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Die Botin des Koenigs reiter2

Die Botin des Koenigs reiter2

Titel: Die Botin des Koenigs reiter2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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so kurzlebig seid. Unser Volk hat gesehen, wie die Berge entstanden, wie das Eis kam und in die See
schmolz. Wir sahen Geburten von Sternen und Gruppen von Monden. Wir haben gesehen, wie Wälder wuchsen und sich ausbreiteten.«
    Karigan erkannte, dass sie die Stimme der Ewigkeit hörte.
    »Die tiendan haben dich nicht nur zu mir gebracht, weil du das Leben meines Sohns beendet hast. Das ist im Augenblick eher unwichtig. Nein, sie brachten dich hierher, weil es Dinge gibt, die ausgesprochen werden müssen. Dinge, die die Vergangenheit und die Zukunft betreffen.« Er legte den Kopf schief, und die Mondsteine verwandelten seine Augen in winzige Silberspiegel. Eine ganze Welt von Geheimnissen schien hinter seinen lächelnden Lippen versiegelt zu sein. »Du bist uns nicht unbekannt, und nicht nur, weil du meinen Sohn bezwungen hast.«
    Telagioth erschien aus dem Schatten der Lichtung, und Karigan erkannte auch andere von seinen tiendan, die in ihren milchigen Rüstungen dort am Rand standen. Eine dieser Rüstungen war an Schultern und Unterarmen mit Stacheln versehen, und Karigan schauderte, als sie sie sah.
    Telagioth hielt eine durchscheinende, zarte Schale in den Händen, die er nun ehrfürchtig auf die Lichtung trug. Als er vor Karigan stand, sagte er: »Ich grüße dich, Galadheon. So sehen wir uns also wieder.«
    »Woher hast du gewusst, dass das geschehen würde?«
    Telagioth lächelte. »Der Prinz ist sehr weise.«
    Prinz Jametari stand auf und nahm Telagioth die Schale ab. Er ließ sich im Schneidersitz auf dem Boden nieder und stellte sie vor sich ins Gras. Er bedeutete Karigan mit einer Geste, sich zu ihm zu setzen. Grae und Telagioth begaben sich wieder an den Rand der Lichtung.
    Karigan setzte sich neben den Prinzen auf den Boden. Das Sternenlicht, das ihn umgab, schmerzte aus solcher Nähe in
ihren Augen. Blinzelnd wandte sie den Blick ab und wünschte sich, er würde bald auf den Grund zu sprechen kommen, weshalb er sie hergeholt hatte, aber wahrscheinlich mussten die Eleter aus allem einen Tanz machen, ein Geheimnis.
    »Unser Volk schwindet«, sagte der Prinz. »Die Flammen unserer Leben werden bald für immer von Everanen, der Erde, verschwinden. Wir sind in Gefahr, nichts weiter als Echos einer Erinnerung zu werden, die in Form von Legenden und Liedern der Sterblichen erhalten bleibt, die sich ihrerseits in großer Zahl über das Land ausgebreitet haben. Unser Abstieg begann vor langer Zeit. Wir wollen zuerst von der Vergangenheit sprechen, damit du unsere Notlage verstehst.« Er wirkte so abwesend, als durchlebe er einen Tagtraum. »In einer Zeit, noch bevor ihr eure Zeitalter zu zählen begonnen habt, noch vor dem Schwarzen Zeitalter, waren Eleter die größte Macht von Everanen. Es war unser Zeitalter, denn die Magie, die aus allen lebenden Dingen strömt, war überall gegenwärtig. Wir verstanden sie und nutzten sie zum Guten. Die Sterblichen, die in jenen Tagen kaum mehr als Tiere waren, verehrten und fürchteten uns deshalb, obwohl auch sie über gewisse magische Fähigkeiten verfügten, sie aber nicht als solche erkannten. Fähigkeiten zu heilen oder das Wetter vorherzusagen betrachteten sie als Werk ihrer Götter, nicht als etwas, das aus dem Inneren des jeweiligen Menschen kam. Wir hätten nie erwartet, dass die von deiner Art so an Kraft und Wissen gewinnen würden – und an Tücke. Wir haben euren Ehrgeiz unterschätzt. Und so kam das Schwarze Zeitalter, und die Eleter standen im Krieg, und darauf folgten jene Kriege, die die sterblichen Stämme gegeneinander führten. Wir hofften, die Menschen würden einander vernichten, aber wir haben auch die Zähigkeit deiner Art unterschätzt, euren Willen zu überleben und zu existieren. Und
mitten im Aufruhr dieser Jahre kam Mornhavon übers Meer.«
    Grae und Telagioth näherten sich erneut und brachten ein großes gerilltes Gefäß mit zwei Griffen, die Ranken nachgebildet waren, hergestellt aus dem gleichen durchscheinenden Material wie die Schale. Sie reichten es dem Prinzen.
    Er löste den Verschluss und erklärte: »Hierin befindet sich der Rest von dem, was dein Volk Indura Luin nannte, den Spiegel des Mondes.«
    »Der Verlorene See«, murmelte Karigan, und Staunen ließ sie ein wenig von ihrer Vorsicht vergessen. »Er hat also wirklich existiert?«
    »Ja. Bevor Mornhavon ihn trockengelegt hat, konnte Fraleach Langzweig ein wenig davon in diesem Gefäß auffangen. Er war einer unserer großen Dichter und Krieger, in einer Zeit, als Worte noch

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