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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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Baum. Das Mark und der Saft des Stamms sind rot wie menschliches Blut. Dieser Baum wurde vom letzten Piscataway-Häuptling, Turkey Tayac, gepflanzt, dessen Grabstätte sich ebenfalls hier befindet.«
    Wir gingen zu dem Grab, wo ein kleines Bild des Tayac, eines gut aussehenden, sonnengebräunten Mannes in voller Federpracht, auf einer hölzernen Gedenktafel angebracht war. Darunter stand, dass er an dieser Stelle aufgrund eines Kongresserlasses im Jahr 1979 beerdigt worden war. Um das Grab herum waren vier Pfähle in den Boden eingelassen, an denen geflochtene Kränze hingen. Der Baum selbst, direkt dahinter, war geschmückt mit Hunderten roter Beutelchen, die mit ebenso roten Schleifen befestigt waren.

    »Tabakbeutel«, erklärte Key. »Mit ihnen werden die Toten geehrt.«
    Zum ersten Mal an diesem Vormittag ergriff Mr Tobacco Pouch das Wort. »Für Ihren Vater«, sagte er und reichte mir einen kleinen roten Stoffbeutel, der genau in meine Handfläche passte, und deutete auf die rote Zeder. Key musste ihm etwas erzählt haben.
    Mit feuchten Augen trat ich näher an den Baum und suchte mir einen Zweig aus, an dem noch genügend Platz war, um daran mein Geschenk aufzuhängen. Dann atmete ich den Geruch des Baums ein. Was für eine schöne Tradition: Rauchringe zum Himmel zu schicken.
    Key trat hinter mich. »Diese Geistpfähle mit den Kränzen sollen den Ort vor dem Bösen schützen«, sagte sie. »Sie markieren die vier Kardinalpunkte. Wie du siehst, kommt genau hier an dieser Stelle alles zusammen.«
    Sie meinte natürlich die präzise Ausrichtung von Washington, eine Stadt, deren erster Markierungsstein nur ein Stückchen nördlich von dieser Stelle gesetzt worden war. Einige Dinge kamen hier eindeutig zusammen - die vier Ecken, die vier Himmelsrichtungen, die Schachbrettform der uralten Opferstätten, die uralten Riten …
    Aber es gab noch etwas, das ich wissen musste.
    »Ihr habt mir erzählt, dass die Jungferninseln ein indianisches Codewort für Washington sein soll«, sagte ich. »Ich kann ja noch verstehen, warum George Washington - als Gründer des neuen Landes, der selbst ein sehr religiöser Mann und vielleicht sogar ein Freimaurer war - eine ganz neue Hauptstadt in Anlehnung an die Bibel errichten wollte. Warum er sie auf diese Weise geplant hat, den Fluss überbrücken und die beiden christlichen Religionen zusammenbringen wollte. Wie ihr gesagt habt - zwei jungfräuliche Königinnen, die sich über
das Wasser hinweg die Hände reichen, zwei Samenkörner in einem Saatloch.
    Aber was ich nicht verstehe, ist Folgendes: Wenn deine Mission darin besteht, der Ursprünglichen Bestimmung zu folgen, dich mit dem natürlichen Fluss der Natur zu bewegen, welchen Sinn ergibt es dann, zum Feind überzulaufen? Ich meine, ihr selbst habt doch darauf hingewiesen, dass all diese Religionen sich über Jahrhunderte hinweg wegen ihrer Symbole und Rituale bekriegt haben. Wie kann die Unterwerfung unter derart kriegerische Ziele Mutter Natur dabei helfen, Spinnennetze zu weben oder Mais wachsen zu lassen? Ist das ein Beispiel von ›Wenn du sie nicht schlagen kannst, verbünde dich mit ihnen‹?«
    Key blieb stehen und sah mich zum ersten Mal ernst an. »Alexandra, habe ich dir denn in all den Jahren wirklich gar nichts beigebracht?«, fragte sie.
    Das saß. Hatte Nim mir nicht genau dieselbe Frage gestellt?
    Red Cedar nahm meinen Arm. »Aber genau das ist die Ursprüngliche Bestimmung«, erklärte er. »Der ›natürliche Fluss‹, wie Sie es genannt haben, oder die natürliche Ordnung bedeutet, dass etwas nur dann wirklich wachsen und sich von innen heraus ändern kann, wenn es ein natürliches Gleichgewicht erlangt. Niemals durch äußere Gewalteinwirkung.«
    Offenbar hatten meine drei Begleiter auch nicht alle historischen Daten parat. »Ihr wollt also die Kirchengesetze mit den Gesetzen der Eingeborenen in Einklang bringen?«, fragte ich.
    »Wir wollen nur demonstrieren«, erwiderte Red Cedar, »dass Mutter Mais ebenso wie Mutter Erde schon lange vor irgendwelchen anderen Jungfrauen oder Müttern existiert haben. Und mit unserer Hilfe wird sie diese auch noch lange
überleben. Wir pflanzen und ernten den Mais auf diese Weise, weil der Mais so am glücklichsten ist und die meiste Nachkommenschaft produziert.«
    »Wie man sät, so wird man ernten«, fügte Key hinzu.
    Wo hatte ich das erst neulich gehört?
    Tobacco Pouch, der den Himmel prüfend betrachtet hatte, wandte sich an Key. »Er wird gleich hier sein«, sagte

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