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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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sie etwas breiter war als die Zeitungsseite, die sie verhüllen sollte, aber Stuart schien mit seinem Druckauftrag beschäftigt zu sein.
    Ich legte die Zeichnung auf das Gerät, bedeckte sie mit der Zeitung und machte ebenfalls vier Kopien. Dann fertigte ich noch vier Kopien von der Fortsetzung des Artikels an. Als ich fertig war, machte ich aus den fotokopierten Seiten vier Stapel, die Schachbrettzeichnung jeweils in der Mitte eines Stapels, und rollte sie eng zusammen, um sie in den Versandzylindern zu verstauen.
    In dem Moment blockierte Stuarts Maschine, und plötzlich trat Stille ein.
    »Verflucht! Papierstau«, rief Stuart. »Alex, kannst du mal kurz herkommen und dieses Fach für mich festhalten? Diese Kiste blockiert schon den ganzen Tag, und der Techniker hat sich noch nicht blicken lassen. Sieht so aus, als müsste ich heute Abend hierbleiben und die Maschine reinigen, um rauszufinden, was los ist.«
    Mein Herz klopfte wie verrückt. Ich wollte meine Arbeit nicht mittendrin unterbrechen, aber was sollte ich machen? Hastig stopfte ich die zusammengerollten Kopien mitsamt den Originalen in die Plastiktüte. Dann ging ich zu ihm hinüber, um ihm dabei zu helfen, das Kopiergerät wieder in Gang zu bringen.
    »Übrigens«, sagte Stuart, als ich das schwere Fach festhielt,
damit er den Papierstau beseitigen konnte, »ich glaube, die Arbeit, die du dir da gerade machst, kannst du dir ebenso gut sparen.«
    »Was mache ich denn?«, entgegnete ich so ruhig wie irgend möglich.
    Woher wusste er, was ich tat?
    »Ich meine«, sagte er, während er ein zerfetztes, tinteverschmiertes Blatt Papier aus dem Kopierer zerrte, »falls du das für deinen Boss kopierst, der ist heute Morgen mit einem Freund hier gewesen. Ich hab denselben Kram schon für ihn kopiert - die Titelseite von gestern, stimmt’s? Ich kapier das nicht. Ich meine, die ganze Zeitung kostet weniger als diese riesengroßen Kopien. Was ist daran so spannend?«
    Großer Gott! Mein Puls begann zu rasen, während ich versuchte, nicht in Panik zu geraten.
    Davon abgesehen - was war denn eigentlich tatsächlich das Spannende? Hatte etwa Rodo meine Wohnung und mein Telefon verwanzt? Hatte er unser Gespräch über die Post mitgehört? Wer war sein Begleiter heute Morgen gewesen? Und wozu brauchte er Kopien der Titelseite?
    Ich musste irgendetwas sagen, um Stuarts Neugier zu befriedigen. Aber ich musste auch möglichst bald von hier verschwinden. Nim wartete draußen, und er würde sich besorgt fragen, warum ich es gerade noch so eilig gehabt hatte, wenn ich mir jetzt so viel Zeit ließ.
    »Ich weiß auch nicht so genau, was daran so spannend ist. Du kennst ja meinen Chef«, sagte ich, während ich Stuart half, das Fach wieder an Ort und Stelle unterzubringen. »Was weiß ich, vielleicht tapeziert Boujaron ein Zimmer mit den Schlagzeilen von gestern. Auf jeden Fall meinte er, er bräuchte noch ein paar zusätzliche Kopien. Danke, dass du mir den Hals gerettet hast!«

    Ich knallte eine Zehn-Dollar-Note auf den Tresen, schnappte mir Plastiktüte und Rucksack und warf Stuart auf dem Weg hinaus einen Luftkuss zu.
    Draußen auf der Straße nahm Nim mit besorgter Miene meinen Rucksack.
    »Was hat dich aufgehalten?«, fragte er, als wir uns den Weg durch die Menge bahnten.
    »Herrgott noch mal«, sagte ich. »Lass es uns hinter uns bringen. Ich erzähl’s dir später.«
    Ohne ein weiteres Wort marschierten wir zwei Blocks weiter und um eine Ecke zum Postgebäude von Georgetown und stiegen die steinernen Stufen hinauf. Nim stellte sich schützend hinter mich, als ich an einen Schalter trat, wo ich den Rest meiner Kopien in die Zylinder schob, diese mit dem Klebeband versiegelte, das er gekauft hatte, und die Adressaufkleber ausfüllte - einen an Tante Lily, einen an Nokomis Key und je einen an die Postfächer von Nim und meiner Mutter. Den Zylinder mit der Originalzeichnung des Schachbretts adressierte ich an mein eigenes Postfach hier in Georgetown. Dann füllte ich sicherheitshalber eine von diesen großen gelben Lagerkarten aus und unterschrieb sie, damit die Poststelle meine Post bis auf Weiteres aufbewahrte.
    Zumindest würde jetzt - so ging es mir durch den Kopf, während mein Onkel und ich die Steinstufen des Postgebäudes wieder hinunterstiegen - das Opfer, das eine in einem russischen Gefängnis sterbende Äbtissin vor zweihundert Jahren gebracht hatte, nicht vergeblich gewesen sein.

    Im elegantesten Marmorbadezimmer, das ich je gesehen hatte, wusch ich mir

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