Die Botin des Koenigs reiter2
ausstrahlte. Er fürchtete, was ihm bevorstehen mochte, aber er wusste auch, dass seine besondere Fähigkeit ihn schützte, und er hatte den Wall in seinem Rücken.
Der Wall. Er gestattete sich ein finsteres Lächeln. Er würde aus diesem Wald herausfinden und König Zacharias eine Botschaft schicken, die ihm deutlich machte, dass dieser Wald viel mehr war, als er schien. Er würde dem König einen Bericht aus erster Hand geben und alles auflisten, was er gesehen und erfahren hatte. Alton war überzeugt, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis die Intelligenz des Waldes ihre Macht über die Bresche hinweg ausdehnte, und wenn sie die Bresche nicht reparieren konnten, würde die Provinz D’Yer der Gefahr am direktesten ausgesetzt sein. Was würde aus den Menschen, den Wäldern und Feldern werden?
Nein, ich wage nicht einmal, daran zu denken!
Alton musste um jeden Preis versuchen, die Provinz D’Yer und Sacoridien zu schützen.
Als er von dem feuchten Boden aufstand, war es, als sickere seine Körperwärme aus ihm heraus, und er begann wieder zu frieren. Außerdem fühlte es sich an, als würden Dolche in seine Beine gebohrt. Die Wunden von den Dornen sonderten gelben Eiter ab, und er wusste, das war kein gutes Zeichen. Ihm wurde schlecht.
Er lehnte sich an den Wall und würgte, aber er konnte nichts herausbringen. Es schwächte seinen bereits erschöpften Körper nur noch mehr, und er musste sich am Wall festhalten, um aufrecht stehen zu können.
Ich muss einen Weg nach draußen finden.
Nur seine Willenskraft trieb ihn voran, und bei jedem Schritt spürte er stechende Schmerzen in den Beinen.
Hinter ihm welkten die Blütenblätter der blauschwarzen Rosen und fielen ab, und nur die dornigen Ranken blieben im Nebel zurück.
Jemand hob Altons Kopf und half ihm, einen Schluck Wasser zu trinken. Als das Wasser über seine aufgerissenen Lippen und durch die trockene Kehle lief, schluckte er wie einer, der Tage in der Wüste verbracht hatte. Er öffnete blinzelnd die verklebten Augen, um seinen Retter sehen zu können. Zunächst sah er die Person nur verschwommen, aber als sein Blick klarer wurde, erkannte er sie sofort.
»Karigan?«
»Still. Du bist krank«, sagte sie. Das Haar fiel ihr auf die Schultern und glänzte im Sonnenschein. Seltsamerweise trug sie kein Grün, sondern ein elfenbeinfarbenes Kleid, das in der Sonne so hell leuchtete, dass es ihn blendete. Sie sah aus wie ein himmlisches Wesen – sie war wunderschön.
»Was machst du hier? Wie hast du mich gefunden?«
Sie stellte die Schale mit Wasser beiseite und strich ihm das
Haar aus der Stirn. Ihre Berührung war sanft, und wieder erfasste ihn ein Schauder. Als er zu ihr aufblickte, war ihr Gesicht erneut verschwommen.
Er schloss die Augen. »Ich kann nicht besonders gut sehen.«
»Mein armer Alton.«
Als er die Augen wieder aufschlug, war es besser. Karigans Züge waren gelassen. Er konnte sich nicht erinnern, sie je so friedlich gesehen zu haben, und befürchtete einen Moment, dass er vielleicht gestorben war und sie ebenfalls. Als er versuchte aufzustehen, drückte sie ihn entschlossen wieder auf den Boden.
»Bitte, streng dich nicht an«, sagte sie. »Du hast Fieber. Du brauchst all deine Kraft, um dagegen anzukämpfen.«
Wie zur Antwort auf ihre Worte fror er nicht mehr, sondern glühte. Schweiß trat ihm auf die Stirn.
»Ich fühle mich schrecklich«, sagte er. »Ich muss nach Hause gehen. Ich muss … ich muss es dem König sagen. Ich muss ihm vom Wald erzählen.«
Sie beruhigte ihn mit leisen Lauten und strich ihm noch einmal sanft über die Stirn.
»Ich weiß, ich weiß. Du wirst all das bald tun können, aber du hast noch eine andere Aufgabe vor dir.«
Alton seufzte, schloss die Augen und lauschte ihrer beruhigenden Stimme.
»Ich denke …«, begann er. »Durst. Ich habe solchen Durst!« Sie hob die Schale an seine Lippen, und als er genug getrunken hatte, sagte er: »Ich glaube, ich …«
Er konnte die Worte nicht aussprechen. Karigan brachte ihn immer durcheinander. Erst war sie seine Vertraute und Freundin, und im nächsten Augenblick sagte oder tat sie etwas, das ihn vollkommen verwirrte und bewirkte, dass seine Gefühle für sie mit extremer Frustration und mit Zorn
vermischt waren, weil sie mit ihm spielte, und dann wieder mit Hoffnung und – und …
Wie konnte sie ihm das antun? Er wusste tief im Herzen, dass sie es nicht absichtlich tat, aber das Feuer seines Fiebers schien das Feuer in seinem Herzen geschürt
Weitere Kostenlose Bücher