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Die Boten des Todes

Die Boten des Todes

Titel: Die Boten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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den Alten verflucht gern gehabt. Ich habe ihn nur
drei Tage lebend gesehen, aber das war genug, um ihn gern zu haben. Ich war
schon in allerhand Stellungen, mit und ohne Vollpension. So was wie ihn kriegt
man selten oder niemals.«
    »Ich weiß«, sagte sie leise und
traurig. »Es geht mir genauso. Und ich habe mit ihm gesprochen, kurz vorher...
vielleicht waren es die letzten Worte, die er gesagt hat...«
    »Vielleicht.«
    »Wenn ich daran denke, daß der Mörder...
daß er hier war...« Stasi betrachtete sinnend das Mädchen, das in der
Kaffeetasse rührte. Einige Einfälle kamen ihm zu gleicher Zeit, aber er schwieg
und behielt sie für sich.
    »Ach, übrigens«, sagte das Mädchen,
»die Gnädige möchte, daß du dich mal um das Boot unten kümmerst...«
    »Das Boot?« Stasi schob das Kinn vor.
»Will sie aufs andere Ufer entfliehen?«
    »Ich weiß nicht. Sie sagte nur, sie
hätte gern, daß es in Ordnung wäre.«
    »Ay, ay, Käpt’n. Ich mache es seeklar
wie einen Flugzeugträger. Bin sowieso ziemlich arbeitslos.«
    »Keine Sorge, Herr La Verne. Ich werde
dir schon Arbeit verschaffen.«
    »Wirklich?« Er stand auf, kam zu ihr
und faßte sie an den Ohren. »Hoffentlich eine, die den Schweiß lohnt.«
    Corry sah vorwurfsvoll aus und
antwortete nicht. Er küßte sie auf die Stirn. »Bis nachher, Signorina. Wenn man
mich sucht...ich bin am Hafen und trotze dem Sturm. Der Südwester schützt mein
kantiges Seemannsantlitz vor den gewaltigen Brechern des Lago Maggiore und
meine wuchtigen Seestiefel lassen die Planken erbeben...«
    »Scher dich raus, Nichtschwimmer!«
    »Jawohl. Danke für den Kaffee.«
    Sie begann die Tassen abzuspülen.
     
    Am nächsten Tag herrschte tropische
Hitze.
    Im Haus waren sämtliche Jalousien
geschlossen, aber Herr La Verne schwitzte trotzdem. Er saß in der Bar am Fenster
und trank Whisky mit viel Eis. Ab und zu warf er einen forschenden Blick auf
den See hinaus und sah auf seine Armbanduhr.
    »Wie ein Krokodil im Treibhaus«,
murmelte er.
    Die Klingel schrillte und schien die
Luft noch stärker zum Flimmern zu bringen. Stasi blickte zur Tür und wartete.
Es läutete wieder. Er runzelte die Stirn, blieb bewegungslos. Dann stand er
schnell auf, sah nochmals zur Uhr, bevor er hinausging.
    Vor der Tür stand Hauptmann Stalacarro
mit einem Fremden. »Störe ich Sie?«
    »Keineswegs, Hauptmann«, erwiderte
Stasi lächelnd. »Allenfalls beim Whiskytrinken. Ich betone aber, daß ich diesen
Whisky mit Erlaubnis der gnädigen Frau trinke.«
    »Ich will es hoffen«, sagte Stalacarro.
»Ist sie im Hause?«
    »Leider nein. Auf hoher See. Sie macht
mit Corry eine Bootsfahrt. Möchten Sie eintreten, Hauptmann?«
    Stalacarro schob sich durch die Tür.
»Mein Assistent, Feldwebel Hadik. Das ist Signor La Verne, der Sekretär Herrn
van Noringens.«
    »Es freut mich, Signor Hadik«, sagte
Stasi mit Verbindlichkeit. »Der Hauptmann ist gütig. Ich bin nur noch der
Chauffeur von Madame. Tote brauchen im allgemeinen keinen Sekretär.«
    Der andere nickte mürrisch. Er gab
keine Antwort.
    »Vielleicht kommen die Herren
mitindieBar?Frauvan Noringen hat keineswegs etwas dagegen, wenn ich Ihnen einen
Whisky serviere. Außerdem fängt meiner an zu kochen.«
    »Gut«, sagte Stalacarro.
    Stasi rückte zwei Stühle zu dem Tisch
am Fenster. »Was darf es für eine Marke sein?«
    Stalacarro betrachtete ihn mit
unbestimmtem Blick. »Jede schottische. Nur nicht die von Lady Chisterbeere.«
    »Ich glaube nicht, daß die noch im Haus
ist, Hauptmann. Ich hätte es merken müssen.«
    Er schob die Gläser vor die beiden
Männer hin und setzte sich. Sie tranken vorsichtig. Stasi hielt das leere Glas
vor sich und betrachtete es. Dann sah er mit fröhlichem Blick im Kreis herum.
»Ich habe das Gefühl, noch am Leben zu sein.«
    »Hoffentlich bleiben Sie es«, sagte
Stalacarro trocken. »Wann kommt Frau van Noringen zurück?«
    »Ich kann es leider nicht genau sagen,
Herr Hauptmann. Sie wollte fahren, solange es ihr Spaß macht. Auch ich hätte
mitfahren können, aber dann hielt es Frau van Noringen für besser, das Haus
nicht allein zu lassen... es war ja auch besser.«
    »Ich möchte Hadik hier im Haus lassen«,
sagte Stalacarro. »Es scheint mir notwendig.«
    »Es wird durchaus im Sinne Frau van
Noringens sein«, bemerkte Stasi mit einer leichten Verbeugung zu Hadik.
»Erlauben Sie mir zu sagen, daß auch ich es für besser halte. Ich gebe mir alle
Mühe, aber ich kann nicht überall zu gleicher Zeit sein. Signor Hadik kann

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