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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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dieser günstigen Stelle aus sehen können. Dort legten der Landvermesser Andrew Ellicott und der afroamerikanische Astronom Benjamin Banneker am 15. April 1791 den ersten, und zwar den südlichsten Markierungsstein für die Grenzen der zukünftigen Hauptstadt, des heutigen Washington. Diejenigen unter Ihnen, die sich für die Geschichte der Freimaurer in unserer Hauptstadt interessieren, können ihren Freunden erzählen, dass dieser Stein nach freimaurerischem Ritual gesetzt wurde
- quadratisch, glatt und eben, und besprenkelt mit Mais, Öl und Wein - im Einklang mit ihrer Tradition …«
    Es gelang ihm perfekt, die Aufmerksamkeit der Fahrgäste von den Aktivitäten in ihrem Rücken abzulenken, sodass es verwunderlich gewesen wäre, wenn irgendjemand sich an die am Piscataway Point aussteigenden Passagiere würde erinnern können, wenn er sie überhaupt bemerkt hatte. Vermutlich hatte Key zusätzlich zu den Flugstunden noch eine Kiste Whisky springen lassen.
    Die wartenden Angler zogen das Boot mit dem Seil zu sich heran und halfen uns dabei, auf den riesigen Baumstamm hinunterzuklettern; dann lösten sie das Tau wieder, und wir vier verschwanden über die Felsen im dichten Gebüsch.
    »Am besten wir nennen keine Namen«, sagte der ältere der beiden Angler, als er mir die Hand reichte, um mir über die Felsen zu helfen. »Sie können mich einfach Red Cedar nennen - das ist mein Indianername, den mir unsere Mondgöttin verliehen hat -, und das ist mein Assistent, Mr Tobacco Pouch.«
    Er deutete auf seinen stämmigen, etwas jüngeren Begleiter, der mich verschmitzt anlächelte. Die beiden wirkten robust genug, um es mit allem Möglichem, das uns unterwegs begegnen konnte, aufnehmen zu können. Key schien tatsächlich in dieser Gegend eine Menge Kontakte zu haben. Aber als wir den beiden Männern ins dichtere Gestrüpp folgten, hatte ich noch immer nicht die geringste Ahnung, was vor sich ging.
    Einen Pfad konnte ich nicht entdecken. Ranken, Buschwerk und Baumschösslinge wucherten so dicht, dass es mir unmöglich schien, uns einen Weg hindurch zu bahnen, selbst wenn wir Macheten dabeigehabt hätten. Es war wie ein Labyrinth, jedoch schien Red Cedar den Schlüssel dazu zu besitzen: Es war, als würde das Gestrüpp wundersamerweise vor
ihm zurückweichen - er musste es nicht einmal berühren - und sich hinter uns wieder schließen.
    Als der Wald sich etwas lichtete, erreichten wir schließlich einen Pfad, von dem aus wir durch das sonnengesprenkelte erste Frühlingslaub der Bäume einen Blick auf den in einiger Entfernung liegenden Fluss hatten. Hier brauchte Red Cedar uns nicht mehr zu führen. Wir konnten bequem nebeneinander hergehen und zum ersten Mal miteinander reden.
    »Piscataway bezeichnet sowohl einen Ort als auch ein Volk«, erzählte Red Cedar. »Das Wort bedeutet: ›Wo sich die lebenden Wasser vermischen‹ - der Zusammenfluss sowohl von mehreren Flüssen als auch von Leben. Unser Volk stammt vom ältesten indigenen Stamm ab, den Lenni Lenape, den Großvätern, die auf eine Geschichte von mehr als zwölftausend Jahren zurückblicken. Die Anacostan und andere Stämme haben unseren ersten Häuptling verehrt, den Tayac, lange bevor die ersten Europäer eintrafen.«
    Ich muss ein bisschen verwirrt gewirkt haben aufgrund dieser unvorhergesehenen Anthropologie-Lektion, denn er fügte hinzu: »Miss Luna hat gesagt, dass Sie ihre Freundin sind, dass Sie sich in Gefahr befinden und dass es daher wichtig ist, Ihnen etwas zu erklären, bevor wir Moyaone erreichen.«
    »Moyaone?«, wiederholte ich.
    »Das Gebeinfeld«, erwiderte er. Und mit einem Augenzwinkern fuhr er flüsternd fort: » Wo alle Gebeine begraben sind! «
    Dabei brachen er und Tobacco Pouch in ein herzhaftes Gelächter aus.
    Meinte er einen Friedhof? Oder was war so zum Brüllen komisch an einem Haufen Knochen? Ich schaute zu Key hinüber, die wieder einmal ihr geheimnisvolles Lächeln aufgesetzt hatte.

    »All diese Knochen und all diese Geheimnisse «, sagte sie. Dann schlug sie, an Red Cedar gewandt, vor: »Aber bevor wir dorthin gehen, solltest du meiner Freundin von der Maiszeremonie erzählen, von den zwei Jungfrauen und vom Totenfest.«
    Gott o Gott. Ich wusste zwar, dass Key einen Hang zum Esoterischen hatte, aber das hier wurde jetzt langsam reichlich schräg - die Schatten heidnischer Rituale und Jungfrauenopfer am Potomac. Was war hier eigentlich los?
    Während ich mich weiter durch den lichtgesprenkelten Wald bewegte und in der Gegend

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