Die Botin des Koenigs reiter2
die Macht, die sie durchfloss. Etwas in ihr schreckte zurück.
»Weißt du, woher diese Narbe kommt?«, fragte er.
»Ich wurde von …« Sie schluckte. »Ich wurde von deinem Sohn angegriffen. Mit wilder Magie.«
Prinz Jametari nickte. »Vergiftet von wilder Magie, die nun in dir lebt.«
»Woher weißt du das?«, wollte Karigan wissen. »Ich bin nicht anders als zuvor. Sie ist nicht in mir geblieben.«
Prinz Jametari legte den Kopf schief, und es war eindeutig, dass er etwas ganz anderes dachte. »Wie kommt es dann, dass
du die Schichten der Welt durchdrungen hast, um die Vergangenheit zu besuchen?« Er sah sie forschend an, suchte die tiefsten Tiefen ihrer Seele. »Du bist weit gereist, auf Straßen, die nur sehr wenige betreten können.«
»Ich weiß nicht, wie das passiert. Die wilde Magie – nicht in mir, aber …« Sie fühlte sich fiebrig, wollte nicht glauben, dass sie die ganze Zeit vergiftete Magie in sich getragen hatte. Es gab ihr das Gefühl, besudelt zu sein, als verstecke sich eine Giftschlange in ihr.
Der Prinz sah zu, wie sie mit dem Gedanken rang, dann fuhr er fort. »Die wilde Magie vergrößert die geringe Fähigkeit, die du bereits hattest, auf eine Weise, die deine Brosche niemals allein leisten könnte. Wenn du allein bist, hilft dir die Brosche, mit der grauen Grenze dieser Welt zu verschmelzen. Verstärkt durch die wilde Magie erlaubt sie dir, durch diese graue Grenze in andere Schichten vorzudringen.«
Karigan ballte die Fäuste. »Ich will das nicht! Ich …« Sie sah sich hilflos um, wusste, dass der Prinz die Wahrheit sagte, wollte es aber einfach nicht wahrhaben. Der Prinz betrachtete sie mitleidlos. »Wie kann ich es loswerden? Kannst du mir helfen?«
»Das ist nicht möglich.«
Karigan sank zusammen. Die wilde Magie hatte sich lange nicht geregt, oder? War sie nicht erst offensichtlich geworden, weil sich auf der anderen Seite des Walls etwas rührte? Hatte der gleiche Impuls, der auch die Fähigkeiten der anderen Reiter veränderte, diese wilde Magie in ihr geweckt?
»Es gibt noch mehr, worüber wir sprechen müssen«, sagte der Prinz. »Und die Zeit ist knapp.« Er hielt inne, um zu sehen, ob sie bereit war, und dann sprach er weiter. »Meine Leute fragen sich, was geschehen wird, wenn der D’Yer-Wall vollkommen einstürzt und all diese Macht in die Welt entlässt.
Einige denken, es würde alles vernichten, was lebt; dass die Dunkelheit von Kanmorhan Vane diese Seite der Welt ebenfalls beherrschen wird. Sie hat bereits einige erweckt, die niemals wieder unter dem Mond wandeln sollten.«
»Der Geist – Varadgrim.« Karigan schauderte, als sie daran dachte.
»Ja. Und andere. Diejenigen unter uns, die dieses Ergebnis befürchten, glauben, dass das eletische Volk nicht die Kraft hat, sich dem Angriff dieser vergifteten wilden Magie zu widersetzen, und dass wir sterben werden. Es gibt andere, die glauben, dass das Versagen des Walls die Magie wieder in die Welt bringen und das eletische Volk zu neuer Größe führen wird. Sie glauben nicht, dass alle Magie vergiftet ist, und sie hoffen, wenn der Wall fällt, wird die eindringende Magie Everanen läutern, wie ein Hochwasser ein Flusstal säubert und wieder fruchtbar macht. Die Eleter werden wieder über eine Welt herrschen, die sich jetzt in den Händen der Sterblichen befindet.«
Karigan verlagerte ein wenig das Gewicht. Die Richtung, in die das alles ging, gefiel ihr überhaupt nicht. »Du meinst, sie hoffen, dass durch die wilde Magie das Land von den Sterblichen gereinigt wird.«
Der Prinz nickte. »Dies sind Eleter, die so empfinden wie mein Sohn. Sie denken, wenn ein paar Sterbliche bei dieser Flut umkommen, ist das nur umso besser.«
Karigan wurde bei seinen Worten kalt, und sie fragte sich, wie er wohl dachte: Hatte er Angst, dass der Fall des D’Yer-Walls die Vernichtung alles Guten bedeutete, oder hoffte er, dass es zu einem Wiederaufblühen des eletischen Volks führen würde?
»Es gab darüber bittere Auseinandersetzungen im Alluvium«, sagte Prinz Jametari. »Ich fürchte, dass sogar die Eleter
über dieses wichtige Thema nicht zu einer Übereinkunft finden können. Wir haben hart gekämpft, um Mornhavon den Schwarzen und seine Horden zu besiegen, aber es gibt Eleter, die sich von der Notlage der Gegenwart blenden lassen und die Vergangenheit nicht sehen wollen. Ich denke, beide Standpunkte haben ihre Fehler, aber nur die Zukunft wird die Wahrheit zeigen. Eine Zukunft, Galadheon, in der du eine Rolle
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