morgen
darf sie wieder aufstehen.«
    »Fein. Zu dämlich, wenn sie jetzt noch
krank geworden wäre. Was tust du heute abend?«
    »Dasselbe wie tagsüber.«
    »Das nächste Mal werde ich mich retten
lassen. Pflegst du mich auch?«
    »Klar.«
    Stasi zog sie kurz an sich und drückte
sie heftig. »Und jetzt hülle ich meinen Leichnam in weißes Leinen und lege mich
nieder. Wo ist denn der Onkel Hadik, unser Schutzengel?«
    »Ich weiß nicht. Er bleibt hier.
Schläft oben im Fremdenzimmer neben mir.«
    »Neben dir? Es ist unglaublich, was
sich die Polizei herausnimmt. Und dafür kriegt der Bursche auch noch
Gefahrenzulage!«
    »Mir ist gleichgültig, ob er da ist
oder nicht«, sagte Corry leise. »Du bist da... das ist wichtig!«
    Stasi kam zurück von der Tür.
»Wirklich?«
    »Ja. Seitdem du bei

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