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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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unter der heißen Dusche den alten Staub von Colorado aus den Haaren. Danach ging ich, nur mit dem dicken
Frotteemantel bekleidet, den ich im Bad gefunden hatte, und dem Designerbadeanzug, den mir der Empfangschef des Vier Jahreszeiten dankenswerterweise gegeben hatte, in den Fitnessraum in der unteren Etage des Hotels, wo mein Onkel sich mit mir treffen wollte.
    Zuerst absolvierte ich dreißig Bahnen im hauseigenen Schwimmbad, dann suchte ich Nim im gewaltigen marmornen Jacuzzi auf, in dem, wenn das Wasser abgelassen wäre, bequem fünfzig ausgewachsene Sumo-Ringer Platz gefunden hätten.
    Eins musste ich meinem Onkel zugestehen: Wohlstand und Komfort besaßen eine gewisse Anziehungskraft.
    Aber falls das Spiel, in das ich geworfen worden war, wirklich so gefährlich war, wie alle behaupteten, würde mir nicht mehr viel Zeit bleiben, noch irgendetwas zu genießen, vor allem, wenn ich noch lange in dem dampfenden Wasser sitzen blieb und Däumchen drehte.
    Als hätte mein Onkel meine Gedanken gelesen, glitt er durch das heiße Wasser neben mich auf die Marmorbank. »Da wir nicht wissen, was eventuell noch auf dich zukommt«, sagte er leise, »dachte ich, bleibt mir nichts anderes zu tun, als dir ein heißes Bad und ein anständiges Essen zu besorgen.«
    »Henkersmahlzeit?«, erwiderte ich grinsend. »Das werde ich dir nie vergessen. Mein Verstand arbeitet schon wieder besser, das spüre ich. Und ich habe heute etwas wirklich Wichtiges erfahren.«
    »Dass dein Chef heute im Kopierladen war. Ich weiß«, sagte er. »Das wirft natürlich einige Fragen auf - als hätten wir davon nicht schon genug. Aber es gibt da etwas …«
    »Nein, ich habe noch etwas viel Wichtigeres herausgefunden«, sagte ich. »Ich habe begriffen, wem ich vertrauen kann.«
    Als er mich mit seinen verschiedenfarbigen Augen neugierig
anschaute, fügte ich hinzu: »Auf der Poststelle und schon vorher musste ich nicht eine Sekunde lang nachdenken, bevor ich die Adressaufkleber ausgefüllt habe. Ich wusste, wem ich die Kopien des Schachbretts anvertrauen kann. Nicht nur dir und meiner Mutter, die sie ja bereits hatte, sondern auch Tante Lily und meiner Freundin Nokomis Key.«
    »Ah«, sagte Nim. »Der Vorname deiner Freundin lautet Nokomis? Das wäre eine Erklärung.«
    »Eine Erklärung wofür?«, fragte ich.
    Und ganz plötzlich beschlich mich wieder das ungute Gefühl, dass etwas auf mich zukam, womit ich lieber nicht konfrontiert werden wollte.
    »Während du geduscht hast, habe ich meine Nachrichten von gestern Abend abgerufen«, erwiderte Nim. »Fast niemand weiß, dass ich hier bin - nur mein Verwalter. Dennoch ist gestern Abend ein Fax für mich angekommen - von einer ›Selene Luna, Hank Tallchaps Großmutter.‹«
    Einen Moment lang war ich verwirrt, aber als Nim lächelte, kapierte ich es. Sowohl »Selene« als auch »Luna« bedeutete »Mond«.
    »›An den Ufern Gitche Gumee’s, an dem blanken Groß-See-Wasser‹«, zitierte ich.
    »›Stand der Wigwam der Nokomis, Tochter sie des Monds, Nokomis‹«, beendete Nim das Gedicht für mich. »Und was willst du nun damit sagen? Ähnelt deine Freundin wirklich Hiawathas Großmutter aus dem berühmten Gedicht von Henry Wadsworth Longfellow?«
    »Nur in Bezug auf ihre Denkweise«, antwortete ich. »Sie würde es mit jedem tapferen Krieger aufnehmen. Und du wirst überrascht sein zu hören, dass sie mehr Ahnung vom Knacken geheimer Codes hat als jeder andere, den ich kenne - okay, dich ausgenommen. Indianische Rauchsignale nennt
sie sie. Abgesehen davon, dass es interessant wäre herauszufinden, wie sie mich überhaupt gefunden hat - wie lautete denn ihre Nachricht?«
    »Ich muss zugeben, dass ich bei dieser Frage zuerst auch auf dem Schlauch stand«, erwiderte Nim. »Aber nachdem ich jetzt weiß, wer sie ist, ist mir klar, dass es sich um eine verschlüsselte Botschaft handelt, die sich ganz allein an dich richtet.«
    Er langte in seinen Frotteebademantel neben dem Pool und reichte mir das Fax.
    Ich brauchte eine Weile. Als ich den Sinn des Textes schließlich begriffen hatte, wurde ich leicht grün im Gesicht. Wie konnte das möglich sein? Niemand außer mir hatte die verschlüsselte Nachricht gesehen!
    »Was ist?«, fragte Nim alarmiert, die Hand auf meiner Schulter.
    Ich konnte nur den Kopf schütteln und brachte kein Wort heraus.
    Kittys Schicksal hat sich gewendet, hieß es in dem Fax. Sie kommt zurück von den Virgin Islands, hat sich ein Luxusauto gemietet und wird morgen in DC sein. Sie

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