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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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miteinander sprachen -, wussten beide, wie sehr es darauf ankam, dass niemand den Grund erfuhr, aus dem man sie hierhergebracht hatte.
    Die schwarze Dame lag versteckt in einer Höhle auf einer Insel vor der Küste von Maino, wo Byron, wie er einst Trelawny gegenüber geäußert hatte, beerdigt zu werden wünschte - die Höhle, in der er Der Korsar geschrieben hatte. Nur drei Menschen - Haidée, Kauri und Byron selbst - wussten, wo die Figur zu finden war. Aber was nützte ihnen das jetzt?
    Der griechische Unabhängigkeitskrieg, der vor drei Jahren so furios begonnen hatte, hatte sich mittlerweile immer mehr zum Schlechten gewendet. Prinz Alexander Ypsilantis, der Oberbefehlshaber der Truppen und ehemalige Kopf des Geheimbundes Hetaireia ton Philikon , der sich die Befreiung Griechenlands auf die Fahnen geschrieben hatte, war von seinem früheren Herrn, Zar Alexander I. von Russland, verstoßen und verraten worden und verfaulte jetzt in einem österreichischungarischen Gefängnis.
    Die heillos zerstrittenen griechischen Splittergruppen wetteiferten um ihren Einfluss, während Byron, vielleicht ihre letzte
Hoffnung, in einem heruntergekommenen Zimmer in Messolongi im Sterben lag.
    Noch schlimmer war, dass Haidée ihrem Vater die Qualen am Gesicht ablesen konnte, nicht nur die Schmerzen aufgrund des Gifts, das man ihm zweifelsohne verabreicht hatte, sondern auch den Kummer darüber, diese Welt verlassen zu müssen und sie, seine Tochter, zurückzulassen mit einer Mission, die noch nicht vollendet war.
    Kauri hockte schweigend neben dem Bett, eine Hand auf Byrons Kopf, während Haidée bei ihrem Vater stand und seine kraftlose Hand hielt.
    »Vater, ich weiß, wie schrecklich krank du bist«, sagte sie mit sanfter Stimme. »Aber ich muss die Wahrheit wissen. Welche Hoffnungen können wir uns jetzt noch machen, die schwarze Dame zu retten - oder das Schachspiel?«
    »Wie du siehst«, sagte Byron mühsam, »haben sich unsere sämtlichen Befürchtungen bestätigt. Die Kriege und der Verrat in Europa werden erst enden, wenn alle Völker befreit sind. Napoleon hat, als er in Russland einmarschiert ist, sowohl seine Verbündeten als auch die Franzosen verraten - und schließlich auch seine Ideale. Und indem Alexander von Russland alle Hoffnungen zunichtemachte, die östlichen Kirchen gegen den Islam zu einen, hat auch er die Ideale seiner Großmutter Katharina der Großen verraten. Was nützt Idealismus, wenn die Ideale falsch sind?«
    Der Dichter saß mit geschlossenen Augen zurückgelehnt in seinen Kissen. Das Sprechen erschöpfte ihn.
    Als er seine Hand ein wenig bewegte, langte Haidée intuitiv nach der Tasse mit dem starken Teeaufguss, den Fletcher auf Byrons Bitte hin gemacht hatte, bevor er gegangen war. Haidée sah, dass der Diener auch eine Wasserpfeife so weit vorbereitet hatte, dass Byron sich die Dosis an Tabak selbst
verabreichen konnte, die ihm die Kraft für alle notwendigen Erklärungen geben würde.
    Nachdem Byron den Tee aus der Tasse getrunken hatte, die Haidée ihm hinhielt, schob Kauri dem Dichter das Mundstück der Wasserpfeife zwischen die Lippen. Schließlich war Byron in der Lage, fortzufahren.
    »Ali Pascha war ein Mann mit einer außergewöhnlichen Mission«, sagte er mit schwacher Stimme. »Es ging um mehr, als Ost und West zu einen, es ging um die Vereinigung der grundlegenden Wahrheiten. Ihn und Vassiliki kennenzulernen, hat mein Leben geändert zu einer Zeit, als ich kaum älter war als ihr beide jetzt. Aufgrund dieser Erfahrung habe ich meine besten Liebesgeschichten geschrieben: die Geschichte von Haidées und Don Juans Leidenschaft; Der Giaur - der Ungläubige - die Liebe eines nichtmuslimischen Helden zu Leila. Aber giaur bedeutet eigentlich nicht ungläubig. Die älteste Bedeutung des Worts, das sich vom persischen gawr ableitet, bezeichnet einen Anbeter des Feuers, einen Zoroastrier. Oder einen indischen Parsen, einen, der Agni, die Flamme, anbetet.
    Das ist es, was ich vom Pascha und den Bektaschis gelernt habe - die allen großen Wahrheiten zugrunde liegende Flamme. Und von deiner Mutter, Vassiliki, habe ich die Liebe gelernt.«
    Mit einer Handbewegung bat Byron sie, ihm noch etwas von dem Tee zu geben und die Wasserpfeife noch einmal zu reichen, damit er wieder zu Kräften kam. Als dies zu seiner Zufriedenheit ausgeführt war, fuhr Byron fort: »Vielleicht werde ich kein weiteres Jahr mehr leben, aber zumindest werde ich morgen noch den Tagesanbruch sehen. Es bleibt also noch genügend

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