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Die Botschaft Der Novizin

Die Botschaft Der Novizin

Titel: Die Botschaft Der Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
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rief und danach ein kleines Abendessen. Isabella horchte und glaubte, die Glockenschläge folgten immer rascher aufeinander.
    »Morgen kommt Vater. Dann treffen wir uns übermorgen wieder. Vergiss mich nicht!«, sagte sie rasch, hauchte einen Kuss durch die Gitterstäbe und verschwand in dem Gang, der zum Nonnenchor führte. Sie blickte sich unter der Türschwelle um, sah Marcello jedoch nur gebeugt aus dem Raum gehen. Er tat ihr leid. Dann ließ sie die Außenwelt hinter sich und konzentrierte sich auf das, was vor ihr lag. Zwischen der Komplet, dem Tagesabschlussgebet und den Vigilien würde sie zu tun haben. Sie musste wissen, ob ihr Schlüssel passte und was sie damit zutage fördern würde.
    Als sie sich erhob und aus dem Besucherraum hinauswollte, vertrat Julia Contarini ihr den Weg.

KAPITEL 19 Erneut wartete Padre Antonio eine kleine Ewigkeit, bis sich die Tür öffnete. Erneut musste er zuvor eine kleine Prüfung bestehen. Erneut schlurfte der alte Mann vor ihm her in den ersten Stock hinauf und ließ sich auf seinem Sessel nieder.
    Stumm wartete der Alte darauf, dass sich der Pater offenbarte. Doch Padre Antonio dachte nicht daran zu beginnen. Ausgiebig ließ er seinen Blick über die Bücherlandschaft gleiten. Wenn ihn nicht alles täuschte, lag ein leichter Staubdunst in der Luft, und einige der Pergamentgebirge schienen abgetragen worden zu sein oder hatten sich verlagert.
    »Es wird weitere Tote geben«, eröffnete schließlich der Alte das Gespräch.
    Erstaunt sah der Pater den Sammler an, doch bevor er etwas sagen konnte, fuhr dieser bereits fort.
    »Ein zusätzlicher Spieler ist ins Spiel eingetreten. Er scheint nicht zimperlich zu sein.«
    Padre Antonio versuchte halb desinteressiert, halb neugierig zu wirken. »Ihr sprecht in Rätseln. Wisst Ihr denn, was der Unbekannte in diesem Kloster sucht? Oder habt Ihr erfahren, was die Frauen dort vor der Welt verbergen?«
    »Mehr als das, mein Freund. Lest selbst.«
    Er reichte ihm ein Blatt, einen Brief, dessen Ränder eingerissen waren. Der Autor schrieb ein sauberes attisches Griechisch mit leichten ionischen Einflüssen. Dem Pater gelang es schließlich, die Handschrift zu entziffern. Noch während der Lektüre hatte er das Gefühl, dass der Raum um ihn her zu schwanken begann. Noch nie hatte er ein solches Dokument in Händen gehalten.
    »Das soll alles sein?«, keuchte er endlich, mühsam seine Erregung im Zaum haltend. Doch er durfte sich nichts anmerken lassen. »Ein lumpiges Gerücht, dessen Inhalt getrost ins Reich der Legende verwiesen werden kann?«
    Der Alte saß ihm seelenruhig gegenüber und lächelte sein schwachsinniges Lächeln.
    »Junger Freund«, wies er ihn zurecht, »hätte ich Männern wie Euch auch nur einmal Glauben geschenkt, ich hätte vermutlich nicht ein einziges Pergament durchgesehen oder auch nur ein einziges Manuskript entdeckt. Und ich versichere Euch, meine Hände haben mehr bedeutende Handschriften berührt, als Eure Augen je gesehen haben.«
    Padre Antonio ließ den Blick über das Zimmer gleiten. Dort hatte der Alte mehr einmalige Werke versammelt, als die päpstlichen Bibliotheken in Jahrhunderten hatten aufhäufen können. Doch das, was auf diesem Zettel stand, den er erhalten hatte, war einfach zu unglaublich, als dass es wahr sein konnte.
    Das Blatt war vermutlich ein Brief gewesen, in dem ein Grieche namens Hekataios seinem christlichen Mitbruder in Aquileja ein Ölgeschäft vorschlug und den Preis für einhundert Amphoren aushandelte. Wie nebenbei erwähnte er eine Jüdin aus Nazareth, Mariam geheißen, die in seiner Heimatstadt Ephesoshochbetagt gestorben sei. Die Gemeinde des neuen Glaubens habe ihr, so berichtete er, ein Grabmal gekauft und einen Stein errichten lassen. Sie sei schließlich die »Mutter dessen, der uns allen am Herzen liegt und auf dessen Wiederkehr wir hoffen«. »Ihr beruft Euch auf diesen Satz? Er kann alles bedeuten! Nirgends steht, was Ihr aus ihm herauslesen wollt.« Padre Antonio reichte ihm das Pergament zurück. »Wenn es nicht eine Fälschung ist.«
    »Ihr erkennt die Hinweise nicht, Ihr seht nur die Oberfläche, nicht aber die unterirdischen Verbindungen, die diese Sätze durchziehen wie ein feines Gespinst aus Spinnfäden und alles zusammenhalten. Nehmt diesen Satz.« Er deutete mit dem Finger auf die Stelle, in der vom Grabmal dieser Mariam die Rede war. »Wie kann die Kirche lehren, Maria sei mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen worden, wenn sie gleichzeitig in Ephesos

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